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SONNTAGS um zehn: Wenn Bauern beten

Der Gottesdienst in der Gedächtniskirche widmete sich der Grünen Woche

Der dunkle Ton der Alphörner schallte durch die Gedächtniskirche. Und ein Biobauer im Trachtenjackett las das Evangelium. Es ist „Grüne Woche“ in Berlin, also auch in der Kirche. „Teller und Tank“ hieß das Motto des Abendmahlsgottesdienstes, zu dem Pfarrer Martin Germer, Messeseelsorgerin Barbara Deml-Groth, der katholische Jesuitenpater Tobias Zimmermann und die evangelische Pröpstin Friederike von Kirchbach gestern die Besucher des Gotteshauses auf dem Breitscheidplatz begrüßten. Die schwarzen Lederstühle waren gut besetzt: Messebesucher und Vertreter von Fachorganisationen wie dem Bauernverband ergänzten die normale Gottesdienstgemeinde.

Im tiefblauen Licht des Kirchenraums widmeten sich die Geistlichen dem Thema der nachwachsenden Rohstoffe und den Sorgen der Bauern. „Viele Landwirte sehen eine Zukunftschance – aber manche sehen das kritisch, wenn auf dem Acker nicht mehr Brotgetreide, sondern Biosprit wächst“, sagte Barbara Deml-Groth. Der verantwortliche Umgang mit der modernen Landwirtschaft sollte im Zentrum des Gottesdienstes stehen: „Wir wollen uns unserer Verantwortung für die Schöpfung bewusst werden und Gott um den klärenden Geist bitten, dass er unser Gewissen dafür schärft“, mahnte Gedächtniskirchen-Pfarrer Martin Germer. Die Theologen entwarfen das Bild eines Milchbauern, der heute nur durch den Verkauf von Biogas überleben kann. „1970 musste ein Mensch durchschnittlich noch neun Minuten für einen Liter Milch arbeiten, heute sind es nur noch drei Minuten“, sagte Deml-Groth. Und nur 30 Prozent des Milchpreises kämen am Ende beim Bauern an. Und Germer ergänzte: „Soll das die Zukunft werden, dass Kühe und Bauern vorrangig zu Gaserzeugern werden?“

In ihrer Predigt suchte Pröpstin Friederike von Kirchbach nach Antworten auf diese Fragen: „Wir haben einen Auftrag für die ganze Schöpfung, Tiere und Pflanzen sind uns anvertraut.“ Die Menschen hätten nicht das Recht, das von Gott Gegebene über ihre Lebenszeit hinaus so zu beeinträchtigen, dass nachfolgende Generationen darunter leiden. „Wir brauchen Ehrfurcht vor dem Leben, Demut und Bescheidenheit.“ Benjamin Lassiwe

Messeseelsorge auf der Grünen Woche: Halle 6.2, Eingang Sommergarten. Im Raum der Stille finden Andachten statt.

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