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Ehrenamtliche der City-Station der Stadtmission mit dem Tagesspiegel-Spendenstern - auch für sie wurde gesammelt.

© Kai-Uwe Heinrich

Spendenaktion des Tagesspiegel: Leser spendeten fast 370.000 Euro

Noch nie spendeten die Leserinnen und Leser des Tagesspiegels so viel Geld für die Weihnachtsaktion – fast 370 000 Euro. Auch bundesweit war 2015 ein Jahr der Rekorde. Rund 5,5 Milliarden Euro gaben die Deutschen, auch für Flüchtlinge.

Die Erdbeben in Nepal, mehr als eine Million Geflüchtete in Deutschland – 2015 gab es viele Gründe, zu spenden. Tatsächlich waren die Deutschen im letzten Jahr so großzügig wie noch nie. Die Spendensumme von 5,5 Milliarden Euro übertrifft das letztjährige Spendenaufkommen um 11,7 Prozent. Auch die Leserinnen und Leser des Tagesspiegels überwiesen eine noch nie dagewesene Rekordsumme für die traditionelle Weihnachtsspendenaktion des Tagesspiegels „Menschen helfen!“.

Fast 370 000 Euro gingen seit vergangenem Herbst auf dem Konto des Spendenvereins dieser Zeitung ein – das sind über 60 000 Euro mehr als bei der Weihnachtsaktion 2014/15 – absoluter Rekord. Zuletzt belief sich der Anstieg auf dem Spendenkonto immer mal auf einen vierstelligen oder geringen fünfstelligen Betrag im Vergleich zum Vorjahr. Aber so einen Sprung nach vorn gab es in der 23-jährigen Geschichte der Weihnachtsspendenaktion noch nie. Um die Weihnachtszeit hatte der Tagesspiegel seine Leserinnen und Leser um Spenden für die Integration von Flüchtlingen, aber auch für Berliner und Brandenburger Familien in sozialen Notlagen sowie für Obdachlose gebeten.

Mitte April werden die Schecks übergeben

Zudem sammelten wir für Vereine und Ehrenamtsinitiativen, die sich um schwerkranke Kinder und alte Menschen, um missbrauchte Frauen oder Drogenabhängige kümmern. Auch Projekte für Menschen mit Behinderungen, für traumatisierte Personen, für Alleinerziehende und für Berufsintegrationsangebote sind unter den Spendenempfängern. Großer Dank gilt allen Spendern, wie auch den Pressegolfern Berlin-Brandenburg. Und auch der PSD-Bank, die über den Tagesspiegel den Verein soziale Integration kennengelernt und diesem einen Neuwagen-Transporter für den Transport von Möbeln und Ähnlichem vermacht hat.

Der Tagesspiegel übergibt die Spendenschecks nun an die nahezu 60 Empfängervereine bei einer Feier Mitte April mit Berlins Sozialsenator Mario Czaja (CDU). 2015 war also das Jahr der überbordenden Hilfe, auch bundesweit. Besonders viel gaben die Deutschen für humanitäre Hilfe aus, fast jeder Zweite engagierte sich zudem für Geflüchtete, sagte die Geschäftsführerin des Deutschen Spendenrats, Daniela Felser. Die Bereiche Sport und Tierschutz profitierten auch von dem gestiegenen Engagement und konnten ein Plus von insgesamt 31 Millionen Euro verbuchen.

Weniger Spenden bei Naturschutz und im Bereich Denkmalpflege

Erhoben hat diese Zahlen der Deutsche Spendenrat e.V. in Zusammenarbeit mit dem Meinungsforschungsinstitut GfK. Für die repräsentative Umfrage wurden 10 000 Deutsche ab 10 Jahren befragt. Sie mussten monatlich Tagebuch führen und ihre Spende selbst einer Sparte zuordnen. Traditionell hat der Dezember als Spendenmonat schlechthin das meiste Geld eingebracht. Aber auch im Mai (Erdbeben in Nepal) und September (vermehrte Ankunft der Flüchtlinge) gaben die Deutschen viel. Der Deutsche Spendenrat konzentriert sich ausschließlich auf Privatspenden, Partei- und Unternehmensspenden waren aus der Erhebung ausgenommen. Während die Anzahl der Spender nur minimal gestiegen ist, hat die Spendenhäufigkeit von 6,2 auf 6,6 Mal jährlich zugenommen. Ebenfalls positiv vermerkt wurde der Wohltäter: Die durchschnittliche Spende betrug nicht mehr 36, sondern 37 Euro.

Obwohl die Deutschen mehr spenden, ging etwas mehr als ein Drittel der Mehrausgaben zu Lasten anderer Spendenbereiche. Gerade Einrichtungen in den Bereichen Kultur-/Denkmalpflege und Naturschutz verzeichneten Rückgänge.  Viele Menschen fühlten sich angesichts der bewegenden Bilder aus den Kriegs- und Krisenregionen sowie von den notleidenden Flüchtlingen vielmehr in der Pflicht, diesen Menschen humanitär zu helfen. Dr. Ursula Schirmer von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz kann die rückläufige Tendenz für traditionelle Spendenzwecke indes nicht bestätigen: „Wir haben eine sehr treue Spenderschaft, die regelmäßig und gleichmäßig spendet.“ Auch in der Vergangenheit hätten humanitäre Krisen das Spendenniveau der Stiftung nicht beeinflusst. „Wir wissen, dass unsere Spenderschaft auch für humanitäre Zwecke spendet. Aber da ist es eben keine Frage von Entweder/Oder, sie spenden für beides.“

Rund 47 Prozent helfen Flüchtlingen

Jutta Sandkühler, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes (NABU) Berlin, sieht ebenfalls keine Verschlechterung: „Wir wünschen uns natürlich immer mehr. Aber in den vergangenen sechs Jahren gab es hier keine wesentlichen Veränderungen.“ Da der Landesverband Berlin recht klein ist, erstaunt das konstante Spendenvolumen doppelt.

Im Zuge der Erhebung fragte die GfK die Panelteilnehmer auch nach ihren Einstellungen gegenüber Geflüchteten. Die Antworten erscheinen auf den ersten Blick widersprüchlich: Rund 47 Prozent aller Befragten halfen den Geflüchteten in irgendeiner Form, sei es durch Geld, langfristiges Ehrenamt oder „dadurch, dass jemand auch nur einen Kuchen für das Begegnungscafé backt“, wie Gertrud Bohrer vom Meinungsforschungsinstitut GfK sagt.  Gleichzeitig zeichnen die angegebenen Einstellungen ein verhalteneres Bild: Mehr als die Hälfte der Teilnehmer fürchtet, „dass durch die Flüchtlinge die armen Menschen hier in Deutschland in den Hintergrund geraten“. 21 Prozent gaben sogar an, „lieber nichts mit den Flüchtlingen zu tun zu haben“. Dass sich durch die Ankunft der Geflüchteten die Sicherheitslage verschlechtern wird, glaubt etwa die Hälfte. Genauso viele bezweifeln, „dass Deutschland auch die große Zahl an Flüchtlingen verkraften und integrieren kann“.  

Je älter man ist, desto größer die Spende

Für Gertrud Bohrer ist das aber kein Widerspruch: „Ich würde sagen, wir sehen hier eine kritisch-vorsichtige Haltung. Das Thema polarisiert natürlich. Wir haben in der Umfrage recht negative Tendenzen, bei der Hilfe aber gleichzeitig stark positive.“ Wie bereits in den Vorjahren gilt allgemein: Je älter jemand ist, desto größer die Spende. Dies bezieht sich vor allem auf Geld- und Sachgaben. Einzig bei den Zeitspenden, die gerade bei der Hilfe für Geflüchtete gefragt sind, sind Menschen über 70 nicht mehr so häufig vertreten.

Trotz einer Zunahme von Online-Überweisungen ist laut der Angaben der persönlich adressierte Brief mit Spendenaufruf die erfolgreichste Methode, um neue Spender zu gewinnen. Eine Schlüsselrolle spielen außerdem die Medien: Je mehr über ein Ereignis, wie zum Beispiel die Erdbeben in Nepal, berichtet wird, desto mehr Menschen würden laut Gertrud Bohrer darauf aufmerksam – und einen Überweisungsträger ausfüllen.

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