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Berlin: Spaziergänger stieß im Nord-Westen von Berlin zufällig auf verstecktes und bepacktes Fluggerät, das vermutlich DDR-Bürgern zur Flucht verhelfen sollte

Ist es eine kleine Sensation oder nur "heiße Luft"? Ein Spaziergänger will auf einem brachliegenden Feld im ehemaligen Grenzgebiet im Nord-Westen von Berlin einen Heißluftballon gefunden haben, der vor mindestens zehn Jahren für eine geplante Flucht aus der DDR dort versteckt worden sein soll.

Ist es eine kleine Sensation oder nur "heiße Luft"? Ein Spaziergänger will auf einem brachliegenden Feld im ehemaligen Grenzgebiet im Nord-Westen von Berlin einen Heißluftballon gefunden haben, der vor mindestens zehn Jahren für eine geplante Flucht aus der DDR dort versteckt worden sein soll. "Meine Familie und ich hätten ihn im hüfthohen Gras sicher nie entdeckt, aber es kreisten ein paar Dohlen über der Stelle, die wir mit dem Fernglas beobachtet haben", sagte Thomas Fuchs. Besonders faszinierend an dem Fund sei, dass das Luftgefährt komplett reisefertig, samt Gasflaschen, Ballontuch und gepacktem Koffer in dem schwer zugänglichen Gelände liege. Fuchs machte Fotos und erzählte dem Leiter des Mauer-Museums am Checkpoint Charlie, Rainer Hildebrandt, von seiner Entdeckung. Die Museumsleitung griff sofort zu: "Wir haben den Ballon vom Finder gekauft und wollen ihn nach seiner Bergung ausstellen", sagte Alexandra Hildebrandt. Sie hält die Echtheit des Ballons für sehr wahrscheinlich. Das Museum will nun auch versuchen, die Fluchtwilligen von damals zu finden.

Die Flucht aus der DDR über alle Stacheldrähte, Wachposten und Selbstschussanlagen hinweg durch die Luft gehört bis heute zu den deutschen Schicksals-Geschichten, die die Menschen am meisten faszinieren. Zwei Fluchtversuche wurden besonders bekannt: In der Nacht des 18. September 1979 gelang zwei Familien aus Thüringen die Flucht mit einem selbstgebastelten Heißluft-Ballon über die Grenze nach Bayern. Die beiden Ehepaare mit Kindern im Alter von zwei bis 15 Jahren waren unbemerkt von einer Waldlichtung etwa zehn Kilometer von der Grenze entfernt aufgestiegen. Die zerbrechliche Luftgondel stieg 2500 Meter hoch. Doch bald ging das Gas zur Erwärmung der Lufthülle aus und zwang zu einer harten Landung auf einem Feld - allerdings schon im Westen. Das waghalsige Abenteuer wurde 1982 in Hollywood unter dem Titel "Mit dem Wind nach Westen" verfilmt.

Traurige Berühmtheit hingegen erlangte die Ballonfahrt eines 32-jährigen DDR-Bürgers, der auf seiner Flucht am 8. März 1989 tödlich verunglückte. Der Mann wollte sich von Ost-Berlin aus mit einer aus Plastikplanen zusammengeklebten Hülle nach West-Berlin tragen lassen. Die Hülle hatte er samt einem Brenner durch gebündelte Nylonfäden an seiner Lederjacke befestigt. Es gelang ihm, in die Luft und über die Grenze zu schweben.

Doch nach kurzer Zeit, vermutlich weil die Halterung zwischen Jacke und Ballon plötzlich abriss, stürzte er aus großer Höhe in einen Vorgarten bei Zehlendorf und starb an der Wucht des Aufpralls. Die Ballonhülle verfing sich ein paar Straßen weiter in einer Baumkrone, weshalb die Polizei zunächst auch glaubte, dass der Ballon allein von Ost nach West geweht worden war.

dva

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