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Das Spaßbad am Zernsee ist halb fertig. Zunächst wird sich dem Zustand erst einmal nichts ändern.

© Sebastian Gabsch

Spaßbad in Brandenburg: Der Mini-BER von Werder an der Havel

Seit Ende 2012 sollte die Blütentherme schon eröffnet sein. Doch die Arbeiten an dem Spaßbad ruhen. Mehr als 20 Millionen Euro hat die Kommune bislang ausgegeben. Jetzt soll ein privater Investor helfen.

Es brummt in Werders Blütentherme. Wer das halb fertige Bad betreten will, muss vorbei an den Technikräumen, in denen rund um die Uhr die Heizlüfter mit sonorem Ton für Temperaturen zwischen 18 und 20 Grad Celsius sorgen. Seit Ende 2014 ruhen die Arbeiten auf der Baustelle. Das Gelände wird von Wachschützern und Kameras überwacht, um Vandalismus zu verhindern – was bei mehreren Säulen im Obergeschoss der Therme schon mal nicht geklappt hat.

Ursprünglich sollte die Therme im Dezember 2012 eröffnen. Die Stadt Werder und die Kristall-Bäder AG, die das Bad ursprünglich im Auftrag der Kommune bauen sollte, hatten sich nach langem Rechtsstreit um Verzögerungen und Mehrkosten vor fast einem Jahr getrennt. Nach ersten Plänen sollte die Therme 18 Millionen Euro kosten, nun wird sie wohl acht Millionen Euro teurer. Wie viel es kostet, den Bau zu beheizen, ist noch nicht zu beziffern, sagte Projektmanagerin Cathleen Schönbrunn bei einem Rundgang. „Das Gebäude wird über unser eigenes Blockheizkraftwerk versorgt, und wir wissen noch nicht endgültig, wie viel wir für den ins Netz eingespeisten Strom zurückbekommen“, sagt Schönbrunn.

Das Kraftwerk hat eine Leistung von 400 Kilowatt und kann damit in zehn Stunden in etwa so viel Energie erzeugen, wie ein Vier-Personen-Haushalt im ganzen Jahr verbraucht. Für Therme, Kraftwerk und Grundstücke hat die Stadt bisher rund 21 Millionen Euro ausgegeben – der BER lässt grüßen.

Eine Simulation des Projektes.
Eine Simulation des Projektes.

© Andreas Klaer

Arbeiten sollen zehn bis zwölf Monate dauern

Kabel und Heizungsrohre schlängeln sich an der Decke im Erdgeschoss entlang. Sie führen aus den dunklen Technikräumen hinaus zum hellen Saunabereich, von dem aus man über die breite Glasfront direkt auf den nahe gelegen Zernsee schauen kann. Die einzelnen Saunakabinen sind schon mit filigranem Stuck verziert, an Wänden und Boden der insgesamt 10.000 Quadratmeter großen Therme glänzt hingegen der nackte Beton. „Wer den Auftrag für das Bad erhält, kann hier wetterunabhängig sofort mit den Arbeiten loslegen und fliesen“, sagt Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU).

Nachdem die Stadtverordneten entschieden haben, das Bad von einem privaten Investor fertigbauen und betreiben zu lassen, wird nun die Ausschreibung vorbereitet. Sie kann Saß zufolge frühestens Ende April abgeschlossen sein, anschließend sollen Verhandlungen geführt und Angebote ausgewertet werden. Zum Jahresende soll dann die Entscheidung für einen Partner fallen. Weil der erst mal noch Baufirmen suchen muss, ist eine Fertigstellung im kommenden Jahr kaum mehr möglich. „Wir werden uns nicht drängen lassen, nur um noch 2018 zu eröffnen“, sagt Saß.

Nach dem Zuschlag muss der Investor einem Gutachten zufolge noch etwa zwölf Millionen Euro investieren, die Arbeiten würden zehn bis zwölf Monate dauern. Sichtbar wird das etwa an den noch nicht gefliesten Thermal- und Saunenbecken. Wer sich dort später erholen will, wird nach aktuellem Stand zudem an der Decke auf Holzbalken schauen, unter denen blanke Pressholzplatten liegen. Vom früheren Investor ist das Schönbrunn zufolge so gewollt gewesen – ein krasser Gegensatz zum Stuck an der Wand. Die Holzverkleidung ist im Erdgeschoss zudem erst auf etwa einem Viertel fertig. Ein neuer Investor könnte selbst wählen, ob er sie wie vorgesehen vollendet oder die Decke anders gestaltet.

Bis zu 1000 Gäste täglich soll die Therme aufnehmen können

Im oberen Geschoss hingegen ist die Holzdecke fertig. An der Großraumsauna sind schon die Duschen installiert, auch der Pool ist schon betoniert, aber noch nicht gefliest. Im Nachbarraum kommt man dann zum namensgebenden, blütenförmigen Becken, in dem grün veralgtes Wasser steht – zwei der vier miteinander verbundenen Becken liegen außerhalb der Therme. An der Außenseite muss noch ein kompletter Erdhang aufgeschüttet werden, auf dem Liegebereiche entstehen sollen und Badegäste zum Zernsee hinabgehen können. Immerhin: Der Ausblick über die Seenlandschaft ist schon jetzt entspannend.

Später könnte die Ruhe aber gestört werden: Nur wenige Meter neben dem Thermalbereich liegt das Sportbecken, das auch für den Schwimmunterricht genutzt werden soll: 25 Meter lang, bis zu vier Meter tief, fertig gefliest und mit einem Bauzaun gesichert. Direkt neben dem großen Becken steht das Treppenhaus für den Rutschenturm, wo es ebenfalls nicht gerade leise zugehen dürfte.

Bis zu 1000 Gäste täglich soll die Therme in ihren jetzigen Dimensionen aufnehmen können. Werders Bürgermeisterin ist sich mit Blick auf 255.000 Gästeübernachtungen im Jahr und knapp 26.000 Einwohnern sicher, das Bad auch voll zu kriegen. Aus dem Potsdamer Bad schaue man auf die riesige Kreuzung Leipziger Dreieck und den Hauptbahnhof, „bei uns auf den schönen Zernsee“, sagt Saß.

Enrico Bellin

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