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Berlin: Speis und Tanz im Club der Aktionäre

Das Metropol am Nollendorfplatz startet mit neuem Konzept – wenn die Goya-AG bis Jahresende genügend Klein-Investoren findet, die jeweils knapp 4000 Euro beisteuern

Es soll eine ganz große Nummer werden. Der Prospekt, der für das Projekt „Goya“ wirbt, liegt aufgeschlagen über 80 Zentimeter breit auf dem Tisch. In sechs Zentimeter großen Buchstaben steht da: „Nie wieder nach Paris fahren müssen.“ Und etwas kleiner gedruckt heißt es darunter, dass es in „Berlin endlich wieder einen Club geben soll, der es mit Spitzenclubs in anderen europäischen Metropolen aufnehmen kann“. Dafür wollen die Vorsitzenden der neugegründeten Goya AG viel Geld ausgeben – Geld, das sie erst noch sammeln müssen.

Werden die Pläne umgesetzt, wird es das Metropol nicht mehr geben. Der Architekt Hans Kollhoff soll dem Innenraum eine ganz neue Gestalt geben, eine ovale Tanzfläche und mehrere Galerien darüber. Lange Tafeln werden auf der Tanzfläche stehen. Angeboten werden spanische Gerichte, in drei Gängen, bis viertel vor zehn. „Dann werden die Tische zur Seite geräumt, um die Tanzfläche freizumachen“, so stellt sich das Peter Glückstein vor, der Vorstandsvorsitzender der Goya AG. Es soll ein „Club für Erwachsene“ werden, Durchschnittsalter Mitte 30. Und die Zielgruppe soll ihren Club selbst finanzieren. Wer mitmachen will, kauft ein Paket aus 60 Goya-Aktien für 3960 Euro. „Dafür genießt der Aktionär lebenslang freien Eintritt“, sagt Glückstein.

Der Club soll sich durch die Mundpropaganda seiner 2000 Anteilseigner füllen, die Glückstein zusammenbekommen will. Um Aktionäre zu werben, eröffnete er gestern ein eigenes Büro in der Budapester Straße. 150 zum Teil „bekannte“ Leute hätten schon gezeichnet, darunter Architekt Kollhoff und Designer Erik Spiekermann. Doch bis 31. Dezember müssten es 570 werden. „Sonst lassen wir das Projekt fallen“, sagt Glückstein. Wenn die Berliner dagegen mitmachen, ist die Eröffnung für November 2004 geplant.

Ob die Berliner Geld für einen Club wie das Goya haben? „Nicht alle leiden zur Zeit unter einer Rezession“, sagt Ihle. Die Branchenkollegen urteilen vorsichtig. Über 100 Euro gibt man für ein Vier-Gänge-Menü mit Show bei „Pomp Duck and Circumstances“aus. „Wenn die Qualität stimmt, hat Goya eine Chance“, sagt Pump Duck-Betreiber Hans-Peter Wodarz. Über einen Club für erwachsene Nachtschwärmer würde sich auch Carola Stoiber vom Management des Technoclubs „Tresor“ freuen. „Wo soll ich denn in Berlin tanzen gehen?“, sagt die 37-Jährige. „Wenn die das im Metropol machen, kann ich mir das gut vorstellen.“ Ein Aktienpaket würde sie sich allerdings „niemals“ kaufen, auch nicht mit dem Argument, dass sie in den Aktionärsversammlungen Einfluss auf die Musikrichtung nehmen könnte. „Das wäre mir viel zu anstrengend.“

Die Goya-Idee hatten die Initiatoren vor zwei Jahren beim Besuch des „Joy Eslava“. Das ist ein Club in Madrid, den Peter Glückstein als „Spitzenclub“ bezeichnet: ein umgebautes, ehemaliges Theater, in dem die Gäste essen und tanzen können. Das sei eine „Liga“, so Glückstein, die in Berlin nur die ehemalige Disko „Dschungel“ erreicht habe: „Der hielt sich viele Jahre, war für ein gemischtes Publikum, mit engagierter Musik.“ Im Goya soll eine Mischung aus „Weltmusik, Soul und Jazz“ laufen. Glückstein ist seit 14 Jahren Inhaber der „Bar am Lützowplatz“. Davor betrieb er einen Club namens „Glückstein“. Sein Partner im Vorstand der Goya AG, Jacques Ihle, leitet seit 20 Jahren das Metropol am Nollendorfplatz. Offenbar hat der Schöneberger Veranstaltungsort neben dem boomenden Nachtleben in den Berliner Ostbezirken etwas unter seiner Randlage gelitten. Jedenfalls hofft Ihle auf ein Comeback des Westens. „Das Goya wird etwas fürs West-Ego.“

Till Schröder

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