zum Hauptinhalt

Berlin: Spaß am Sonnabend

Vor ein paar Jahren war Oli P. noch ein gefeierter Teenie-Star, als Sänger und Schauspieler. Dann wurde es ruhiger um ihn. Jetzt ist er wieder auf dem Bildschirm, als Moderator der Kindersendung „Null, Acht, 13“ in der ARD

„Spaß am Dienstag“, „Sesamstraße“ und die „Sendung mit der Maus“ – das waren seine Lieblingssendungen, damals. Jetzt ist Oli P. selbst im Kinderfernsehen: Als Moderator führt er immer sonnabends durch „Null, Acht, 13“, ein Info-Magazin für Acht- bis Dreizehnjährige in der ARD.

Es war ruhig geworden um den Sänger und ehemaligen Schauspieler der Daily Soap „Gute Zeiten, Schlechte Zeiten“. Wo er wohl abgeblieben ist nach den Erfolgen Ende der 90er Jahre, haben sich viele gefragt. 1,8 Millionen Mal hat der gebürtige Spandauer das Remake des Grönemeyer-Songs „Flugzeuge im Bauch“ verkauft. „Kommerziell habe ich alles erreicht. Jetzt bin ich glücklich, dass alles noch so läuft, wie es läuft“, sagt der 24-Jährige und steckt sich eine Zigarette an, nicht seine einzige an diesem Vormittag.

„Von denen, die mit mir angefangen haben, sind nicht mehr viele übrig.“ Die Musikbranche ist ein kurzlebiges Geschäft, viele Sternchen sind rasch verglüht. Auch Oli P. verkauft längst nicht mehr so viele Platten wie früher. Sein „Best-of“-Album ist gefloppt, die jüngste CD „Startzeit“ hat sich immerhin 40000 Mal verkauft. Die vielen Preise – der Echo, die Goldene Stimmgabel und mehrere Ottos der Jugendzeitschrift „Bravo“– sind in der zweiten Regalreihe verstaubt. Alles in allem laufe es aber beruflich immer noch gut für ihn, sagt Oli P. – P. für Petszokat.

Moderieren ist sein neuester Job: „Null, Acht, 13“, seit Ende Januar im ersten Programm, ist ein Wissensmagazin für Kinder und Jugendliche. „Es war lange ein Wunsch von mir, Moderator zu werden. Ich habe im Radio schon öfter co-moderiert. Das hat Spaß gemacht,“ sagt er, der immer wieder auf der Computertastatur klimpert und keine fünf Minuten stillsitzen kann. Ohne sein Zutun kam die Anfrage der ARD für „Null, Acht,13“. Nach einer Probesendung war er engagiert. Im Wechsel zeichnet nun der Sender Freies Berlin, der Mitteldeutsche Rundfunk und der Westdeutsche Rundfunk die halbstündige Kindersendung auf.

Wenn er die Moderationstexte schreibt, stellt sich Oli P. seinen vierjährigen Sohn Ilias vor. In Gedanken erzählt er ihm die Texte statt der Kamera im menschenleeren Fernsehstudio. „Meinem Sohn muss ich eh die ganze Zeit erklären. Deshalb finde ich das Moderieren für Kinder auch nicht so schwer.“ Manchmal aber fordert es ihn doch heraus. Dann, wenn er so komplizierte Dinge wie das Klonen erläutern muss. „Da habe ich mich mit den Redakteuren der Sendung zusammengesetzt und mir alles nochmal erklären lassen. Das mit den Eizellen, was man aus der Schule noch kennt, war doch schon ziemlich lange her.“ Die Sendung „Null, Acht, 13“ packt auch schwierige Themen an und bereitet sie kindgerecht auf: dass Elefanten in Südafrika die Ernte der Bauern vernichten, kommt genauso vor wie die Frage, wie eine Landtagswahl funktioniert.

Die Moderation der Kindersendung ist für Oliver Petszokat kein Comeback auf der Bildfläche, auch wenn viele Zuschauer das so sehen. „Ich werde oft gefragt, wo ich so lange gewesen bin. Dabei habe ich in den vergangenen Monaten so viel gearbeitet wie noch nie.“ Für die DVD „Lars, der kleine Eisbär“ hat er die Stimme vom Schiffskater Nemo synchronisiert. Im Kinofilm „Motown“, der im Frühjahr anläuft, hat er eine der Hauptrollen gespielt. Im eigenen Tonstudio in Steglitz bastelt Oli P. bereits an seinem fünften Album, das er diesmal selbst produziert. Einige Songs, mit provisorischen Titeln wie „Curry mit Soße“, haben schon ein Tongerüst. Und das Lied „Spürst du den Regen“ ist fast fertig produziert. In der schalldichten Kabine hängt der handgeschriebene Liedtext an der Wand, Oli P. hat ihn in Augenhöhe vor dem Mikro angeheftet.

Aber mit Pop allein ist es nicht getan, es zieht Oliver Petszokat auf die Theaterbühne. Ab März spielt er in Stuttgart die Komödie „Ausgerechnet Hamlet“. Seine Familie – er ist mit der Schauspielerin Tatiani Katrantzi verheiratet – nimmt er für drei Monate mit. Hauptwohnsitz des Sängers aber ist und bleibt Berlin. Als der Rummel um ihn groß wurde, nach seinem Grönemeyer-Hit, habe er überlegt, wegzugehen. Mittlerweile ist er nach Steglitz umgezogen. „Der neue Bezirk hat mir gutgetan.“ Jetzt ist Oli P. neugierig auf die Stadt, die er kaum kennt, wie er sagt, weil er „aus Spandau nie rausgekommen ist“.

Aber Neugierde gehört für den Moderator einer Sendung für Wissbegierige auch einfach dazu.

Melanie Ottenbreit

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false