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Berlin: Spätverkauf in der Stadtmitte

An der Friedrichstraße planen die meisten Händler das Sonnabendshopping bis 20 Uhr. Woanders ist die Lage noch unübersichtlich

Kurz vor der Verlängerung der Sonnabend-Verkaufszeiten bis 20 Uhr am 1. Juni zeichnet sich ab, dass Berlins Händler sehr verschieden mit den Möglichkeiten umgehen werden. Als Vorreiter gelten die Center, die überwiegend schon den Verkauf bis 20 Uhr angekündigt haben. Aber auch die Läden in der Friedrichstraße in Mitte gehören zu den ersten, die das neue Gesetz nutzen wollen. Das Kaufhaus Galeries Lafayette entschied sich soeben für den Verkauf bis 20 Uhr von Montag bis Sonnabend. Darin sieht Dorothee Stöbe von der Interessengemeinschaft Friedrichstraße das entscheidende Signal: „Hier orientieren sich alle an Lafayette.“

Zumindest bis 18 Uhr werden sonnabends in der Friedrichstraße „100 Prozent der Geschäfte aufmachen“, schätzt Stöbe. Eine große Mehrheit öffne wohl noch zwei Stunden länger. Wegen des Touristenandrangs wünschen viele Händler in der Stadtmitte sogar die komplette Abschaffung des Ladenschlusses an sechs Wochentagen. Dafür sprach sich gerade auch der SPD-Landesparteitag aus. „Wir hatten der Wirtschaftsverwaltung aber schon vorher einen Offenen Brief geschrieben“, sagt Dorothee Stöbe.

Das Kulturkaufhaus Dussmann verkauft seit Jahren täglich außer sonntags bis 22 Uhr – eine eigene Sondererlaubnis macht es möglich. Kaufhausleiterin Martina Tittel würde Öffnungszeiten bis Mitternacht gerne „testen“. Bis 22 Uhr sei der Spätverkauf ein Erfolg. Allerdings glaubt Martina Tittel nicht, dass der Ladenschluss wirklich bald entfällt.

Der Einzelhandelsverband sieht im SPD-Vorstoß einen Etappensieg. Öffnungszeiten rund um die Uhr könne es vielleicht in zwei Jahren geben. Vorerst sei eine neue Bundesratsinitiative jedoch wenig Erfolg versprechend. Tatsächlich entschied der Bundesrat bisher nicht einmal über die Initiative für Verkaufszeiten bis 22 Uhr – diese stammt noch vom ehemaligen CDU/SPD-Senat.

Zurzeit haben fast alle Kaufhäuser weiterhin Mühe, sich mit den Betriebsräten über die langen Sonnabende zu einigen. Bei Karstadt und Kaufhof dauern die Gespräche an. Ähnlich unübersichtlich geht es in mittelständischen Einkaufsstraßen zu. In Zehlendorf-Mitte werde es nur „leichte Verschiebungen nach hinten“ geben, sagt Thomas Herrmann vom dortigen Händlerverein. Sein Optikergeschäft will er zunächst wie bisher um 14 Uhr schließen und die „Entwicklung abwarten“. Herrmann fürchtet einen schärferen Wettbewerb mit Centern und Kaufhäusern: „Der Konzentrationsprozess wird sich beschleunigen.“ Dennoch sei das neue Gesetz besser als „ständige Ausnahmegenehmigungen“ für die Konkurrenten.

Die Neuregelung „schadet dem Mittelstand“, sagt Ursula Kiesling von der Charlottenburger Interessengemeinschaft Reichsstraße. Sonnabends seien in Westend ab 14.30 Uhr kaum noch Kunden unterwegs, so die Buchhändlerin. Manche Händler seien nun bereit, „ein bis zwei Stunden ranzuhängen“. Das bedeute fast überall in der Straße aber nur den Verkauf bis 16 statt 14 Uhr. „Die Einheitlichkeit gelingt nicht“, beklagt Kiesling. So war es auch beim Reichsstraßenfest am vorigen Wochenende: Trotz einer Erlaubnis öffneten nur wenige der Läden am Samstagabend oder Sonntag .

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