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Spendenaktion-Serie 3: Handküsse für den Doktor

In der Caritas-Ambulanz am Bahnhof Zoo versorgen Ärzte immer mehr Bedürftige. Doch die Einrichtung ist gefährdet, Spenden werden dringend benötigt.

Franco D. sitzt auf der Krankenliege im Behandlungszimmer und zeigt, was ihm wehtut: der Unterleib, der Rücken. „Ich habe da so was wie Pickel, das juckt“, sagt er und verzieht das Gesicht. Der Arzt nickt. Die Blasen, die Franco D. plagen, haben viele Patienten der Caritas-Ambulanz in der Jebensstraße 3 am Bahnhof Zoo. Hier kommen vor allem Menschen her, die nicht krankenversichert sind und auf der Straße leben. Die Ambulanz ermöglicht Wohnungslosen eine medizinische Grundversorgung – und braucht dringend Spenden.

„Sie haben Schleppe", sagt der Arzt zu Franco D. Das ist eine Hauterkrankung, die sich durch Pusteln äußert und über den Körper ausbreiten kann, wenn sie nicht behandelt wird. Er verschreibt eine Salbe und Tabletten. Dann verabschiedet er seinen Patienten – der nächste wartet schon. Wie die meisten anderen Ärzte in der Ambulanz behandelt er dort in seiner Freizeit. „Ich möchte meine medizinischen Kenntnisse auch im Ruhestand einsetzen“, sagt der Arzt, dem seinen Tätigkeit wichtig ist, aber nicht, seinen Namen in der Zeitung zu lesen: „Es kommt nur auf eines an: dass wir am Bahnhof Zoo Menschen helfen.“

Franco D. geht statt zum Ausgang ins Wartezimmer, nimmt sich eine Tasse, gießt Kaffee ein und setzt sich an einen der zwei Tische. Die Wände sind gelb gestrichen, aus einem Schrank können sich Bedürftige Kleidung und Schuhe mitnehmen. „Zu einem anderen Arzt kann ich nicht“, erzählt Franco D. Er ist 50, hat keine Arbeit, keine Wohnung, keine Krankenversicherung. Medikamente in einer Apotheke kaufen? Das kann er sich nicht leisten. Umso wichtiger ist es für ihn, eine feste Anlaufstelle zu haben. „Ich war schon wegen Zahn- und Rückenschmerzen hier“, sagt er.

Doch ob Franco D. auch im nächsten Jahr in der Caritas-Ambulanz behandelt werden kann, ist unklar. Denn die Station steht vor dem Aus. Der Senat hat die Landesmittel für 2012 gestrichen: Haushaltsnot im sozialen Berlin. „Wir müssen das Geld jetzt selbst aufbringen oder können unsere Arbeit nicht fortsetzen“, sagt Krankenpfleger Oliver Staack, 37. Er steht am Empfang, nimmt Patienten auf, säubert Wunden und unterstützt den Arzt. Damit im nächsten Jahr die Miete für die Räume der Ambulanz bezahlt werden kann, hofft er auf Spenden der Tagesspiegel-Leser. „Menschen, die auf der Straße in unhygienischen Verhältnissen leben, haben wenig Abwehrkräfte und sind sehr anfällig für Krankheiten“, berichtet Staack. Gerade im Winter kommen viele mit Erkältungskrankheiten, aber auch mit Hauterkrankungen, Sturzverletzungen und Knochenbrüchen. „Die Mehrheit unserer Patienten ist sehr schmutzig, da die Menschen kaum Möglichkeiten haben, sich zu waschen. Manche kommen in halb zerrissener Kleidung zu uns“, erzählt der Krankenpfleger. Pro Tag nimmt er bis zu 20 Patienten auf. Eines hat sich dabei in den vergangenen Jahren verändert: „Immer mehr Ausländer und Durchreisende, vor allem aus Osteuropa, suchen die Ambulanz auf.“ Die Station ist aber für obdachlose und bedürftige Berliner gedacht. „Doch wir können diese Menschen nicht sich selbst überlassen“, sagt Staack. Deshalb wird jeder behandelt, der sich ins Wartezimmer setzt.

Es ist der Dank der Patienten, der dem Krankenpfleger deutlich macht, etwas Gutes zu tun. „Einige bedanken sich fünf Mal, wenn sie gehen, vergeben Handküsse oder verbeugen sich“, berichtet Staack. „Für sie ist die medizinische Behandlung eine unglaubliche Hilfe.“ Auch Franco D. verabschiedet sich. Er will in einer Woche zur Nachuntersuchung zurückkommen und hofft, dass seine Hautkrankheit schnell verheilt.

Spenden an: Spendenaktion Der Tagesspiegel e. V., Verwendungszweck: „Menschen helfen!“, Berliner Sparkasse (BLZ 100 500 00), Konto 250 030 942. Namen und Anschrift für den Beleg notieren.

DIE SPENDENAKTION

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