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Berlin: Spandauer Weihnachtsmarkt: Misstöne statt Festlaune

Eine Million Besucher machte den Spandauer Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr wieder zu einem Riesengeschäft. Doch entgegen allen Bemühungen des Bezirks, die um die Veranstaltungsrechte konkurrierenden Wirtschaftsverbände unter einen Hut zu bringen, endete das Spektakel mit einem Eklat.

Eine Million Besucher machte den Spandauer Weihnachtsmarkt auch in diesem Jahr wieder zu einem Riesengeschäft. Doch entgegen allen Bemühungen des Bezirks, die um die Veranstaltungsrechte konkurrierenden Wirtschaftsverbände unter einen Hut zu bringen, endete das Spektakel mit einem Eklat. Sowohl die AG Altstadt als auch der Wirtschaftshof haben den Weihnachtsmarkt für das kommende Jahr angemeldet. Die verunsicherten Händler erhielten Anmeldeformulare von beiden Organisationen. Nachdem bereits in diesem Jahr das Niveau des Angebotes heftig kritisiert wurde, drohen jetzt weitere, langjährige Anbieter abzuwandern.

War der Wirtschaftshof vor 27 Jahren der eigentliche Initiator des Weihnachtsmarktes, hatte dieser später selbst die Arbeitsgemeinschaft Altstadt ins Leben gerufen. Denn die zunehmende Kommerzialisierung der Großveranstaltung war nicht mehr mit den gemeinnützigen Zielen der Stiftung vereinbar, obwohl Überschüsse in andere Spandauer Kulturfeste investiert werden. Nach zunehmender Kritik am eingefahrenen Konzept sollte die AG bereits in diesem Jahr die inzwischen konkurrierende Mutterorganisation mit ins Boot nehmen, es blieb jedoch bei einer mehr informellen Beteiligung. Die Gründung einer gemeinsamen Veranstaltungs-GmbH war geplant.

Während die AG hier allerdings weiterhin Besprechungsbedarf sieht, will der Wirtschaftshof die Gesellschaft jetzt zunächst allein anmelden. Damit soll eine weitere Verzögerung verhindert werden, sagte der Vorsitzende Klaus-Jürgen Rödiger. "Das ist ein Alleingang, den wir nicht billigen", erklärte Ingrid Jahn, Vizechefin der Arbeitsgemeinschaft. Zusätzlich erzürnt sie, das der Wirtschaftshof an Anmeldeformulare verteilte, die alle Spandauer Großveranstaltungen des kommenden Jahres enthalten, einschließlich der Feste der AG. Für diese hatte man parallel eigene Vordrucke ausgegeben. Laut Rödiger sind die Meldezettel eine Vorsichtsmaßnahme, da man ohne einen Beitritt der Arbeitsgemeinschaft über keine Kartei der bisherigen Teilnehmer verfügt.

Der langjährige Vorsitzende der AG, Lothar Thöns, hat nach seinem Rücktritt jetzt auch sein Ausscheiden aus der Arbeitsgemeinschaft erklärt. Dass ihr ehemaliger Mitstreiter - Thöns, der selbst nicht zu erreichen war, ist einer der Väter des Weihnachtsmarktes - jetzt in einem Interview die diesjährige Veranstaltung kritisierte, bezeichnete Ingrid Jahn als "ehrabschneidend". Der Markt sei "gelungen".

In diesem Jahr war besonders die große Zahl klassischer Straßenhändler mit Handyzubehör, Putztüchern und Haushaltsartikeln kritisiert worden. Diese Stände will auch Ingrid Jahn verringern, doch gehe das nicht "im Stück". Kulturstadtrat Gerhard Hanke (CDU) fordert im Gegensatz zur bisherigen Gigantomanie der Veranstalter mehr Qualität als Quantität und setzt trotz der andauernden Querelen auf künftige Gemeinsamkeit. "Es wäre ein großer Fehler wenn einer glauben würde, er bekäme den Weihnachtsmarkt allein". Manche Anbieter haben indessen die Nase voll. So hat sich Britta Lohse, die 19 Jahre lang Glasmalerei verkaufte, entschlossen, 2001 nicht mehr dabei sein wird. Mit ihren Weihnachtsartikeln habe sie sich zunehmend als Außenseiterin gefühlt.

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