zum Hauptinhalt
Ein SPD- und ein AfD-Plakat vor der Wahl. Die Aufschrift "Wir holen den Terror nach Deutschland!" stammt natürlich nicht von der SPD, sondern wurde nachträglich aufgeklebt.

© REUTERS

Update

SPDler Robert Drewnicki: Müller-Berater will nicht auf AfD-Wähler zugehen

Robert Drewnicki, Kommunikationsberater von Michael Müller, will AfD-Wähler nicht für die SPD zurückgewinnen. Das hat er via Facebook kundgetan. Und seine Analyse geht noch weiter.

Robert Drewnicki, Kommunikationsberater des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller, hat in einem Facebook-Post den Versuch, AfD-Wähler wieder für die SPD zu gewinnen, für vergeblich erklärt. "Die SPD-Politik, die man machen muss, um diese WählerInnen zurückzuholen möchte ich mir nicht vorstellen und wird es mit unserer SPD-Berlin sicher auch weiterhin nicht geben", schrieb Drewnicki schon am 2. Oktober, BZ und Bild hatten nun als erste darüber berichtet.

Drewnickis Analyse: "AfD-WählerInnen sind eher älter, mittel bis niedrig gebildet, Arbeiter und Arbeitslose, wohnen eher dort, wo es wenig Menschen mit Migrationshintergrund gibt, interessieren sich absolut unterdurchschnittlich für die (SPD-)Themen Arbeit, soziale Gerechtigkeit, Mieten, dafür um so mehr für die Themen Flüchtlinge und Sicherheit! Da sie größtenteils aus Enttäuschung AfD gewählt haben, kann man sich vorstellen, welche repressive Flüchtlings- und Sicherheitspolitik sie bevorzugen." Nachzulesen ist der Text auf Drewnickis Facebook-Seite. Der offenkundige Widerspruch in dieser Aussage ist jedoch: Weshalb sollte sich eine Wählerschaft mit hohem Arbeitslosen- und Arbeiteranteil ausgerechnet für Arbeit, soziale Gerechtigkeit und Mieten nicht interessieren?

Diejenigen, die aus Protest AfD gewählt haben, wünschen sich, dass man sie "umwirbt". Wenn man denen jetzt erklärt, dass man sie sowieso nicht zurück will, was meint man eigentlich, was diese Leute bei der nächsten Wahl wählen?

schreibt NutzerIn manu

Allerdings äußerte sich Drewnicki im Verlauf der Facebook-Debatte etwas differenzierter und bestritt, dass er diese Wähler abgeschrieben habe: "Jeder ist im demokratischen weltoffenen Spektrum der SPD-WählerInnen willkommen, aber ich bin dagegen, ihnen auch nur einen Schritt entgegen zu gehen in Richtung ihrer kruden Politikansätze des Spaltens", schrieb er. Nur eine Politik für mehr gute Arbeit und Bildung könne den "Rechtspopulismus- Sumpf" zumindest teilweise trocken legen.

Stefan Komoß: "Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen"

Ein ebenfalls einflussreicher Sozialdemokrat, der Noch-Bürgermeister von Marzahn-Hellersdorf, Stefan Komoß, hat sich am Dienstag – ohne Bezug auf Drewnicki – deutlich anders positioniert. Zwar sieht er die Fragestellung ähnlich: "Wie verhält man sich gegenüber einer emotional gestimmten Wählerschaft, die nicht darauf reagiert, wenn man die Politik ändert?"

Seine Antwort lautet aber, die Politik müsse dann doch auch in den sensiblen Feldern geändert werden: "Wir müssen das Vertrauen der Bevölkerung zurückgewinnen. Wir brauchen eine akzeptable, überzeugende Sicherheitspolitik, neben der besseren Ausstattung der Polizei muss es eine starke Prävention geben, vom Kontaktbereichsbeamten bis zu guter Beleuchtung im Umfeld von Flüchtlingseinrichtungen." Komoß war am Mittwoch für Nachfragen nicht erreichbar.

Michael Müller warnte vor der Wahl vor AfD-Erfolg

Unmittelbar vor der Wahl hatte sich auch Michael Müller persönlich zum Umgang mit Rechtsaußen-Wählern geäußert und damit gedroht, ein Wahlerfolg der AfD im Bereich von 10 bis 14 Prozent würde in aller Welt als ein Zeichen für den Wiederaufstieg der Nazis verstanden werden. Das allerdings war wohl weniger eine strategische Analyse als ein Versuch, die eigene Stammwählerschaft zu mobilisieren.

Robert Drewnicki ist seit Dezember 2015 Referent in Müllers Planungsstab. Bei der Wahl unterlag er als Bewerber für den Wahlkreis 2 in Charlottenburg Andreas Statzkowski von der CDU.

Mehr rund um die Berlin-Wahl lesen Sie hier auf unserer Schwerpunktseite.

Zur Startseite