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Haste Töne. Im Klingenden Museum können Kinder, die noch nie ein Instrument gespielt haben, spielerisch den Umgang damit erlernen – angeleitet von Musikpädagogen. Musik, Kunst, Medien, Naturwissenschaften – all das fördert die Lichtburg-Stiftung.

© Georg Moritz

Soziales Engagement: Der gute Ton

Trompete spielen, Zaubertricks lernen, Videos produzieren: So was kann sich nicht jeder leisten. Die Lichtburg-Stiftung unterstützt Projekte für Kinder und Jugendliche aus dem Kiez in Wedding – und darüber hinaus.

Es ist leicht zu finden, das Klingende Museum. Die Besucher müssen einfach nur den schiefen Tönen folgen, die schon vor dem Eingang zu hören sind. Im Museum tummeln sich Kinder mit ihren Eltern im ersten Musikraum und sind mit vollem Eifer dabei, einen Ton aus den Blasinstrumenten herauszubekommen. Gemeinsam mit drei weiteren Lernwerkstätten wird das Museum von der Lichtburg-Stiftung in Räumen der Gartenstadt Atlantic im Weddinger Ortsteil Gesundbrunnen angeboten. Hier lernen Kinder und Jugendliche die Grundkenntnisse der Physik, spielen Theater, musizieren, bereiten Museumsbesuche vor, produzieren eigene Lieder und Videos. „Integration durch Kultur und Bildung“ – das ist die Leitidee der Gartenstadt, die sich an Kinder und Jugendliche richtet.

Der fünfjährige Tobias versucht sich an einer Mini-Trompete. „Jetzt musst du ganz tief Luft holen, die Tasten drücken und in das Mundstück reinpusten“, erklärt Musikpädagogin Anna Vogt. Tobias tut es – doch heraus kommt nur ein schwaches „Pfffff“. „Versuch's noch mal“, spornt ihn die Pädagogin an. Und siehe da – ein tiefer Ton ist zu hören. Tobias schaut stolz zu seinem Papa hoch, der noch schnell ein Foto macht. Anna Vogt ist seit gut fünf Jahren freiberuflich als Musikpädagogin tätig. „Hier braucht man auf jeden Fall starke Nerven“, sagt die 30-Jährige. „Leise musizieren geht nun mal nicht.“

„Wir wollen den Kindern den Erstkontakt mit Musikinstrumenten ermöglichen“, sagt René Gruschinski, Projektleiter der Lernwerkstatt. Zwischen 55 und 170 Euro kosten die Workshops, die für Bildungseinrichtungen angeboten werden und bei denen die Kinder die Profi-Instrumente von Yamaha ausprobieren dürfen. „Finanziert wird das Klingende Museum über private Stiftungen, Sponsoren und auch über Kontakte der Lichtburg-Stiftung“, sagt Gruschinski, der dort seit 2006 tätig ist.

Das Klingende Museum hatte der Dirigent Gerd Albrecht 1989 in Hamburg gegründet. 2002 setzte seine Tochter Katharina Albrecht-Stadler die Idee in Berlin zuerst als „Klingendes Mobil“ um, fünf Jahre später bekam das Museum den festen Platz in der Gartenstadt Atlantic. „Das Klingende Mobil gibt es immer noch. Damit fahren wir auch zu Schulen und Kindergärten, denen der Weg zu weit ist“, sagt Gruschinski. Rund 25 000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene erreichen sie im Jahr. „Viele davon kommen aus Wedding, aber auch aus anderen Stadtteilen, manchmal sogar aus dem Umland.“ Kürzlich war, wie berichtet, auch Berlins Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) zu Besuch, die die Angebote in der rund fünfzig Häuser umfassenden Siedlung Gartenstadt Atlantic an der Bellermann- Ecke Behmstraße lobte.

Nur ein paar Meter entfernt hat sich die Lernwerkstatt Zauberhafte Physik niedergelassen. Die Kinder im Alter von fünf bis zehn Jahren erforschen hier physikalische Phänomene und machen Experimente. Da geht es etwa um das Themenfeld „Schwimmen und Sinken“. Auch Kinder der Kita Ramlerstraße waren mit Erzieherin Jeanette Schiller schon da. „Der Besuch der Lernwerkstatt ist kostenlos, benutzt werden fast immer Gegenstände aus dem Haushalt, damit die Kinder die Experimente zu Hause nachmachen können“, sagt Leiterin Elisabeth Korb.

Als die beiden Physikpaten Elisabeth Korb und der Student Torsten Lipski zwei mit Wasser gefüllte Plastikbehälter auf den Tisch vor die Kinder stellen, rutschen diese unruhig auf ihren Stühlen herum. Die Vorschulkinder Alicya und Helin fangen gleich an, mit ihren Händen im Wasser zu planschen. Auf dem Tisch werden nun Gegenstände ausgebreitet, von denen die Kinder erraten sollen, welche schwimmen: Korken, Knete, Teelichter und kleine Holzbalken. „Und nun legt alle Gegenstände, die oben bleiben, in einen Behälter und alle, die untergehen, in den anderen“, sagt Korb. Gemeinsam wird überprüft, ob die Kinder recht hatten. „Wir kommen hier vier Mal im Jahr hin“, erzählt Jeanette Schiller. „Das ist eine schöne Idee, für die wir in der Kita nicht die Zeit haben.“ Während die Kinder noch fleißig am Experimentieren sind, blicken schon die ersten neugierigen Gesichter von außen durch die Fensterscheiben herein.

„Unsere Kinder haben überwiegend einen muslimischen Hintergrund und kommen aus dem Stadtteil Wedding mit einem hohen Ausländeranteil“, sagt Yavuz Yer, Projektkoordinator der Lichtburg-Stiftung. Es gehe darum, mit einem Kulturprojekt die Gruppe zu stärken und die einzelne Religion im Hintergrund zu lassen. „Bis sich die Distanz verliert, dauert es oft eine Weile, das wissen wir aus Erfahrung. Deshalb versuchen wir, schon bei den Kindern anzufangen.“

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