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Berlin: Sparidee Nr. 2: Die Schulen und Lehrer

Gebetsmühlenartig wurde eines in den vergangenen Wochen von SPD und PDS wiederholt: Dass nämlich bei der Bildung nicht weiter gespart werden dürfe. Stattdessen hieß es, es sollten einige Millionen Euro aufgewendet werden, um allen Schulen flüssige Mittel für Vertretungslehrer zu geben, da der Unterrichtsausfall das größte Problem überhaupt sei.

Gebetsmühlenartig wurde eines in den vergangenen Wochen von SPD und PDS wiederholt: Dass nämlich bei der Bildung nicht weiter gespart werden dürfe. Stattdessen hieß es, es sollten einige Millionen Euro aufgewendet werden, um allen Schulen flüssige Mittel für Vertretungslehrer zu geben, da der Unterrichtsausfall das größte Problem überhaupt sei.

Als hätte es diese Diskussion gar nicht gegeben, ergriff der Finanzsenator am Wochenende das Wort und holte seinen Lieblingsvergleich aus der Kiste. Und der lautet: Berlin leistet sich viel mehr Lehrer als Hamburg und das, obwohl die Hansestadt mehr Ausländer hat. Laut Sarrazin kommen in Berlin 13,8 Schüler auf einen Lehrer, in Hamburg aber 15,1. In diesem Zusammenhang sprach er auch mal wieder von den „lieb gewordenen Mehrausstattungen“.

Damit offenbart der Sozialdemokrat, völlig immun gegen alle Argumente zu sein, die seine Rechnung infrage stellen. So haben die Pisa-Wissenschaftler kürzlich bewiesen, dass Ausländer eben nicht gleich Ausländer sind: Von den großen Migrantengruppen hat keine so immense Probleme in der Schule wie die Türken, da diese auch in der dritten Generation noch überwiegend Türkisch zu Hause sprechen. Außer Bremen hat aber kein anderes Bundesland prozentual so viele türkische Schüler wie Berlin.

Zudem sind die Migrantenkinder in Berlin stärker auf bestimmte Regionen konzentriert als in Hamburg, denn der größte Teil von ihnen lebt im Westteil Berlins und dort wiederum vor allem im Zentrum. Es gibt hier ganze Schuleinzugsbereiche, in denen kaum noch deutsche Kinder wohnen. Dies bedeutet, dass in Berlin prozentual viel mehr Schulen die heikle Grenze von 50 Prozent Ausländern überschreiten als in Hamburg.

Zudem führt die hohe Arbeitslosenquote Berlins dazu, dass die Schule auch noch mehr soziale Aufgaben wahrnehmen muss als in Hamburg etwa: In Berlin gibt es wesentlich mehr Schüler, in deren Umfeld kein einziger Erwachsener einer geregelten Arbeit nachgeht.

Sarrazins Zahlen sind aber auch aus einem anderen Grund mit Vorsicht zu genießen: Der Geburtenrückgang im Ost- Teil hat dazu geführt, dass es dort im Verhältnis mehr Lehrer gibt, denn die Klassen sind kleiner. Wenn man aber etwa in Hellersdorf so große Klassen einrichten wollte wie in Neukölln oder Hamburg-Bergedorf, müsste man noch mehr Schulen schließen als ohnehin. Dann aber hätten kleine Kinder keine Grundschule mehr in der Nähe, und große Regionen stünden ohne Gymnasium da. Aus genau diesem Grund haben neue Länder wie Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt noch mehr Lehrer als Berlin. Auch dies ist ein Fakt, den Sarrazin gern verschweigt.

Anders gesagt: Der hohe und besonders problematische Migrantenanteil im Westen einerseits und der Geburtenrückgang im Osten andererseits führen dazu, dass Berlin mehr Lehrer haben muss. Die Bildungspolitiker von SPD und PDS werden im Lauf der Woche über diese Themen noch verhandeln.

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