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Berlin: Spätere Preissteigerung inklusive

Bau-Experten kritisieren unpräzise Ausschreibungen der Behörden. Die machten hohe Nachzahlungen nötig

Nach dem Desaster um den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz werfen Architekten der Bauverwaltung vor, bereits bei der Ausschreibung von öffentlichen Bauten zu schlampen. Die Behörde skizziere ihre Vorgaben meist nur grob. Bauten würden schon ausgeschrieben, wenn ein Architekt lediglich seine Grundideen geliefert habe. Deshalb seien Preissteigerungen während der Bauphase eine logische Folge.

Gewiefte Juristen von Baufirmen analysierten die Schwächen solcher unpräziser Ausschreibungen, so dass die Baufirmen zusätzliche Forderungen in Form so genannter Nachträge stellen könnten. Zudem führten die ungenauen Ausschreibungen zu Planungsänderungen in der Bauphase, die wiederum die Kosten in die Höhe treiben. Bei der Akademie gab es nach Angaben von Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) über 100 Nachträge. 6,5 Millionen Euro waren anerkannt worden; die Baufirma Pegel&Sohn habe aber weitere 14 Millionen Euro geltend gemacht, die man nicht akzeptiere.

Pegel&Sohn kontert, wie berichtet, mit dem Vorwurf, für die Kostensteigerungen sei der Bauherr verantwortlich. Dieser ist beim Akademie-Neubau aber schwer auszumachen. Um den Bau nicht sofort aus der Landeskasse finanzieren zu müssen, lässt der Senat die Akademie privat vorfinanzieren. Die Baukosten sollen dann über die Miete zurückgezahlt werden. Dadurch sei die Bauverwaltung nicht zum Bauherrn geworden, sagt Strieder. Überwachungsfunktionen hat sie aber trotzdem vorgenommen. Jetzt soll der Bau auch offiziell unter ihrer Regie vollendet werden.

Die Kostensteigerungen seien für den Bauherrn nicht überraschend gekommen, argumentiert Pegel&Sohn. Egal, ob es sich um die Bauverwaltung oder die Finanzierungsgesellschaft handele. Pläne des Architekturbüros Behnisch seien mehrfach korrigiert und „bislang unbekannte Ideen“ des Architekten umgesetzt worden. Zudem seien massive Umbauten für den Brandschutz erforderlich gewesen, die in der Planungsphase versäumt worden seien. Als Konsequenz aus diesem Desaster fordern Fachleute, Bauten erst auszuschreiben, wenn alle Detailfragen geklärt sind. Architekten müssten verpflichtet werden, einen exakten Kostenplan zu liefern. Es dürfe nicht länger hingenommen werden, dass Architekten eine schöne Zeichnung liefern und die Lösung der Probleme dann den Baufirmen überließen. Notfalls müsse man den Architektenvertrag kündigen.

Der Neubau der Akademie der Künste steht hier nicht alleine da. Auch beim neuen Hauptbahnhof – Lehrter Bahnhof führten Planungsänderungen zu höheren Kosten. Außerdem konnte der Bautermin nicht eingehalten werden. Ähnlich sieht es beim Neubau für die Topographie des Terrors in der Niederkirchnerstraße aus. Dort hat der Architekt Peter Zumthor ein kompliziertes Gebäude aus Stahlbetonstäben entworfen, das es so bisher nicht gibt. Der Bau wurde begonnen, ohne dass die technischen Probleme gelöst waren. Erst in der Praxis stellte sich heraus, dass das Gebäude für die geplante Summe so nicht zu bauen war. Die Kostenprognose stieg innerhalb kurzer Zeit von 18 Millionen Euro auf jetzt 38 Millionen Euro.

Dabei sei, so ein Fachmann, von Anfang an klar gewesen, dass Zumthors Entwurf problemlos mit Holz oder Stahl umzusetzen gewesen wäre. Die neuartige Stahlbetonkonstruktion für das Stabgebäude werde später auch die Unterhaltungskosten für den Bau teuer machen. Derzeit ruhen die Arbeiten.

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