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Berlin: Spandauer Schleuse: Entgegen Befürchtungen werden Kolk und Zitadelle durch den Bau nicht beschädigt

Halbzeit beim Neubau der 115 Meter langen Spandauer Schleuse an der Julisturmbrücke. Trotz der sensiblen Umgebung ist das Großprojekt bisher ohne Schäden an der historischen Wohnsiedlung im Kolk und der benachbarten Zitadelle verlaufen.

Halbzeit beim Neubau der 115 Meter langen Spandauer Schleuse an der Julisturmbrücke. Trotz der sensiblen Umgebung ist das Großprojekt bisher ohne Schäden an der historischen Wohnsiedlung im Kolk und der benachbarten Zitadelle verlaufen. Das teilte Norbert Porsch, Sachbereichsleiter im Wasserstraßen-Neubauamt, gestern während einer Begehung mit. Für die seit sieben Jahren auf den Umweg über die Schleusen Charlottenburg und Plötzensee angewiesene Schiffahrt gibt es jetzt Licht am Horizont. Mitte 2002 soll die Direktverbindung zwischen Ober- und Unterhavel wiederhergestellt sein.

Seit dem 13. Jahrhundert sind in Spandau Flutrinnen und Schleusen nachweisbar. Der letzte Neubau entstand 1911 und musste 1993 wegen Einsturzgefahr endgültig gesperrt werden. Nach Abschluss des Planfeststellungsverfahrens begannen im Dezember 1997 Abriss und Neubau der Spandauer Schleuse. Der ursprünglich für Ende 2001 vorgesehene Fertigstellungstermin musste verschoben werden, weil man - wie berichtet - 1999 im Boden auf Findlinge stieß.

Während im so genannten Oberhaupt der Schleuse die ersten Wände zu erkennen sind, hat auch die 115 Meter lange Kammer bereits ihren Betonboden erhalten. Dieser Tage folgt die Betonierung des Unterhauptes. Eine Wassersprudelanlage wird später dafür sorgen, dass die stählernen Stemmtore auch bei Eis frei beweglich sind. Über die endgültige Farbe der Ziegelsteine für das in gelblichem Ton gehaltene Betriebsgebäude entscheidet die Denkmalspflege. Bis die Schleuse in Betrieb gehen kann, werden 16 000 Kubikmeter Beton und Stahlbeton, 1184 Tonnen Bewehrungsstahl, 767 Tonnen Stahlkonstruktion sowie 496 Verpresspfähle und Anker verbaut.

Offen ist noch, ob der Wunsch der Spandauer Bezirksverwaltung nach einem Neubau der im Krieg zerstörten Fußgängerbrücke zwischen Kolk und Zitadellenpark in Erfüllung geht. Da sie für den reinen Schleusenbetrieb bedeutungslos ist, sind die auf ein bis zwei Millionen Mark geschätzten Kosten für den Brückenbau nicht im 55-Millionen-Etat der Schleusenbauer des Bundes enthalten. Jetzt sucht Baustadtrat Carsten Röding (CDU) nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten. Weil sich Zitadelle und Kolk im wahrsten Sinne des Wortes auf wackligem Boden - einer schwammartigen Faulschlammschicht - befinden, sind mit dem Bau zahlreiche Auflagen verbunden. So müssen Erschütterungen und Veränderungen des Grundwasserspiegels auf ein Mindestmaß beschränkt werden. Aber auch auf die Fledermäuse, von denen die Festungsgemäuer als Winterquartier genutzt werden, muss während des Schleusenbaus Rücksicht genommen werden.

In einem umfassenden Beweissicherungsverfahren wurde der gesamte Gebäudebestand dokumentiert. Außerdem wurden Rissbreiten, geodätische Werte, Schwingungen und Lärm gemessen und schriftlich festgehalten. Nachdem sowohl die etappenweise Sprengung der alten Schleusenkammer als auch das Einpressen der Spundwände ohne Folgen geblieben waren, wurden die technischen Überwachungsmaßnahmen inzwischen auf die angrenzenden Teilbereiche von Kolk und Zitadelle reduziert.

Rainer W. During

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