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Wem’s gefällt. So sieht das Facebook-Domizil am Potsdamer Platz von innen aus.

© Promo

Soziales Netzwerk in Berlin: Facebook eröffnet Büro am Potsdamer Platz

Facebook residiert künftig im Sony-Center - und präsentiert sich in seinem Berliner Büro so transparent und friedlich wie gewünscht. Sogar Hasskommentare kann man hier einfach wegwischen.

Wer nach oben schaut, sieht Rohre, Stahl und Kabel, die Deckenverkleidung fehlt komplett – sind die Bauarbeiten etwa nicht rechtzeitig fertig geworden? Nein, die Sicht auf den Rohbau ist sogar gewünscht, als Symbol für Facebooks Ziel, „die Welt offener und verbundener“ zu machen.

Im Berliner Büros ist Facebooks Welt so transparent und friedlich wie gewünscht

Wer in den vergangenen Monaten auf den Seiten des sozialen Netzwerks unterwegs war, konnte den gegenteiligen Eindruck bekommen: Hass und Hetze vor allem gegen Flüchtlinge wurden von manchen Nutzern verbreitet. Das US-Unternehmen wird scharf dafür kritisiert, solche Kommentare nicht schnell und effektiv genug zu entfernen. Facebook muss um seinen Ruf kämpfen – auch deshalb baut das soziale Netzwerk jetzt seine Hauptstadtrepräsentanz aus.

So transparent wie in seinem Berliner Büro - hier mit Blick auf die Philharmonie - gibt sich Facebook nicht immer.
So transparent wie in seinem Berliner Büro - hier mit Blick auf die Philharmonie - gibt sich Facebook nicht immer.

© Facebook

Am Donnerstag wurden die neuen Räume im Sony-Center am Potsdamer Platz offiziell eröffnet – und hier oben im siebten Stock ist die Welt von Facebook tatsächlich so transparent und friedlich wie gewünscht: Durch bodentiefe Fenster sind Philharmonie, Tiergarten und Reichstag zu sehen, Sofas, Stühle und Teppiche leuchten freundlich in Gelb, Pink und Blau.

Im büroeigenen "Späti" gibt es kostenlose Snacks und Getränke für die Facebook-Mitarbeiter - bei bester Aussicht auf den Tiergarten.
Im büroeigenen "Späti" gibt es kostenlose Snacks und Getränke für die Facebook-Mitarbeiter - bei bester Aussicht auf den Tiergarten.

© Facebook

Die Teeküche dient als hauseigener „Späti“, Snacks und Getränke sind kostenlos und die Kaffeemaschine macht einen Latte Macchiato, der für einen Instagram-Schnappschuss taugt.

Die Berliner Mauer gibt es im Berliner Facebook-Büro als abwaschbare Fototapete - wie schön wäre das, wenn man auch im Netz die Hasskommentare einfach wegwischen könnte.
Die Berliner Mauer gibt es im Berliner Facebook-Büro als abwaschbare Fototapete - wie schön wäre das, wenn man auch im Netz die Hasskommentare einfach wegwischen könnte.

© Facebook

Besonders stolz präsentieren die Mitarbeiter eine Wand, die mit einer Fototapete überzogen wurde: Die Berliner Mauer, aus abwaschbarem Material – wie schön wäre es, wenn das auch im Netz so einfach ginge: Wisch und weg mit all dem Hass.

Die Berliner Mauer - als abwischbare Fototapete

An der "What's on your mind"-Wall können sich Besucher des Berliner Facebook-Büros verewigen.
An der "What's on your mind"-Wall können sich Besucher des Berliner Facebook-Büros verewigen.

© Facebook

So leicht geht es aber nun einmal nicht, wie auch die Berliner Chef-Lobbyistin Eva-Maria Kirschsieper bei ihrer Eröffnungsrede bemerkt. „Wir wissen, dass wir hier nachlegen müssen“, sagt sie. In den neuen Räumen wolle Facebook deshalb auch verstärkt den Dialog mit Kritikern suchen, um über die Dinge zu diskutieren, die es zu verbessern gilt.

Auf 50 Mitarbeiter soll das Berliner Team anwachsen

Als Facebook 2012 sein erstes Büro in Berlin eröffnete, war Kirschsieper die erste und einzige Mitarbeiterin, inzwischen ist ihr Team auf 15 Mitarbeiter gewachsen, 50 sollen es werden, weshalb die bisherigen Räume am Pariser Platz zu klein geworden sind. Im Sony-Center können sie sich nun auf 1300 Quadratmetern ausbreiten, die Räume sind so offen gestaltet, dass sich die Mitarbeiter schnell ein „Gefällt mir“ durch den Raum zurufen können. Ein „Dislike“-Button ist auch in Facebooks analoger Welt nicht zu finden.

Nächste Woche schaut Mark Zuckerberg vorbei

Zur Pilgerstätte wie Facebooks Hauptsitz im kalifornischen Menlo Park, wo Nutzer gerne Selfies vorm „Like“-Daumen machen, dürfte das Berliner Büro am Kemperplatz 1 allerdings kaum werden. Kein Klingelschild weist darauf hin, dass das weltweit größte soziale Netzwerk hier sein Hauptstadtbüro betreibt. Facebook selbst mag es diskret, während seine weltweit 1,6 Milliarden Nutzer - davon 28 Millionen in Deutschland - bitte möglichst viel von sich preisgeben sollen.

Trotz der Erweiterung in Berlin bleibt Hamburg deutscher Hauptsitz. Auch das kürzlich beauftragte Löschteam, das gemeldete Kommentare prüft, wird nicht aus den Räumen des Dienstleisters Arvato in Wilmersdorf an den Potsdamer Platz ziehen – obwohl mancher Nutzer vermutlich gerne selbst vorstellig werden würde , falls ein Hasskommentar nicht verschwindet.

Die Löschpraxis dürfte deshalb auch kommende Woche Thema sein, wenn der Chef höchstpersönlich nach Berlin kommt. Mark Zuckerberg will sich mit Nutzern treffen und erfahren, was Facebook besser machen kann – es dürfte ein längeres Gespräch werden.

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