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Berlin: Spätvorstellung in der 8a

TV-Star Kai Pflaume warnt Schüler vor Drogen Gestern war er am John-Lennon-Gymnasium

Kai Pflaume kommt gewissermaßen nach der besten Sendezeit: Mittwochnachmittag, nach 16 Uhr. Die meisten Schüler des John-Lennon-Gymnasiums in Mitte sind schon weg. In den Schulfluren ist der Schmutz des Tages zusammengefegt, aber noch nicht weggeräumt, in den Klassenzimmern hängt die Luft eines langen Schultages. Nur im Französischraum brennt noch Licht. Hier sitzen die etwa zehn Schüler und 20 Schülerinnen der Klasse 8a und quietschen leise, als der Fernsehstar im Türrahmen erscheint. Er sagt „Hallo zusammen!“, guckt freundlich und würde sehr normal wirken, wenn nicht zehn Fotografen ihn umschwirrten. Kai Pflaume ist hier, um mit den 13- und 14-Jährigen über eine ernste Sache zu reden. Über Drogen.

In der Schule haben sie keine große Reklame für den Besuch gemacht, aber Frau Bernhagen findet es gut und angesichts der Nähe zum für Drogenhandel berüchtigten Volkspark am Weinbergsweg ganz besonders wichtig, dass er hier ist. Sie ist die Lehrerin und guckt auch ganz gern seine Sendung „Nur die Liebe zählt“, in der verschollene, verflossene und verstoßene Angehörige reaktiviert werden.

Kai Pflaume erzählt von der Stiftung „SehnSucht“, deren Botschafter er ist und die dank einer Spende der Parfümindustrie Workshops mit Schülern veranstaltet, um sie bei der Suche nach dem Sinn des Lebens vor Unsinn zu bewahren. Er ist nicht allein, sondern in Begleitung der Stiftungsgründerin, einer Sozialarbeiterin, und Marielle, einer ehemals Schwerstabhängigen, gekommen. Als die Fotografen von ihm abgelassen haben, holt er die Schüler nacheinander hinter die weggeklappte Tafel, wo sie mit Klebepunkten in einer Liste markieren können, wovon sie viel oder gar zu viel konsumieren. Am Ende gewinnen Süßigkeiten vor Fernsehen, Internet, Handy und Koffein. Es hätte schlimmer kommen können.

Wie viel schlimmer, zeigt ein Kurzfilm über eine Schicksalsgenossin von Marielle. Tabletten, Heroin, Prostitution, Kriminalität. „Wie schnell wird man abhängig?“, will eine Schülerin hinterher wissen. „Die Sucht beginnt im Kopf“, antwortet Marielle. Wenn du an nichts anderes mehr denkst, wird es gefährlich. Und dass nicht nur Kinder aus zerrütteten Familien gefährdet sind, sondern auch solche, die alles haben und noch mehr wollen. Kai Pflaume hat sich zwischen die Schüler gesetzt und überlässt die Show den anderen. Aber er will noch die Geschichte erzählen, wie er mit Stefan Raab „Das große TV total Turmspringen“ moderiert hat und Buh-Rufe erntete, weil er als Ungeübter sich nicht zum Sprung vom Zehner überreden ließ. Der Druck der johlenden Menge sei brutal gewesen, „aber im Nachhinein war es cooler, Nein zu sagen“. Genauso sei das, wenn man die angebotene Zigarette ablehne oder statt Bier eine Apfelschorle bestelle.

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