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Die Erfinder. Fred und Fran Hill im Weddinger Ronald-McDonald-Haus. Die Krankheit ihrer Tochter hatte sie auf die Idee solcher Familienquartiere gebracht.

© promo/My-Linh Kunst

Soziales Engagement: Familienwohnung auf Zeit

Das Weddinger Ronald-McDonald-Haus feiert sein 15. Jubiläum. Die Idee stammt von einem ehemaligen US-Sportler und seiner Frau.

Von Ronja Ringelstein

Es sieht ein bisschen weihnachtlich aus. Im Kamin ein Feuer, auf dem Tisch steht Kuchen, und Kerzenlicht erhellt den großen Raum – ein gemütliches Wohnzimmer mit Couches und einer Essecke. Für besondere Besucher hat das Ronald-McDonald-Haus in Wedding es besonders heimelig gemacht: Fran und Fred Hill sind zum ersten Mal zu Gast in dem Haus, das seit 1998 den Eltern kranker Kinder ein Zuhause bietet und die Möglichkeit, nahe bei den kleinen Patienten zu bleiben – rund um die Uhr.

Fred Hill war in den 1970er Jahren Profi-Football-Spieler bei den Philadelphia Eagles. 1971 erkrankte die damals dreijährige Tochter Kim an Leukämie. Sie starb 2011 im Alter von 44 Jahren. Kims Eltern wurden durch die Krankheit ihrer Tochter auf das Bedürfnis nach einer Wohnmöglichkeit für Familien in Kliniknähe aufmerksam. Und wurden damit die Begründer der Idee. „Wir wollten einfach helfen, weil wir so dankbar waren, dass unser kleines Mädchen überlebt hatte“, erinnert sich Fran Hill.

Die Idee eines Hauses kam allerdings erst später. Zunächst sollte dem Krankenhaus, in dem Kim behandelt wurde, finanziell geholfen werden. Die Philadelphia Eagles gründeten die gemeinnützige Organisation „Eagles fly for Leukemia“. Spielerfrauen organisierten unter Frans Leitung eine Modenschau, um Spenden zu sammeln. So kamen 1972 bereits 10 000 Euro zusammen. Später folgte ein größerer Spendenaufruf bei einem Footballspiel, der rund 125 000 Euro einbrachte. Daraufhin meldete sich McDonald’s-Gründer Ray Kroc, bot sich als Partner an und wollte ein Haus in der Nähe der Klinik für die Organisation kaufen – unter der Bedingung, dass es „Ronald-McDonaldHaus“ heiße. „Ich sagte, du kannst es von mir aus ,Hamburger Heaven’ nennen, Hauptsache, du gibst uns das Geld!“, erzählt Fred Hill lachend. 1974 entstand in Philadelphia das erste Haus. Es existiert nicht mehr, doch weltweit kamen mehr als 300 hinzu. In Berlin eröffnete im November das zweite Haus – in Buch und damit nahe der Heliosklinik. „Das zeigt, wie sehr es gebraucht wird“, findet Fred Hill. „Viele Familien zerbrachen daran, während der Krankheit des Kindes nicht zusammen sein zu können.“

Nicht jede der Kerzen im Wohnzimmer macht den Raum wärmer: Die eine, die auf der Konsole steht, brennt mit künstlichem Feuer. Auch heute zuckt die Flamme in Orange-Gelb, am Tag, an dem Fred und Fran Hill zu Besuch sind: „Das bedeutet, dass eines der kranken Kinder gestorben ist“, erklärt die Leiterin des Weddinger Hauses, Jenny Mädel. Die Eltern dieses Kindes checken gerade aus, um zurück nach Russland zu fahren, wo sie eigentlich wohnen.

Oft seien auch Geschwister im Spiel, die sich möglicherweise vernachlässigt fühlen, sagt Jenny Mädel. Für die Geschwister gibt es das Kinderzimmer zum Spielen und Zeitvertreiben. Alle Spielsachen wurden gespendet, darunter eine Wii-Konsole. Die Deko ist liebevoll: Das Zimmer ist wie eine Unterwasserwelt gestaltet, Fische zieren die Fenster. Betrieben werden die deutschen Häuser von der 1987 gegründeten „McDonald’s Kinderhilfe Stiftung“. Diese erhält Spenden von der Schnellimbisskette und deren Franchisenehmern, Restaurantgästen und vielen anderen Privatleuten. Doch auch das Weddinger Haus kann die Alltagsarbeit, die Einrichtungsgegenstände nur dank privater Spenden finanzieren.

Es bietet Wohnen auf Zeit für Familienangehörige von Kinderpatienten des Deutschen Herzzentrums Berlins und des Charité Campus Virchow-Klinikum. Die Belegung erfolgt durch die Kliniken. Und die 34 Apartments sind mit durchschnittlich mehr als 500 Familien im Jahr immer ausgebucht. Auch Weihnachten feiern manche Familien dort, dann kommt ein Tannenbaum neben den Kamin. Etwa 45 ehrenamtliche Mitarbeiter kommen für ein paar Stunden in der Woche, spielen mit den Geschwistern, während die Eltern in der Klinik sind, kaufen Essen ein, halten das Haus in Schuss.

Fred und Fran Hill haben ihre Tochter durch Spätfolgen der Leukämie verloren. Die Ärzte hatten in den 70er Jahren auch Kims Hirnstamm bestrahlt. Danach wurde sie nach Hause geschickt und wuchs normal auf. Sie ging zur Schule, sang im Chor und bekam mit 22 Jahren einen Sohn. „Dann fing sie an, immer vergesslicher zu werden“, erinnert sich ihr Vater. Ärzte fanden einen Hirntumor. Nach vielen Operationen verlor Kim schließlich die Mobilität ihrer Arme und Beine und ihr Sehvermögen. Ihr Kind wuchs beim Großvater Fred Hill auf.

Seit Kims Tod sind die Hills wieder in der Welt unterwegs, wie kürzlich in Berlin, um für die Kinderhilfe zu werben. Für Fred Hill ist klar: „Diese Häuser halten eine Familie zusammen, aber sie brauchen die Hilfe der Gemeinschaft, um bestehen zu bleiben.“

Als Schirmherrin der Kinderhilfe hat Eva Padberg die Fotoausstellung „15 Jahre – 15 Familien“ über das Ronald-McDonald-Haus in Wedding eröffnet. Die Jubiläumsschau läuft bis zum 15. März in der Deutschen Bank an der Otto-Suhr-Allee 6-16 und soll danach an wechselnden Orten in Berlin gastieren. Informationen im Internet: www.mcdonalds-kinderhilfe.org

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