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Berlin: Sparzwang am stillen Örtchen

Die Zinnowwald Grundschule will kein Geld mehr für Klopapier ausgeben

Von Stephan Wiehler

Allerorten klemmt’s am Geld in Berlin. Jetzt hat der Sparzwang sogar die stillen Örtchen erreicht. Die Leiterin der Zinnowwald Grundschule in Zehlendorf will für ihre rund 500 Schützlinge künftig kein Klopapier mehr kaufen und das gesparte Geld lieber für Schulbücher und andere Lernmittel ausgeben. Für die notdürftigsten Geschäfte ihrer Kleinen sollen stattdessen die Eltern in die Tasche greifen und ihren Kindern zum Butterbrot künftig auch eine Klopapierrolle in den Ranzen tun.

Bei Eltern stößt der geplante Finanztransfer vom Klo ins Klassenzimmer jedoch auf wenig Verständnis. „Fragen Sie doch mal im Bezirksamt nach, ob die Mitarbeiter sich dort auch das Toilettenpapier mitbringen müssen“, sagt Helmut Forth vom bezirklichen Elternausschuss. Sparvorschläge wie der von der Zinnowwald Grundschule seien längst kein Einzelfall mehr, erklärt der Elternsprecher.

Dabei war Schulleiterin Gisela Meißner der Verzicht auf die Ausgaben für das Klopapier doch vor allem ein bildungspolitisches Anliegen, nämlich die Kernfunktion der Schule zu stärken: „Wir haben ja hier vor allem pädagogische Aufgaben“, sagt die Schulleiterin. Sie sei deshalb überrascht gewesen, als sie vom Hausmeister ihrer Schule erfahren habe, dass das Klopapier aus dem Haushalt für Lehr- und Lernmittel bezahlt werde. Das Geld, so die Überlegung der Schulleiterin, könne nützlicher für Lehrbücher angelegt werden, wenn sich die Eltern bereit erklärten, die Kosten für das Klopapier zu übernehmen.

Denn gerade der Toilettenbedarf ist teurer geworden für die Schulen in Zehlendorf-Steglitz. Die bezirkliche Koordinierungsstelle, die Reinigungsmittel und Sanitärbedarf einst kostengünstig im Großeinkauf für mehrere Schulen beschaffte, ist vor längerer Zeit aufgelöst worden. „Die einzelnen Schulen müssen jetzt in eigenverantwortung für ihren Bedarf sorgen und zahlen in der Regel höhere Preise, weil sie geringere Mengen einkaufen“, erklärt Elternsprecher Helmut Forth. In den meisten Fällen seien die Schulsekretariate mit der Beschaffung betraut. „Zur Not läuft auch der Schulleiter zum Aldi“, weiß der Elternsprecher.

Den Schülern der Zinnowwald Grundschule bleibt es vorerst dennoch erspart, ihr Klopapier von zu Hause zum Unterricht mitzubringen. Ein großzügiger Vater habe sich gefunden, berichtet Schulleiterin Gisela Meißner. „Er hat uns eine größere Spende zur Verfügung gestellt, so dass vorerst ausreichend Papier gekauft werden kann.“

Für Schulsenator Klaus Böger (SPD) ist die Zehlendorfer Schule allerdings kein Beispiel für den Zustand der Berliner Schulen. Er macht für die Situation stattdessen eine „desorientierte Schulleiterin und einen offensichtlich unfähigen Bildungsstadtrat“ verantwortlich.

Bögers Sprecher, Thomas John, stellt klar, dass an keiner Schule am Toilettenpapier gespart werden müsse, um ausreichend Lehr- und Lernmittel für die Schüler bereitzustellen. „Wir halten es für selbstverständlich, dass an allen Schulen nicht nur gute Bücher, sondern auch Toilettenpapier aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden.“ Es könne nicht im Interesse der Schulen liegen, dass Schüler ihr Klopapier selbst mitbringen müssen.

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