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Berlin: Sound der Stadt

Nach Transmediale und Berlinale-Partynächten kehrt in Berlin einen Moment lang Ruhe ein, zumal Karneval hier kein großes Ding ist. Den Partygängern bleibt nur die Rückkehr ins „normale“ Nachtleben, wobei sie mit einem Angebot von über 200 Clubs in dieser Stadt wirklich nichts zu jammern haben.

Nach Transmediale und Berlinale-Partynächten kehrt in Berlin einen Moment lang Ruhe ein, zumal Karneval hier kein großes Ding ist. Den Partygängern bleibt nur die Rückkehr ins „normale“ Nachtleben, wobei sie mit einem Angebot von über 200 Clubs in dieser Stadt wirklich nichts zu jammern haben. Dabei wirken weniger die schicken, mit viel Mediengedöns eröffneten Clubs so anziehend, sondern eher die kleinen, gerne auch etwas ranzigen Undergroundclubs. Während das Goya zu scheitern droht, stehen lange Schlangen vor dem Rio, der Hafenbar, dem SchwuZ und dem White Trash. Es gibt in dieser Stadt offensichtlich nur eine Regel: je schicker der Club, desto größer die Schwierigkeit, das passende Publikum zu finden.

Es ist schwer zu sagen, was in Berlin gerade angesagt ist. Es sind keine neuen Hypes in Sicht und eine gewisse Unaufgeregtheit macht sich breit. Wenn man sich das Programm der Clubs im Einzelnen anschaut, fällt auf, dass sich diese Unaufgeregtheit auch auf das musikalische Programm niederschlägt. Eine der meistgespielten Musikrichtungen in den Bars und Clubs ist derzeit Reggae. Abseits von aller Medienbeachtung scheint Reggae und Artverwandtes hier in der Stadt unglaublich populär zu sein, ungefähr so wie Metal auf dem Land. Ist Reggae etwa der Gegenpol zur großstädtischen Schnelligkeit? Oder ist Reggae nur deshalb so populär, weil es das ungefähre Gegenteil von Berlin im Februar ist?

Bei Reggae hat man vor einiger Zeit noch an Kiffer mit langen Dreadlocks gedacht. Weit gefehlt. Heute können sich alle auf Reggae einigen. Und es ist überhaupt kein Problem, an jedem Abend der Woche einen Club zu finden, in dem Reggae, Dub oder Ragga gespielt wird. Gleich heute zum Beispiel im Avastar, im Cassiopeia, im Fire Star, im The Pip’s und im Zyankali. Morgen geht es weiter in der Astro Bar, im Far Out, in der Glühlampe, im Oxymoron, im Raumklang, im Acud und mit einer Tanzparty auf dem Partyschiff Hoppetosse. Am Freitag dann im 2BE Club, im Bastard, im Beat Club, im Bohannon, im H2O Club, in der Pfefferbank und im Steinhaus. Und so weiter.

Theoretisch kann man sich locker bis Montagabend durchgrooven. Dann erst kommt nämlich der Höhepunkt: Altmeister Selector Barney Millah steht im Bohannon in der Dircksenstraße in Mitte an den Decks. Seit mehr als 20 Jahren ist er einer der wichtigsten Akteure in der Berliner Reggae-Szene. Das ehemalige Mitglied des Soundsystems Concrete Jungle war überhaupt einer der ersten, der Reggae und Dancehall in die Berliner Clubs gebracht hat. In den Anfangszeiten war er noch eine Ausnahme. Ob Barney Millah damals schon gewusst hat, dass seine Musik in Berlin einmal so populär werden würde?

Do, 23.02. ab 22 Uhr „Herbclub spezial“ mit Ras Dan (Reggae, Ragga, Dancehall) auf der MS Hoppetosse / Mo, 27.02. ab 22 Uhr „Escobar“ mit Barney Millah & Guests (Reggae, Dancehall, Socca) im Bohannon, Dircksenstr. 40

Christine Lang

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