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SONNTAGS um zehn: Eine reine Glaubensfrage

Thema in der Bonifatiuskirche: der Apostel Thomas.

Ostern ist vorüber, Jesus nach christlicher Überlieferung auferstanden. Eigentlich eine Zeit zum Jubeln, und doch auch eine Herausforderung, ein Härtetest für den Glauben. Weißer Sonntag, das ist die Zeit, in der gerne die Geschichte vom Apostel Thomas erzählt wird, dem „ungläubigen Thomas“, der erst an Jesu Auferstehung glaubt, als er dessen Wundmale mit eigenen Fingern berührt. Caravaggio zeigt die Szene in einem berühmten Gemälde. Auch Diakon Klaus-Peter Schaal bezieht sich in seiner Predigt in der St.-Bonifatius-Kirche an der Yorckstraße auf diese Geschichte und zitiert Jesus (nach Johannes, 20): „Weil du mich gesehen hast, glaubst du. Selig sind die, die nicht sehen und doch glauben.“

Das berührt natürlich den Kern aller Religion. Was ist der Glaube, und wie kann ich an das glauben, was ich nicht sehe? Kann ich das überhaupt? Oder hat die Kunstfigur John Ottway, gespielt von Liam Neeson, recht, der im gerade gestarteten Kinofilm „The Grey – Unter Wölfen“ die Faust zum Himmel reckt und zu Gott schreit:  „Du musst dir den Glauben erst verdienen“? 

Muss er nicht. „Der Glaube ist eine Zumutung“, sagt Schaal in seiner Predigt. „Er fällt leicht, wenn Beweise vorliegen. Aber er muss immer wieder neu errungen werden, ein fester, abgeschlossener Besitz ist er nie.“ Und in diesem Prozess stärkt und festigt er sich auch. Vielleicht ist das der Grund, warum schon Augustinus gesagt hat: „Der Unglaube des Thomas hat uns mehr genützt als der Glaube aller anderen.“

Ausgestorben ist der Glaube hingegen in der Tochterkirche St. Agnes in der Alexandrinenstraße. Sie wurde aufgegeben und soll Kunstraum werden. Die Stockmann-Orgel, die dort stand, befindet sich jetzt in St. Bonifatius. Sie muss erneuert werden, dafür ist die Kollekte bestimmt.

Zum Abschied hat der Diakon nachösterliche Wünsche: „Mögen wir immer tiefer in den Glauben hineinwachsen, in der Familie, am Arbeitsplatz, überall dort, wo der Geist Gottes in der kommenden Woche hinweht.“ Udo Badelt

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