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Sonntags um zehn: Reife Entscheidung

Die Stephanus-Gemeinde begrüßte ein neues Mitglied. Es war ein nicht alltägliches Ereignis in der Zehelndorfer Kirche.

Claudia B. antwortete deutlich „Ja“. Am Sonntag trat die Zehlendorferin in die Evangelische Kirche ein: Am Taufstein der evangelischen Stephanus-Kirche an der Hochbaumstraße benetzte Pfarrer Hartmut Menn drei Mal die Stirn der jungen Frau mit Wasser: „Ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Und die gut 100 Menschen, die sich unter dem zeltförmigen Dach des Kirchengebäudes zum Gottesdienst versammelt hatten, schauten zu, als ein Freund der Getauften die Taufkerze entzündete, der Pfarrer den Taufspruch verlas und das neue Kirchenmitglied segnete.

Nur 1700 Erwachsenentaufen zählte die 1,2 Millionen Gemeindeglieder große Landeskirche im Jahr 2007. Und auch in der Zehlendorfer Stephanus-Kirche ist solch ein Ereignis nicht alltäglich. Deswegen nahm sich Pfarrer Hartmut Menn auch die Zeit und erklärte vor allem den Kindern in den ersten Stuhlreihen des Gotteshauses genau, wie eine Taufe vor sich geht. „Was braucht denn ein Pfarrer für die Taufe?“, wollte der Theologe mit dem ergrauten Pferdeschwanz von ihnen wissen. „Ich weiß nicht“, antwortete ein Junge, „Wasser“ und „Gott“ sagten zwei Mädchen. „Wir taufen auf den Namen Gottes, und im Hinblick auf den Auftrag Jesu, alle Menschen zu taufen“, sagte der Pfarrer, diesmal mehr den Erwachsenen zugewandt. Auch einige von ihnen erinnerten sich an die eigene Taufe: Wer als Kind oder Erwachsener im Oktober Tauftag hatte, wurde vom Pfarrer namentlich aufgerufen und zum Altar gebeten. Dort gab es einen Segensspruch und eine kleine Kerze. Denn Christen sollen ja das „Licht der Welt“ sein, erinnerte Menn die Gemeinde an ein Wort von Jesus Christus.

In der Predigt ging es um das Leben eines Christen. „Was ist das Wichtigste im Verhältnis zu Gott, in der Gemeinde und in meinem Leben?“, fragte Pfarrer Menn. Seine Antwort nahm er aus dem Markus-Evangelium, in dem Jesus mit den Pharisäern diskutiert: „Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Natürlich sei es nicht leicht, Gott auch für die Fragezeichen im Leben zu loben, sagte Menn. Manchen Menschen falle es sogar besonders schwer, sich selbst zu lieben. Aber die Liebe bleibe das Wichtigste im Leben. Und an diesem Sonntag ging es noch nach dem Gottesdienst darum: Die im Gemeindehaus ansässige Praxis für Ehe- und Lebensberatung von Felicitas Bärend feierte ihr zehnjähriges Bestehen. Und bei Kaffee und Kuchen freuten sich die Gottesdienstbesucher darüber, dass es der Therapeutin gelang, vielen zerstrittenen Paaren den Geist der Nächstenliebe neu zu schenken. Benjamin Lassiwe

Einen Gottesdienstüberblick finden Sie jeden Donnerstag in unserer Beilage Ticket

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