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Hier gibt's was aufs Dach: So sieht's derzeit auf dem Berliner Dom aus.

© Kitty Kleist-Heinrich

Spendenkampagne gestartet: Berliner Dom sucht Geldgeber für Restaurierung

Gerissene Bauteile, kaputte Fugen, Moos und Algen: Eine Spendenkampagne soll dabei helfen, das Gotteshaus in Mitte aufwändig zu renovieren.

Es weht ein eisiger Wind, Schneeregen prasselt auf das Kupferdach des Berliner Doms. In luftiger Höhe auf dem blau eingehegten Gerüst steht am Montagmorgen Domarchitektin Sonja Tubbesing und deutet mit dem Zeigefinger auf eine Stelle an der Westfassade, an der der Sandstein sich in kleine Sandkörner auflöst. Ein paar Zentimeter weiter ist von einer Fuge zwischen Steinblöcken nur noch ein kieselsteinartiger Rest übrig. Die meisten Steine sind schwarz oder dunkelgrau, nur wo etwas abgeplatzt ist, wird erkennbar, dass unter dem dunklen Dreckbelag heller, poröser Sandstein leuchtet.

„Der Berliner Dom braucht Ihre Hilfe!“

Die Fassade des Doms bröckelt, in den kommenden vier Jahren muss sie aufwändig saniert werden. Dafür suchen Dom und die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nun Unterstützer. Die gemeinsame Kampagne wurde am Montag im Dom vorgestellt.

Bei der Pressekonferenz betonte Volker Faigle, der Vorsitzende des Domkirchenkollegiums, den hohen Stellenwert des Doms für die Hauptstadt, einem „Baudenkmal von besonderer nationaler und kultureller Bedeutung“. Im Auftrag von Kaiser Wilhelm zwischen 1893 und 1905 errichtet, wurde das Gebäude im Zweiten Weltkrieg beschädigt und von 1976 bis 1985 renoviert.

Im Zuge des Denkmalpflegeplans wurde 2014 bereits eine Schadenskartierung vorgenommen, wie Domarchitektin Sonja Tubbesing erklärt. Damals hätten altersbedingte und Umwelteinflüssen geschuldete Schäden bereits das Erscheinungsbild geprägt: Bewuchs mit Moosen und Flechten, Risse im Stein, Erosionen, kaputte Fugen.

2017 begann die Konservierung des Glockenturms, die noch in diesem Jahr abgeschlossen werden soll. 2018 wurde dafür ein Gerüst aufgebaut, erstmals kamen die Experten näher an die Säulen und Figuren in luftiger Höhe heran. Was man dabei entdeckte, habe die Planer „kalt erwischt“, so Volker Faigle vom Domkirchenkollegium. „Nicht nur die Westfassade war betroffen, sondern alle Teile des Doms.“

Einige gerissene Bauteile sind bereits aufs Dach gefallen, wobei bisher keine Menschen in Gefahr waren, wie die Verantwortlichen am Montag betonten. Solche Probleme könnte man häufig schon erkennen, ehe etwas passiert. So mussten bereits einige Teile gesichert, andere ersetzt werden.

Schäden wurden nun aber vom Gerüst aus deutlich sichtbar. Zum Teil fehlen über Meter hinweg Fugen zwischen den Steinen. Auch die Moose, Flechten und Algen auf der Fassade sind ein Problem: Diese „biogenen Bewüchse“, wie sie die Domarchitektin nennt, schüfen die Grundlage für anderen Bewuchs, der zu weiteren Schäden führen kann.

„Ein Aufschub wäre unverantwortbar“

Weil der Schmutz aus der Luft den Stein nicht atmen lässt und weil in den 1980ern die Steine zum Teil mit einer Art Silikonschicht gegen eindringendes Wasser überzogen worden waren, konnte das restliche eindringende Wasser nicht mehr verdunsten und drückte gegen die äußerste Steinschicht. Die Folge: Der Stein zerfiel – und zerfällt weiterhin. Daher sagte Volker Faigle bei der Pressekonferenz: „Ein Aufschub wäre unverantwortbar.“

Steffen Skudelny, Vorstand der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, ist froh, dass der Berliner Dom mit seinen Renovierungsplänen vergleichsweise früh gehandelt hat. Die Problematik des verwitternden Sandsteins kennt er auch von anderen großen Baudenkmälern wie dem Ulmer Münster und dem Kölner Dom. Viele Verantwortliche wendeten sich aber erst an die Deutsche Stiftung Denkmalschutz, wenn bereits gravierende Schäden aufgetreten seien. Beim Berliner Dom herrsche zwar ein „extremer Handlungsdruck“. Aber noch sei es nicht so schlimm, dass man große Mengen Stein austauschen müsse.

Auf dem Gerüst an der westlichen Fassade zeigt Domarchitektin Tubbesing, was genau gemacht werden muss. Der Sandstein sieht tatsächlich bröselig und mürb aus, dazu kommt dunkler Dreck an den noch nicht von Erosion betroffenen Stellen. Es gelte, alles zu erhalten, wo dies machbar sei, erklärt die Domarchitektin. Dafür gebe es spezielle Unternehmen, die sich an die kleinteilige Renovierungsarbeit fokussiert hätten. Sie zeigt auf eine Stelle, an der eine millimeterdicke Schicht bereits abgeplatzt ist. Hier könne man die Kanten etwas abrunden und mit einer mörtelähnlichen Schicht offene Poren schließen.

Das dauert – und kostet. Die Renovierung wird den Berechnungen zufolge in vier Jahren rund 1,6 Millionen Euro beanspruchen. Unter dem Motto „Der Berliner Dom braucht Ihre Hilfe!“ richtet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz nun eine Spendenkampagne mit einer zentralen Website, Flyern, Aufmerksamkeit in ihrem Fundraising-Magazin sowie Spendenboxen in der Kirche ein, um zumindest einen Teil der Kosten abdecken zu können. Die Idee dabei: „Jeder kann helfen“, so Steffen Skudelny von der Stiftung.

Auf dem Flyer können Spender mit großem und kleinem Portemonnaie einsehen, für wie viel Geld sie welchen Beitrag leisten können. Mit 30 Euro können sie helfen, einen Teil des Zahnfrieses zu erhalten. „Für 100 Euro bringen Sie einen Rundbogen durch die Restaurierung seines Schlusssteins wieder zum Tragen“, heißt es in dem Faltblatt. Ein ganzes Säulenkapitell kann für 1500 Euro saniert werden. „Wir wollen das Schritt für Schritt an die Frau und an den Mann bringen und uns so gemeinsam durch den Dom arbeiten“, so Skudelny.

Baubeginn soll im Frühjahr 2020 sein, wenn der Frost vorbei ist, ein Gerüst aufgestellt werden kann und dann die Arbeiten beginnen. Konkret sollen die drei verbleibenden Türme und der Tambour, also die Steintrommel unter der Kuppel bis hinunter zum Zahnfries renoviert werden.

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