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Da kann die Verkäuferin noch so nett lächeln. Mundgeruch ist geschäftsschädigend.

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Sonntagsfragen: Mundgeruch ist ein heikles Thema

Was tun gegen Mundgeruch? Nicht gegen den eigenen - sondern den der anderen? Unsere Autorin weiß Rat.

Beim Hemdenkauf in einem Fachgeschäft entdeckte ich eine außergewöhnliche Krawatte. Ich wollte testen, ob sie zu einem bestimmten Hemd passte. Eine Verkäuferin half mir unaufgefordert beim Zuknöpfen des Hemdes und band dann die Krawatte locker dazu um. Leider hatte die Dame sehr starken Mundgeruch. Ich wandte den Kopf ab, denn mir wurde fast schlecht. Die Dame sprach jedoch fröhlich weiter, mit jedem Wort ein neuer Schwall. Meine Großmutter hätte sicher aus Ihrer Handtasche ein Pfefferminz-Bonbon gezaubert und es der Dame gegeben. Darf man als Mann auch so etwas tun? Gekauft haben wir trotzdem.

Augenzwinkernde Hilfestellung

Augenzwinkernde Hilfestellung in peinlichen Situationen sollte auf keinen Fall nur Großmüttern vorbehalten sein. Die Geste klingt doch ganz bezaubernd. Ein Pfefferminzbonbon sagt mehr als tausend Worte oder hundert angeekelte Blicke. Zu groß die Gefahr allerdings, dass der Hintergrund des freundlichen Angebots gar nicht in der ganzen Dimension verstanden wird. Die Sitte, einander Pfefferminz anzubieten, ist ja ganz verbreitet, sie sind auch nicht mehr so teuer, wie zu Großmutters Zeiten, als es noch keine riesigen Drogeriemärkte gab.

Ob man sie auch ohne Bonbon auf ihr Handicap aufmerksam machen darf? Natürlich, und es spielt auch keine Rolle, ob das ein Mann oder eine Frau tut. Es ist halt eine Frage der Überwindung und des Muts.

Geschäftsschädigender Geruch

Leichter wäre es, einfach zu sagen, man überlege noch mal und das Geschäft dann schnellstmöglich zu verlassen. Das werden etliche potenzielle Kunden wohl auch genauso gehalten haben. Insofern ist der Mundgeruch der Verkäuferin regelrecht geschäftsschädigend, und Sie täten ihr und dem Ladenbesitzer sogar einen großen Gefallen, wenn Sie das Problem ansprechen würden. Das sollte freilich immer so geschehen, dass Umstehende nichts mitbekommen.

Was mich an Ihrer Geschichte ein bisschen verstört, ist die Tatsache, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Normalerweise hätten doch, schon im Interesse ihres Arbeitsplatzes, unbedingt die Kollegen oder der Besitzer die Verkäuferin bitten müssen, etwas gegen ihren Mundgeruch zu tun. In einem Geschäft, in dem alle motiviert an einem Strang ziehen, wäre das eine absolute Selbstverständlichkeit. Unangenehmer Mundgeruch, wie Sie ihn beschreiben, kann Ausdruck einer Krankheit sein und kommt dann in der Regel auch öfter vor. Es ist schon erstaunlich, dass Sie so lange Haltung gezeigt und sich nicht entwunden haben. Die diskrete kleine Anmerkung wäre dagegen vermutlich ein Kinderspiel gewesen.

Bitte schicken Sie Ihre Fragen mit der Post (Der Tagesspiegel, „Immer wieder sonntags“, 10876 Berlin) oder mailen Sie diese an:

meinefrage@tagesspiegel.de

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