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SONNTAGS um zehn: Einmischen oder raushalten?

Reformation und Politik: EKD eröffnete ihr Themenjahr in der Marienkirche.

Martin Luther wäre nicht erfolgreich gewesen ohne die Politiker, die ihn unterstützten, allen voran der Kurfürst von Sachsen. Luther entwickelte aus der Bibel und aus Erfahrungen mit seinen fürstlichen Förderern die Lehre von den zwei Reichen und trennte strikt zwischen der Sphäre der Politik und der des Glaubens, in denen er unterschiedliche Kräfte wirken sah. Was folgt daraus für heute? Soll sich die Kirche in die Politik einmischen oder heraushalten?

„Für beide Sichtweisen gibt es gute Argumente“, sagte Prälat Martin Dutzmann am Sonntag auf der Kanzel der Marienkirche am Alexanderplatz. Dutzmann, Bevollmächtigter des Rates der EKD bei der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union, kurz: der Cheflobbyist der evangelischen Kirche, eröffnete so das Themenjahr der EKD „Reformation und Politik“, zu dem es bundesweit Veranstaltungen geben wird. Denn 2017 feiert die evangelische Kirche das 500. Jubiläum der Reformation als Großereignis.

Der Prälat konzentrierte sich in seiner Predigt auf den biblischen Spruch, der in die prächtige, mit Putten geschmückte Kanzel der Marienkirche eingemeißelt ist: „Denn das Gesetz ist durch Mose gegeben; die Gnade und Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden“. Moses’ Gesetz, die zehn Gebote, seien uneingeschränkt gültig, sagte Dutzmann. Durch den Gottesbezug in der Präambel des Grundgesetzes seien sie auch für die Parlamentarier maßgebend. Abgeordnete sollten dafür sorgen, dass es Menschen an nichts Lebensnotwendigem mangelt, nicht an Nahrung, Wohnung, Bildung, Gesundheitsvorsorge und Sicherheit für Leib und Leben. Das gelte für Deutsche wie für die Zugewanderte, „egal, ob sie aus dem Irak, Bulgarien oder Rumänien kommen“. Politiker seien nicht dazu da, „den Himmel auf Erden zu schaffen“. Das sollten sie Gott überlassen, ebenso die letzten Wahrheiten. Viele der 400 Gäste, darunter Prominenz aus der Kirche, konnten diesen Sätzen gut zustimmen.

Anschließend führte Landesbischof Markus Dröge den Berliner Pfarrer Bernd Krebs ins neue Amt als Reformationsbeauftragter ein. Er soll das Jubiläum 2017 und den Kirchentag in Berlin mit vorbereiten. Dröge betonte, dass für die Gespräche mit Politikern das biblische Wort die Grundlage sein müsse – ganz so, wie es Martin Luther predigte.

Alles richtig und wichtig. Doch mehr Feierlaune und Fröhlichkeit hätten dem Gottesdienst gutgetan. Claudia Keller

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