zum Hauptinhalt

Berlin: SONNTAGS um zehn

Durst – das ist das Verlangen nach einer für das Leben notwendigen Sache. So zumindest definiert das die Heilige Teresa von Avila.

Durst – das ist das Verlangen nach einer für das Leben notwendigen Sache. So zumindest definiert das die Heilige Teresa von Avila. Und auch das Verlangen nach Gott wird in der Bibel oft mit „Durst“ bezeichnet. Der Durst der Teresa von Avila galt dem „lebendigen Wasser“, der tiefen Beziehung zu Gott, sagte Pfarrer Lutz Nehk gestern in der Gedenkkirche Maria Regina Martyrium.

Am heutigen Montag ist Gedenktag der Heiligen Teresa von Avila, die als große Mystikerin gilt. Im Oktober vor 425 Jahren starb die Karmelitin und Kirchenlehrerin. Aus diesem Anlass feierten die Schwestern des Karmel in Berlin am Heckerdamm am gestrigen Sonntag einen Festgottesdienst. Eine tiefere Beziehung zu Gott ermöglichen, das ist das Anliegen des kontemplativen Klosters in Charlottenburg: mitten in der Großstadt einen Raum der Stille und des Gebets zu schaffen. Seit 1984 leben die Karmelitinnen neben der Gedenkkirche für die Opfer des Nationalsozialismus, unweit der ehemaligen Hinrichtungsstätte Plötzensee. Mit ihrem Leben und Gebet wollen die Schwestern sich gegen das Vergessen stellen.

Voll besetzt war die Gedenkkirche nicht. Die zumeist älteren Gottesdienstbesucher wirkten beinahe etwas verloren in dem imposanten quadratischen Innenraum, wo eine schnörkellose Ausstattung auf betongraue Wände trifft. Die schlichte Atmosphäre spiegelt den Geist des Ordens wider. So war auch der Festgottesdienst einfach gehalten. Nur die anschließende Einladung zum Mittagessen in die Gemeinderäume war Beweis dafür, dass es ein besonderer Tag für die Karmelitinnen war.

Das gelesene Evangelium berichtet von dem Gespräch einer Samariterin mit Jesus am Jakobsbrunnen. Auch hier spricht Jesus von dem lebendigen Wasser. „Herr, gib mir solches Wasser, damit mich nicht dürstet“, bittet die Frau Jesus am Brunnen. Auch Teresa von Avila unterschied zwei Arten von Wasser, hieß es in der Predigt. Zum einen das Wasser, das schon viele Stationen durchlaufen hat, verschlammt und abgestanden sei. Zum anderen das frische, makellose Wasser der Quelle, das nur Gott geben könne. Menschen, die nach so tiefen geistigen Erfahrungen strebten wie Teresa von Avila, hätten eine Ausstrahlung in die Kirche hinein und auf ihr Umfeld, sagte Pfarrer Lutz Nehk. In dem Karmelitinnenkloster könne man das spüren, „hier ist ein gesegneter Ort, eine lebendige Quelle für die Menschen“.Sandra Stalinski

Sandra Stalinski

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false