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Spendenaktion: Die erste Sprosse ist genommen

Die Mitglieder des Vereins „Jugend Neukölln“ wollen sich für andere junge Menschen im Bezirk engagieren. Eigene Räume haben sie endlich gefunden, jetzt fehlt ihnen aber noch das Geld, sie auch einzurichten.

Auch dieses Jahr bittet der Tagesspiegel seine Leserinnen und Leser wieder um Spenden für die Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“. 53 Projekte und Initiativen wollen wir bedenken – und stellen in unserer Serie einige stellvertretend vor.

Berlin - Man braucht nicht viel, um die Welt ein bisschen besser zu machen: nur fünf Zimmer und eine Handvoll junge Neuköllner. Nun ja, ganz reicht das doch noch nicht, meinen Murat, Dilan, Ece und Julia. Die vier stehen mitten in einem leeren Raum, in dem noch nicht mal eine Glühbirne hängt. „Wir brauchen eigentlich alles. Vor allem Tische und Stühle“, sagt die 19-jährige Dilan. „Stifte und Blöcke, vielleicht sogar eine Tafel“, fügt Murat hinzu.

Dilan, Murat und die anderen sind Mitglieder von „Jugend Neukölln“. Der Verein wurde im Februar von Neuköllner Jugendlichen gegründet – „mit nix“, sagt Julia. „Ein paar Freunde von mir und ich saßen eines Abends mit meinem Vater zusammen, und da kam uns die Idee“, sagt Dilan. „Wir wollen zeigen, dass es in Neukölln engagierte junge Menschen gibt, die Probleme anpacken wollen.“ 15 Mitglieder gibt es inzwischen, ihre Eltern stammen aus sechs Nationen. Es ist egal, woher jemand kommt – jeder kann etwas beitragen, um anderen zu helfen – das ist das Vereinsmotto.

„Ich bin der Künstler“, verkündet Murat Tasci. Der 23-Jährige hat eine Ausbildung zum Bühnenbildner gemacht und holt jetzt das Abitur nach. Im Verein will er Zeichenkurse anbieten. Dilan macht nächstes Jahr Abitur und plant Nachhilfestunden. „Grundschülern kann ich alle Fächer vermitteln, aber an der Oberschule wird es mit Mathe etwas schwierig“, sagt sie lachend. Sie hätten schon mit einer Grundschule im Bezirk über eine Kooperation gesprochen. Koch- und Schachkurse, Diskussionsrunden, Fußballturniere sind geplant. Und die 32-jährige Julia, ehrenamtliche Projektkoordinatorin bei Jugend Neukölln, will Video-Stadterkundungen anbieten.

„Bis jetzt haben uns verschiedene Einrichtungen und Organisationen immer mal einen Raum für unsere Treffen und Veranstaltungen zur Verfügung gestellt“, sagt Julia. Etwa um eine Broschüre zur Bundestagswahl herzustellen und zu verteilen, die Erstwähler über Parteien aufklärt und sie zum Wählen ermutigt. Außerdem haben sie ein türkisch-koreanisches Fest organisiert und eine Diskussionsveranstaltung zum Volksentscheid über den Religionsunterricht.

Die nächsten Aktionen müssen aber nicht mehr in fremden Räumen geplant werden. „Wir haben endlich ein Zuhause gefunden“, sagt Murat: fünf Zimmer und viele verwinkelte Flure im Erdgeschoss eines Altbaus an der Uthmannstraße sollen das Hauptquartier werden, mit Büro- und Seminarräumen. Eine Wohnungsbaugesellschaft stellt sie ihnen mietfrei zur Verfügung. Jetzt fehlt nur noch die Einrichtung, um all die Pläne zu verwirklichen. Auch einen Computer und andere technischen Geräte brauchen sie. Und Geld für Strom und andere Betriebskosten. Der Tagesspiegel will ihnen das mit der Spendenaktion finanzieren. „Das hier soll auch ein Ort werden, an dem man sich austauschen kann“, sagt Dilan. „Die Kommunikation zwischen den Jugendlichen fehlt oft.“ Ece, mit 16 die Jüngste im Verein, nickt. „Ich möchte hier erst mal Erfahrungen sammeln“, sagt sie. Aber sie weiß schon, was Neuköllner Jugendliche dringend brauchen: Vorbilder. „Meines war meine Schwester, die als Erste in der Familie studiert hat“, sagt Murat. Auch sie engagiere sich ehrenamtlich für den Bezirk.

Im Verein können sich die jüngeren Mitglieder an den älteren orientieren. „Ein Mitglied, ein 17-jähriger Schulabbrecher, hat sich zum Beispiel schon sehr weiterentwickelt, seit er dabei ist“, sagt Julia. Am Anfang sei er sehr zurückhaltend gewesen, inzwischen helfe er viel mit, etwa bei Veranstaltungen. „Das hat ihm Selbstvertrauen gegeben – er geht sogar wieder zur Schule.“ Manche der Vorurteile gegen Neuköllner Jugendliche seien vielleicht nicht ganz aus der Luft gegriffen, sagt Ece. „Aber wir wollen endlich dafür sorgen, dass die positiven Dinge nicht mehr so in den Schatten gestellt werden.“

Das Konto: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942. Bitte Namen und Anschrift für den Spendenbeleg notieren – auch beim Onlinebanking.

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