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Attraktion Aquarium. Im parlamentarischen Gesundheitsausschuss wurde gestern über die zoologischen Einrichtungen der Stadt diskutiert.

© Doris Spiekermann-Klaas

SPD und Grüne fordern: Zootiere sollen artgerechter gehalten werden

Im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses haben sich SPD und Grüne am Montag für größere Gehege ausgesprochen und höhere Besucherattraktivität gefordert. Der Direktor der Tiergärten sieht dagegen wenig Änderungsbedarf.

„Der Käfig ist keineswegs out“, widersprach Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz gestern Claudia Hämmerling. Die Zoofachfrau der Grünen hatte im Gesundheitsausschuss des Abgeordnetenhauses die Tierhaltung der Berliner Zoos scharf kritisiert. Auch wenn der Zoo-Vorstand Blaszkiewitz die meisten Lacher auf seiner Seite hatte, einwickeln konnte er die Abgeordneten damit nicht. Während Blaszkiewitz in Sachen Artenerhaltung und Tierschutz in beiden Berliner Zoos keinen Handlungsbedarf sieht, findet Hämmerling die Konzepte von Zoo und Tierpark überholt und altbacken. „Da muss sich dringend etwas ändern.“ Nach ihrer Ansicht müssen die Einrichtungen vor allem artgerechter werden.

Der Tierschutzexperte der SPD, Daniel Buchholz, pflichtete der Grünen-Politikerin bei. Insbesondere der Tierpark in Friedrichsfelde habe „großes Entwicklungspotenzial“ – davon könnten Tiere und Besucher profitieren. Die Präsentation der Tiere und die Gestaltung der Wege könnten verbessert werden. In naturähnlichen Gehegen könnte man den Tieren mehr Auslauf ermöglichen, sagte Buchholz. In der Tierhaltung habe es in den letzten 200 Jahren eine enorme Entwicklung gegeben. Nun müsse ein „Tierpark des 21. Jahrhunderts her“. Die SPD will dennoch die Standorte beider Hauptstadtzoos erhalten.

„Tierhaltung ist immer eine Beschränkung zu dem, was ein Tier in der freien Natur eigentlich machen könnte“, sagte Zoochef Blaszkiewitz. Man halte alle geltenden Gesetze und aktuellen Bestimmungen ein. Die Arbeit des Direktors ist umstritten, insbesondere nachdem vor zwei Jahren bekannt wurde, dass er 1991 vier Katzenbabys eigenhändig den Hals umgedreht hatte, weil sie seiner Meinung nach verwildert waren und Krankheiten hätten übertragen können. Für den Tod der Katzen entschuldigte er sich 2008 und sagte im Untersuchungsausschuss: „Heute würde ich es nicht mehr tun.“

Wenn es nach Claudia Hämmerling geht, sollen die Berliner Zoos vor allem unabhängiger von Zuschüssen der Steuerzahler werden. „Vor dem Hintergrund von 65 Milliarden Euro Schulden muss an einem tragfähigen Konzept mit Strahlkraft gearbeitet werden.“ Berlin solle sich ein Beispiel am Leipziger Zoo nehmen. Dieser habe mit verändertem Konzept seine Besucherzahlen verdoppelt. Der Zoo erhält laut Finanzverwaltung in diesem Jahr 1,4 Millionen Euro, der Tierpark wird sogar mit 5,8 Millionen Euro Landesmitteln bezuschusst.

Nach Meinung von Blaszkiewitz habe es in den vergangenen Jahren viele positive Entwicklungen im Tierbestand der beiden Zoos gegeben. Er verwies auf ein Zukunftsprojekt, dessen Konzept dem Abgeordnetenhaus vorliegen soll. Dieses hat Claudia Hämmerling allerdings noch nicht zu Gesicht bekommen. „Ich habe lediglich einmal einen geheimen Entwurf gesehen, aber das ist Jahre her“, sagte Hämmerling. Die Finanzverwaltung des Senats bestätigte dem Tagesspiegel ebenfalls die Existenz eines geheimen Entwurfes aus dem Jahre 2007.

Nadine Kuhn

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