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Soziales Engagement: Auf Mission im Netz

Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung geht neue Wege in der virtuellen Welt. Sie will Jugendliche für neuartige Ehrenamtsprojekte gewinnen - darunter Internet-Nachhilfe für Erwachsene

Die Eingeborenen der digitalen Welt engagieren sich anders als ihre Eltern. Aber das kann sogar ein Vorteil sein. Die Geschäftsführerin der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung, Heike Kahl, hat sich ausführlich auseinandergesetzt mit dem „Neuen Ehrenamt“. Dass man sich ein Leben lang an eine Organisation bindet, ist bei Jugendlichen eher out. Darunter leiden etwa Parteien und die freiwillige Feuerwehr. Viel lieber widmen Jugendliche ihre Energie einem zeitlich begrenzten Projekt. Das Internet bietet viele Möglichkeiten, Einsatzorte zu finden und sich mit Leuten zusammenzutun, die ähnliche Interessen haben. Dieses Expertenwissen will die Kinder- und Jugendstiftung weitergeben: Ihr schwebt vor, dass benachteiligte, aber onlineerprobte Jugendliche nun Erwachsene nachschulen. Denn Heike Kahl meint, Erwachsene sollten sich bewusst machen, dass sie nur einen Bruchteil der virtuellen Welt kennen. Jugendliche hätten ein völlig neues soziales und geografisches Gefühl, weil sie zeitgleich per Computer in Deutschland, Indien und Uruguay sein – und auch recherchieren – könnten. Die Stiftung will junge Leute aus schwierigen Lebenssituationen an das Prinzip der Teilhabe an der Gesellschaft heranführen. Wie kann man Jugendliche zum Engagement für die Gesellschaft bringen, auch über Online-Projekte wie Crowdfunding? Darüber wird Kahl am heutigen Donnerstag mit anderen Experten bei der „Zeit“-Konferenz „Die digitale Generation“ diskutieren, die mit geladenen Gästen in der Kalkscheune stattfindet und zusammen mit dem Unternehmen Telefonica organisiert wurde. Dabei soll es auch darum gehen, wie Jugendliche, die keinen Job finden, sich mit Eigeninitiative als Start-up aus der Misere hangeln können. Manchmal macht Heike Kahl überraschende Erfahrungen. Wenn türkische Jugendliche einer alten Frau in der Nachbarschaft helfen, Einkäufe zu erledigen oder zum Arzt zu kommen, verstehen sie das nicht als ehrenamtliches Engagement. „Das ist für sie eine familiäre Selbstverständlichkeit.“ Solche Lebenseinstellungen seien ein Ansatzpunkt, sie zum mitmachen zu gewinnen: Etwa dabei, Brachflächen im Umfeld der Schule zu verschönern oder Freizeittreffpunkte zu gestalten. Kahl war überrascht über den Run, den es auf das „Freiwillige Soziale Jahr“ in einer Kita in Sachsen gegeben habe. Ein besonderes Ehrenamtsprojekt für die digitale Generation schwebt Kahl schon vor: ein Pädagogen-Weiterbildungsprogramm im Netz. Das ist Hilfe in die andere Richtung, damit Erwachsene überhaupt die Möglichkeiten erahnen können, die es da gibt. Elisabeth Binder

Die Stiftung im Netz:
www.dkjs.de

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