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Berlin: Spaziergang im Grunewald weckt Erinnerungen an Krawalle

Polizei geht aber von friedlichem Verlauf des Banken-Protestes aus

Von Barbara Junge

Vor der heutigen Demonstration der Bankenkritiker in Dahlem geht die Polizei von einem friedlichen Verlauf des Protestes aus. Die Veranstalter betonen den ironischen Charakter ihrer Aktion. CDU-Politiker wollen vor Ort präsent sein, um das Geschehen zu beobachten und befürchten Störer unter den Demonstranten. Innensenator Ehrhart Körting (SPD) kritisierte die Demonstration als falsches Mittel .

Die Polizei wird bei dem Aufmarsch, der um 14 Uhr am S-Bahnhof Grunewald beginnt, trotz der friedlichen Prognose mit starken Kräften vor Ort sein. Diese sollen einschreiten, „falls unter den Teilnehmern doch welche sein sollten, die auf die Grundstücke wollen oder gegen Personen vorgehen“. Die „Initiative Bankenskandal“ um den FU-Professor Peter Grottian selbst umschrieb den Charakter des Protests als „provozierend, spaßvoll, ironisch und spektakulär“. Sie will sich an die mit der Polizei vereinbarte Route halten und zu den Häusern der Bankmanager und politisch Verantwortlichen 100 bis 200 Meter Abstand halten. Erwartet werden einige hundert Demonstranten. An der Route liegen die Häuser oder frühere Wohnsitze etwa des Ex-CDU-Fraktionschefs Klaus Landowsky und des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Bankgesellschaft, Wolfgang Rupf.

Der CDU-Abgeordnete und Anwalt von Klaus Landowsky, Karl-Georg Wellmann, berichtete am Freitag, in Dahlem sei die Stimmung eher entspannt. Zwar sei die Aktion unangemessen und geeignet, „den Volkszorn zu schüren“. Die Bewohner jedoch sähen ihr gelassen entgegen. Am Samstag sei ohnehin Wahlkampf in Dahlem. Wenn er dabei Grottian treffe, wolle er ihm seine Meinung sagen. Klaus Landowsky selbst nannte den Protest mit Bezug auf die Grunewaldemonstration von 1981 einen „Rückfall in schlechteste Zeiten“. Grottian arbeite nur seinen antibürgerlichen Frust ab. Wider besseres Wissen. Denn dass er, Klaus Landowsky, nichts mit den Fondsgeschäften zu tun habe, wisse Grottian. Der CDU–Abgeordnete Michael Braun warf Grottian erneut vor, Pogromstimmung zu schüren. Braun will wahrscheinlich vor Ort sein, um zu sehen, was passiert. Er habe Sorge, „dass so etwas wie 1981 nochmal passiert“. Am 12. Juli 1981 waren etwa 5000 Aktivisten der Hausbesetzerszene zu einem „Grunewaldspaziergang zu den Spekulanten“ gezogen, als Protest gegen die Räumung der Häuser. Diese Aktion endete in Krawallen. Ein zweiter „Grunewaldspaziergang“ 1989 wurde mit einem massiven Polizeiaufgebot und einer weiträumigen Absperrung Dahlems verhindert. Die Demonstranten zogen dann durch die City-West.

Der Innensenator ging auf klare Distanz zu der Demonstration. „Ich halte alle Fokussierung auf Privatpersonen für verheerend“, sagte Körting. Damit meine er nicht, dass die Initiative die Verantwortlichen für den Bankenskandal in die Pflicht nehmen wolle. Auch verstehe er angesichts der offensichtlich ungewöhnlichen Bankgeschäfte, dass die Bürger Forderungen erhöben. „Aber ich finde, so etwas ist nicht mit den Spielregeln der Demokratie vereinbar“ – auch wenn die Demonstration zugelassen werden müsse.

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