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Berlin: Späte Achtung

Denkmal für verfolgte Homosexuelle eingeweiht

Nach viel Streit und mehr als 63 Jahre nach Kriegsende ist gestern das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen feierlich übergeben worden. Das Gedenken erfolge „sehr spät“, sagte Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) vor etwa 800 Gästen. Das Denkmal setze laut Bundestagsbeschluss „ein Zeichen gegen die Ausgrenzung von Schwulen und Lesben“ und erinnere an eine Opfergruppe, die lange unbeachtet war, so Neumann. Ressentiments gegen Andersdenkende und -lebende dürften auch heute keinen Platz haben. Ausführlicher noch betonte Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) die gegenwärtige Bedeutung des Denkmals: Heute noch würden Schwule und Lesben tagtäglich diskriminiert: „Wir dürfen uns nicht zurücklehnen“, sagte Wowereit. Gesetzlich seien Homosexuelle noch nicht gleichgestellt. Das schwule Überfalltelefon habe viel zu tun: „Das muss uns eine Mahnung sein, tagtäglich gegen Diskriminierung und für Akzeptanz zu kämpfen.“

Die schief stehende Stele nach dem Entwurf des skandinavischen Künstlerduos Michael Elmgreen und Ingar Dragset ragt an der Ebertstraße gegenüber vom Holocaust-Mahnmal aus dem Rasen. Durch ein Fenster in einer Ecke sieht man das Video eines sich küssenden Männerpaares. Das Denkmal geht auf den Einsatz des Lesben und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD) und der Initiative „Der homosexuellen NS-Opfer Gedenken“ zurück. 2003 hatte der Bundestag mit rot-grüner Mehrheit beschlossen, mit dem Denkmal ein Zeichen gegen Intoleranz und Ausgrenzung zu setzen. Der Bund hat das Projekt mit 600 000 Euro finanziert, das Land Berlin stellte den Boden zur Verfügung und errichtete das Mahnmal. Der Entwurf von Elmgreen und Dragset, der sich 2006 durchsetzte, war nicht unumstritten. Die Zeitschrift „Emma“ hatte die Frage aufgeworfen, ob die Lesben vergessen wurden. Die Lösung: Im Zweijahresrhythmus wird ein Endlosvideo von einem sich küssenden Frauenpaar gezeigt. höh

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