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Berlin: Spandauer decken sich mit Mineralwasser ein

Behörden warnen: Was aus der Leitung kommt, muss vor dem Trinken wegen Bakterienbelastung abgekocht werden

Als sich die Nachricht vom bakterienbelasteten Wasser am späten Nachmittag über die Online-Seiten und das Radio verbreitete, eilten viele Spandauer in Getränkeläden und Supermärkte. Zum Beispiel in einen Supermarkt am Brunsbütteler Damm: „Heute bekomme ich richtig Muckies“, sagte eine Kassiererin dort. Selten habe sie so viele Sechserpacks mit 1,5 Liter-Flaschen über den Scanner ziehen müssen. Manche Kunden hatten gleich drei oder vier Pakete im Einkaufswagen, und die Palette mit dem stillen Mineralwasser in der Getränkeabteilung war schon fast leer. Eine Kundin in der Warteschlange erfuhr erst durch das Gespräch an der Kasse davon, dass im nördlichen Spandau Keime im Trinkwasser gefunden worden waren. Prompt machte sie noch einmal kehrt, um sich ebenfalls mit dem plötzlich kostbar gewordenen Nass zu versorgen.

Gesundheitsverwaltung und Wasserbetriebe fordern die 130 000 Bewohner des Spandauer Nordens (siehe Kartengrafik auf Seite 1) auf, das Leitungswasser zum Trinken oder für die Zubereitung von Speisen zunächst abzukochen.

Wie war am Abend die Situation in Krankenhäusern und Altersheimen? „Bei uns läuft alles normal“ hieß es zum Beispiel im Evangelischen Waldkrankenhaus an der Stadtrandstraße. Patienten und ihre Angehörigen bräuchten sich keine Sorgen zu machen. Die zuständige Spandauer Stadträtin Daniela Kleineidam (SPD) wies darauf hin, dass in den kritischen Bereichen der Kliniken ohnehin nicht mit Leitungswasser gearbeitet werde. „Wir haben Hinweiszettel vom Bezirksamt bekommen und unsere Bewohner informiert“, sagte eine Mitarbeiterin in der Seniorenresidenz „Haus Havelblick“ an der Havelschanze. Man habe zusätzliche Mineralwasserflaschen verteilt.

Mindestens bis Sonnabend werden die Spandauer ihr Leitungswasser nur stark eingeschränkt nutzen können. Aus diesem Grund will das Bezirksamt heute noch eine weitere Informationskampagne starten. Mitarbeiter des Gesundheitsamtes werden in den Einkaufszentren des Bezirks ebenfalls Merkblätter verteilen, so Stadträtin Kleineidam.

Während das Wasser selbst zum Zähneputzen abgekocht werden muss, ist die Verwendung zur sonstigen Körperpflege unbedenklich, hieß es beim Spandauer Gesundheitsamt. Das gelte auch für das Baden von Säuglingen. Allerdings sei darauf zu achten, dass die Babys kein Wasser in den Mund bekommen.

Für die Benutzung von Geschirrspülern und Waschmaschinen wird empfohlen, einen Waschgang zu wählen, bei dem die Temperatur mindestens 60 Grad erreicht.

Wie es zu der Verunreinigung kommen konnte, war am Donnerstagabend noch immer rätselhaft. Ursache könnten Bauarbeiten oder Tierkot gewesen sein, hieß es bei den Wasserbetrieben. Möglich wäre auch, dass das Grundwasser kontaminiert wurde, weil es aufgrund der häufigen Regenfälle in der letzten Zeit stark gestiegen und in oberflächennahe Erdbereiche gelangt sei. Langwierige Kontrollen seien nötig, da das 1897 in Betrieb genommene Wasserwerk an der Pionierstraße über 45 Brunnen verfüge, die einzeln überprüft werden müssten. Das Beratungstelefon der Wasserbetriebe sei ab 8 Uhr unter der Rufnummer 0800 2927587 erreichbar.

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