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© David von Becker

Spendenaktion: Pizza für die Eigenständigkeit

Ein Wohnprojekt hilft psychisch Kranken, selbstbestimmt zu leben. Die Küche braucht eine Renovierung.

Auch dieses Jahr bittet der Tagesspiegel seine Leserinnen und Leser wieder um Spenden für die Weihnachtsaktion „Menschen helfen!“. 53 Projekte und Initiativen wollen wir bedenken – und stellen in unserer Serie einige stellvertretend vor.

Es gibt Gemüseauflauf zum Mittagessen. Zwar erst in einer Stunde, pünktlich um zwölf, aber Angela wartet. Die 57-Jährige ist schon um 10 Uhr wie jeden Morgen die drei Etagen aus ihrer Wohnung im fünften Stock hinuntergestiegen. Bis zum Abend wird sie hier bleiben – in den Aufenthaltsräumen des Wohnprojekts Prowo für chronisch psychisch erkrankte Menschen.

Wie 16 andere Bewohner lebt Angela in dem Kreuzberger Altbau in einer Einzimmerwohnung. „Die meisten leiden an Schizophrenie und Psychosen“, sagt Projektleiter Klaus Pankoke. Alle haben mindestens einen längeren Klinikaufenthalt hinter sich. Sie werden von sechs Sozialarbeitern, Ergotherapeuten und Krankenpflegern betreut. Angela kommt in ihrer kleinen Wohnung gut zurecht, doch alle Details so eines normalen Lebens kann sie doch nicht meistern. Wie die meisten hier isst sie deshalb mittags immer mit der Gruppe und kocht nie für sich allein: „Weil ich mich nicht so fühle.“

Inzwischen weht ein leicht verbrannter Geruch aus der Küche herüber. Dort putzt Hauswirtschafter Michael Führer jede Menge Brokkoli, Blumenkohl, Paprika. Dabei heizt der Ofen vor und riecht verkokelt. Denn die beiden Herde in der Küche sind so alt, dass sie nicht mehr richtig funktionieren. Einer der beiden Backöfen ist ganz kaputt, der andere braucht eine kleine Ewigkeit, bis das Essen darin gar ist. Die Abdeckplatte des einen ist durchgeschmort – einer der Bewohner hat ihn versehentlich eingeschaltet, ohne ihn dann zu benutzen: „Wir brauchen unbedingt einen sicheren Herd, dessen Platten nur dann heiß werden, wenn ein Topf draufsteht“, sagt Projektleiter Pankoke.

Der Herd ist nur der Beginn einer langen Liste von Dingen, die das Projekt benötigt. Es wird zwar vom Senat finanziert. Doch Renovierungen und größere Neuanschaffungen sind im Budget nicht vorgesehen. Deshalb will der Tagesspiegel mit der Spendenaktion für eine neue Küche sorgen. Denn auch Kühlschrank und Geschirrspülmaschine werden nicht mehr lange halten, an den Möbeln in der Küche blättert überall das Furnier ab und sie sind viel zu klein für alle Küchenutensilien.

Seit zwölf Jahren gibt es das Projekt, und etwa genauso lange wird in der Küche jeden Tag für mindestens 17 Leute gekocht. „Es geht nicht nur darum die Bewohner zu versorgen“, sagt Hauswirtschafter Führer. „Wir wollen ihnen auch Selbstständigkeit vermitteln.“ Deshalb gibt es neben gemeinsamen Spaziergängen, Frühsport, Spielerunden, Putzdiensten und Fernsehnachmittagen auch Kochgruppen. Angela kocht da am liebsten Spaghetti Bolognese. Willi, der neben ihr auf dem Sofa aufs Essen wartet, bereitet besonders gern Leber zu. „Das gibt’s aber so selten“, sagt er und lacht.

Und Hauswirtschafter Führer würde gern mal für alle Pizza machen. „Aber mit diesem Ofen wird das nichts. Die wird ja nie fertig.“ Projektleiter Pankoke sieht noch ein anderes Problem: „Was diese alten Geräte an Strom verbrauchen, das ist eine Katastrophe.“

Das Konto: Spendenaktion Der Tagesspiegel e.V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse, Kontonummer 250 030 942, BLZ: 100 500 00. Bitte den Name und Anschrift für den Spendenbeleg notieren – auch beim Onlinebanking.

 Daniela Martens

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