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Berlin: Sony-Center: Ein Traum von Wohnung, aber kühl wie Glas und Stahl

"Was kostet denn das hier?" Einskomma-Acht, sagte die Frau vom Sony-Center, flankiert vom Star-Architekten Helmut Jahn, der alles entworfen hat.

"Was kostet denn das hier?" Einskomma-Acht, sagte die Frau vom Sony-Center, flankiert vom Star-Architekten Helmut Jahn, der alles entworfen hat. Senatsbaudirektor Hans Stimmann fragte ganz unschuldig, was denn das heißt, Einskomma-Acht. "Millionen natürlich", sagte sie überrascht und wusste nicht so recht, ob er überhaupt eine Antwort erwartet hatte. Viel Geld, aber alles inklusive, also mit teurer und edler Ausstattung. Zehnte Etage, 152 Quadratmeter, Glasloggia, Air Condition, Doorman-Service sowieso. Ein Traum von Wohnung, aber kühl wie Glas und Stahl.

Städtisches Wohnen, großzügig entworfen, mit höheren Decken, Wintergärten, und mindestens zwei Bädern: Beispiele, wie sich jenseits aller Förderprogramme bauen lässt und wie versucht wird, zeitgemäß an großbürgerliches Wohnen der Gründerzeit anzuschließen, wurden gestern besichtigt. Als Anschauungsunterricht sozusagen, vor einer abendlichen Veranstaltung der "Architurwerkstatt", zu der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung die Architekten Helmut Jahn, Hans Kollhoff und Christoph Sattler eingeladen hatte. Sie haben in jüngster Zeit Berliner Wohnungen höchsten Standards entworfen; Jahn am Potsdamer Platz, Sattler im Tiergarten-Dreieck und Kollhoff die Kolonnaden an der Leibnizstraße. Ihre Bauten sind als Eigentumswohnungen mit Quadratmeterpreisen von rund 10 000 bis 14 000 Mark auf dem Markt.

Und so trafen sie sich zunächst bei Jahn, also im Sony-Center, wo der Architekt selbst durchs Haus führte. Das einstige Esplanade, mit seinen Resten hinter Glas gesetzt, besteht nicht nur aus den geretten Sälen, sondern auch aus einem kleinen Altbau-Kern für Großwohnungen. Stimmann wollte erfahren, wie denn das überhaupt ist, sich so einer Wohnung zu nähern, den Eingangsbereich zu erleben. Der wirkte zunächst kalt und ernüchternd, weil die Bauarbeiten im "Esplanade Residence" noch nicht abgeschlossen sind. Nach einigem Treppensteigen öffneten sich oberhalb der Säle die Türen für eine 135 Quadratmeter "Altbauwohnung", aufgeteilt in nur zwei Zimmer, mit glasgetöntem Blick auf den Tiergarten und auf das Forum. Architekt Jahn führte stolz durch die Räume, die so merkwürdig dunkel wirkten. Noch wohnt hier keiner. Von den 134 Eigentumswohnungen und den 67 Mietwohnungen sind 30 Prozent vergeben.

Oben dann, in der Musterwohnung der zehnten Etage, war alles heller. Freundliches Mobiliar und warmes Licht, ein faszinierender Blick auf arbeitende Büroleute des Sony-Centers ringsum, auf das rote steinerne Hochhaus des Kollegen Kollhoff, auf das auch der Schöpfer immer wieder schauen musste. Helmut Jahn streichelte über Glasfronten, er liebt das Material, weil es ihm besseres Licht und besseren Blick gibt. Er wies auf einen "typischen alten Erker", den er in einer Glasfront einbauen ließ, auf einen Wintergarten - das kam auch dem näher, was sich der Senatsbaudirektor von neuen Wohnkonzepten mit einer wachsenden Bedeutung der Außenräume - Terrassen, Loggien und Balkone - verspricht.

Helmut Jahn stellte dann noch eine der Mietwohnungen (34 Mark pro Quadratmeter) vor, die über dem Imax-Kino untergebracht sind, zu erreichen über ein Foyer mit Laubengängen - eine Bezeichnung, die so gar nicht zur kühlen Technik ringsum passen wollte.

Christian van Lessen

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