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Ein Foto von Späti-Besitzerin Zekiye Tunc hängt an einer Wand in der Oranienstraße.

© Helena Piontek

Update

Proteste in der Oranienstraße: „Ora35“-Späti in Kreuzberg geschlossen

Nach 20 Jahren kam der Rauswurf: Der Spätkauf von Zekiye Tunc wurde am Mittwochmorgen geschlossen. Kiezbündnisse haben zum Protest mobilisiert.

In der Oranienstraße 35 in Kreuzberg haben sich am Mittwochmorgen rund 50 Menschen versammelt, um gegen die Räumung des Spätkaufs "Ora 35" zu protestieren. Nach 20 Jahren musste hier die 57-jährige Zekiye Tunc ihr Geschäft schließen.

Protest gegen die angekündigte Räumung des Spätis Ora35.
Protest gegen die angekündigte Räumung des Spätis Ora35.

© Helena Piontek

Laut wurde gepfiffen, als der Gerichtsvollzieher aus dem Spätkauf trat und das Gitter des Ladens herunterließ. Drinnen hatte der Anwalt von Familie Tunc, Baris Yildirim, die Übergabe abgewickelt.

Das Landgericht stoppte die Räumung nicht

Bis zuletzt hatten Anwalt, Familie und Unterstützer auf eine Entscheidung des Landgerichts Berlin gehofft, die Räumung zu stoppen.

Die eingereichte Vollstreckungsabwehrklage mit der Forderung, bis zum Abschluss des Verfahrens nicht zu räumen, wurde jedoch vom Gericht zurückgewiesen. Obwohl die eigentliche Klage noch laufe, sehe es so aus, als ob sich das Landgericht zugunsten von Bauwerk entscheide, erklärt Yildirim dem Tagesspiegel. „Theoretisch kann die Eigentümerin die Räume jetzt schon neu vermieten“.

Für Yildirim ist heute nicht Schluss

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Die Zwangsräumung des Oranienspätis werfe auch hinsichtlich der Gesetzgebung Fragen auf. Der Fall habe laut Yildirim eine „enorme Symbolwirkung“. Die Schließung des langjährig im Kiez verwurzelten Oranienspätis zeige, wie nötig eine gewerbemieterfreundliche Rechtssprechung sei.

Der Protest soll friedlich bleiben

Familie Tunc war nicht vor Ort, sie seien von der Situation zu sehr mitgenommen gewesen. Der Räumung an sich wollte sich die Familie nicht widersetzen, diese verlief ohne Amtshilfe durch die Polizei.

Yildirim betont den friedlichen Protest gegen die Verdrängung und sagt: „Die Familie Tunc war und ist unglaublich mutig.“ Auch weil der Widerstand gegen die Räumung bislang friedlich verlaufen sei, habe der Späti hier eine Strahlkraft auf ganz Berlin.

Nachbarn und Freunde schrieben Postkarten an die Besitzer, in denen sie für den Erhalt des Spätis warben.
Nachbarn und Freunde schrieben Postkarten an die Besitzer, in denen sie für den Erhalt des Spätis warben.

© Helena Piontek

Auch wenn der Späti jetzt geräumt wurde, aufgeben will hier keiner. Man werde weiter versuchen alle rechtlichen Maßnahmen auszuschöpfen, sagte Yildirim, um so auch für andere langjährige Ladenbesitzer eine Grundlage zu schaffen.

Bundestagsabgeordnete Canan Bayram begleitet den Fall auch in Zukunft

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Auf Facebook haben die Organisationen "Bizim Kiez" und "Zwangsräumung verhindern" zu dem Protest aufgerufen: "Wir lassen nicht zu, dass Immobilienfirmen wie die Bauwerk Immobilien GmbH diktieren, wer unsere Nachbarn sind", heißt es dort. Dem Unternehmen mit Sitz in Hamburg gehört das Gebäude in der Oranienstraße 35.

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Seit Jahren stand der Späti vor dem Aus: Der Mietvertrag wurde 2016 gekündigt, die Räumungsklage des Eigentümers bestätigt. Initiativen zogen 2017 vor das Haus des Vermieters in Grunewald und protestierten.

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"Wir müssen etwas tun gegen den Ausverkauf dieser Stadt", sagte eine Rednerinnen auf dem kleinen Podium vor dem Spätkauf, um den herum sich die Demonstranten versammelt haben. Vor Ort sind zwei Kundgebungen angekündigt, die Oranienstraße ist von 7 Uhr bis 13 Uhr zwischen Oranienplatz und Adalbertstraße gesperrt.

Der "Ora 35" sei nicht irgendein Späti, er sei Kiezkultur, sagte ein Redner von Bizim Kiez. Die Immobilienfirma Bauwerk sah das anders: „Ein Spätkauf unter mehreren anderen in der Umgebung ist für die Kiezkultur nicht von Bedeutung“, begründete Bauwerk die Entscheidung.

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