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Berlin: Spenden am Morgen ...

Ein Raunen geht durch das Publikum der Komischen Oper. Auf der Bühne steht Roger Willemsen und verkündet, dass das Benefizkonzert zugunsten afghanischer Flüchtlingskinder bereits 38 000 Euro eingebracht habe.

Ein Raunen geht durch das Publikum der Komischen Oper. Auf der Bühne steht Roger Willemsen und verkündet, dass das Benefizkonzert zugunsten afghanischer Flüchtlingskinder bereits 38 000 Euro eingebracht habe. Doch den Schreck lässt er auf dem Fuße folgen: "Wir wollen diese Summe verdoppeln!" Ein Mittagessen stehe im Foyer bereit: "Fressen Sie, spenden Sie, verderben Sie Ihre Figur!"

Es war also keine Veranstaltung zur reinen Selbstberuhigung, die da am Sonntagmorgen über die Bühne ging und zu der neben dem Opernhaus die Dresdner Bank sowie Unicef geladen hatten. Daran änderte auch die Gegenwart illusterer Gäste wie des israelischen Botschafters Shimon Stein oder des Abgeordnetenhauspräsidenten Walter Momper nichts. Ob auf den teuren oder billigen Plätzen des ausverkauften Hauses: Jeder wurde zu weiterer Spendentätigkeit angefeuert. Die Brücke zu schlagen vom warmen Konzertsaal in das ferne Afghanistan sei einfach, so Willemsen: "durch die einfachste aller Gleichungen, die Währung."

Obwohl zwischen zwei abendlichen Repertoirevostellungen aufspielend, war das Orchester der Komischen Oper unter Michail Jurowski rasch hellwach: Mit Webers "Freischütz"-Ouvertüre hob es symbolisch den Vorhang für hoffnungfrohe Zeiten. An das lange Kriegselend Afghanistans erinnerte Otto Sander mit Theodor Fontanes beklemmend aktuell wirkendem Gedicht "Der Transport von Afghanistan". Dem jungen Geiger Christian Tetzlaff glaubte man die fünf Kinder nicht, die Willemsen ihm zuschrieb: Es sind nur drei, und wo sollte er auch sonst die Übungszeit hergenommen haben, um Mozarts Rondo C-Dur mit so leichtem und sicherem Bogen spielen zu können?

Der gefeierte Star des Vormittags war die Sopranistin Noëmi Nadelmann: Sie hatte sich Arien von kokett-kindlichen Frauengestalten herausgesucht. Als Mozarts Zerlina ließ sie sich von Don Giovanni Michael Kraus umwerben und wickelte dabei ihrerseits das Publikum um den Finger. In zwei weiteren Arien von Puccini und Donizetti zeigte sie, dass kindliche Direktheit auch Schmeicheln und forderndes Aufstampfen bedeuten kann. Wer in ihr eine Vertreterin der kleinen Kinder in Afghanistan hören wollte, kam an den Spendenbüchsen am Ausgang nicht mehr vorbei.

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