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SONNTAGS um zehn: Sonnenschein und Wir-Gefühl

Berlins Katholiken starten ins Jahr des Papstbesuchs

In Dreierreihen standen die Menschen in der katholischen Sankt-Hedwigs-Kathedrale am Bebelplatz in Mitte. Mit mehr als 1000 Kirchgängern war das Gotteshaus bis auf den letzten Platz besetzt. Lange vor Beginn des Pontifikalamtes waren die Gesangbücher ausgegangen, und auch die kleinen Ansteckbuttons mit dem Logo des Papstbesuchs im Herbst, die Pro-Reli-Initiator Christoph Lehmann im Vorraum verteilte, reichten nicht für alle.

Mit der Messe am Sonntag, dem sechsten Jahrestag der Wahl von Benedikt XVI., feierte das Erzbistum Berlin den offiziellen Auftakt zum Besuchsjahr des Papstes. „Benedikt XVI. geht uns auf dem Weg zu Christus voran“, sagte der Diözesanadministrator des vakanten Erzbistums, Weihbischof Matthias Heinrich. „Er erinnert uns daran, dass es ohne Gott keine Zukunft gibt.“ Lautstark sangen die Menschen in der Kirche die Choräle.

Die Predigt hielt Erzbischof Jean-Claude Perisset, der Apostolische Nuntius und diplomatische Vertreter des Heiligen Stuhls in Deutschland. „Benedikt kommt nach Berlin, um uns in unserem Glauben und auf unserem Lebensweg zu bestärken“, sagte Perisset. Dann sprach er über die verschiedenen Titel, die Benedikt XVI. in der katholischen Kirche hat – vom „Bischof von Rom“ bis zum „Diener der Diener Gottes“. „Sein Amt ist eine feste und beständige Unterstützung unseres Glaubens auf dem Weg der Erlösung“, sagte Perisset. Es sei direkt begründet in der Erwählung des ersten Papstes, Petrus, durch Jesus Christus. Auf dem Fels des Petrus ruhe die Sicherheit im Glauben. „Die Geschichte der Kirche beweist, wie wahr das ist“, sagte Perisset. „Denn jede Trennung von Rom bringt eine schwebende Haltung zur Kirche Christi mit sich.“ Und der Nuntius erinnerte an das Beispiel des im September 2010 von Benedikt selig gesprochenen Kardinals John Henry Newman – eines Anglikaners, der die Kirche von England verließ und zum Katholizismus konvertierte. Das zeige, „wie das Hirtenamt des Papstes Wege sucht, um die Kirchenspaltung zu überwinden“, sagte Perisset. Das war ein kräftiger Fußtritt in den Allerwertesten der Ökumene – Perisset setzte damit einen deutlich anderen Akzent als Benedikt selbst, der noch vor einigen Wochen in einem Brief an die EKD um mehr Zeit mit den Protestanten bat.

In der Kathedrale störte das niemanden. Im Gegenteil: Berlins Katholiken genossen ein neues Wir-Gefühl. Schnell waren die Einladungen zur Papstmesse am 22. September vor dem Schloss Charlottenburg vergriffen. Schüler der Potsdamer Liebfrauenschule stellten sich vor dem Gotteshaus zum Gruppenfoto auf. „Herzlich Willkommen, Papst Benedikt XVI.“, war auf ihren T-Shirts zu lesen. Diözesanadministrator Heinrich dankte Perisset für die „aufbauenden Worte“. „Ich freue mich über diese Aufbruchsstimmung“, sagte auch der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken, Wolfgang Klose. „Dass heute die Sonne scheint, lässt mich hoffen, dass wir auch bei der Papstmesse im September eine gute Stimmung haben werden.“ Benjamin Lassiwe

Mehr zum Papstbesuch in Berlin: www.erzbistumberlin.de

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