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Am Nachmittag rollte nur noch die Traktoren, für die Busse gab es kein Durchkommen mehr.

© Thilo Rückeis

Sperrung des Nord-Süd-Tunnels: Agrar-Demo legt Schienenersatzverkehr lahm

Seit Freitagabend ist der Nord-Süd-Tunnel für die S-Bahn zwischen der Yorckstraße und Gesundbrunnen gesperrt. Am Vormittag klappte der Schienenersatzverkehr ganz gut, doch die Großdemonstration kam den Bussen in die Quere.

Der Nord-Süd-Tunnel der S-Bahn ist seit Freitagabend gesperrt, zwischen Yorckstraße und Gesundbrunnen fahren S1, S2 und S25 für vier Monate nicht mehr. In unserem Blog finden Sie Erfahrungen aus den Ersatz-Bussen und aktuelle Informationen zur Verkehrslage.

Samstagnachmittag: Demonstration legt Schienenersatzverkehr lahm

Schienenersatzverkehr – schön und gut, aber eine Demonstration darf nicht dazwischenkommen. Und so stehen die auf Busse wartenden Fahrgäste am Samstagnachmittag erstmal an der Haltestelle in der Yorckstraße hoffnungsvoll herum, die Weiterfahrt, in diesem Fall zum Anhalter Bahnhof, muss ja gleich starten. Aber kein Bus – nirgends. Eine Demonstration, welche, wisse er nicht, habe die Busse gestoppt, sagt der zur Information dort postiere Bahnmitarbeiter. Wann der nächste komme, könne er auch nicht sagen. Fahrgast für Fahrgast fragt er nach dem Ziel, gibt Tipps. Anhalter Bahnhof? Am besten mit der S-Bahn zum Südkreuz, dort mit der Regionalbahn zum Potsdamer Platz, dann laufen. Der Fahrgast entscheidet anders: U-Bahn zum Mehringdamm, dann irgendwie weiter. Aber unten im U-Bahnhof heißt es nur: Schienenersatzverkehr zwischen Möckernbrücke und Hermannplatz. Na gut: Möckernbrücke, dann von dort laufen. Ist auch besser für die Gesundheit. Mit 20 Minuten Verspätung wird das Ziel erreicht.

Gute Information an der Yorckstraße am Vormittag

An der Yorckstraße ist die Station der Linie S1 wie ausgestorben. Nur wenn ein Zug aus Wannsee einfährt, füllt sich der Bahnhof - und die Menschen werden gut weitergeleitet, auf die Treppe hinunter zur Straße. Hier müssen sie allerdings noch rund hundert Meter in Richtung S2/S25 laufen. Der Ersatzverkehr ist ungefähr auf der Mitte der beiden Linien eingerichtet - was das Umsteigen für Fahrgäste aus der U7 erleichtert. Für Fahrgäste, die sonst den hinteren Eingang zur S1 an Großgörschenstraße benutzen, verlängert sich der Weg allerdings erheblich.

BVG-Mitarbeiter mit Mützen und Warnwesten informieren gut gelaunt über die Beeinträchtigungen. Der Fahrer wartet noch ein paar Minuten, offenbar auf die U7. Manche rennen zum Bus. Als sich eine größere Jugendlicher eher gemächlich nähert, scherzt einer der Mitarbeiter: "Die können nicht rennen, die sind noch zu jung."

Ein Bus der BVG (Symbolfoto).
Ein Bus der BVG (Symbolfoto).

© dpa

Der Bus fährt über die Möckernstraße und dann übers Hallesche Ufer und die Schöneberger Straße in Richtung Anhalter Bahnhof. Die Fahrtzeit verlängert sich natürlich - je nach Ampelschaltung teils deutlich. Trotzdem wirken hier noch alle gut gelaunt - schließlich ist Wochenende. Mal sehen, ob das auch im Berufsverkehr so bleibt.

Aufgepasst am Mittag

Am heutigen Sonnabend kann es zudem zu erheblichen Verkehrsbehinderungen auf der Ersatz-Route zur Nord-Süd-Tunnelsperre kommen. Grund ist eine Traktorendemonstration im Innenstadtbereich. Sie überschneidet sich mit der Route des Schienenersatzverkehrs, vor allem im Bereich zwischen Wilhelmstraße und Potsdamer Platz.

Samstagmorgen: Manche finden's "Wunderbar"

Samstagmorgen lief der Verkehr zwischen dem Norden Berlins und der Innenstadt trotz der Streckensperrung weitgehend entspannt. Es gab sogar viele Profiteure der neuen Linienführung. Die in Bernau und Buch beginnende S-Bahn fährt nun über Gesundbrunnen und die Ringbahn über Westkreuz und Südkreuz nach Schönefeld. „Wunderbar“, kommentierte ein Ehepaar aus Karow. „Wir kommen nun ohne Umsteigen direkt auf die Grüne Woche, denn der Bahnhof Messe-Nord liegt ja direkt auf der Linie.“ Die neuen Wege, die sich die Reisenden nun suchen müssen, offenbaren aber auch Schwächen in der Ausschilderung. So suchten viele Fahrgäste am S- und U-Bahnhof Wedding etwas hilflos die Haltestelle für den Bus 120 zum Hauptbahnhof. Lediglich ein Bus-Symbol direkt auf dem Bahnsteig reicht da nicht aus, hieß es.

Freitag, 23 Uhr: Die Situation ist suboptimal

Der Nord-Süd-Tunnel ist seit einer Stunde gesperrt. Tagesspiegel-Redakteur Stefan Jacobs wartet gespannt auf den Ersatzbus am Anhalter Bahnhof: "Endlich kommt er, rappelvoll. Er fährt exakt zur selben Zeit ab wie sonst die S2 und kommt auch flott durch (unter den Yorckbrücken eher mit Tempo 50 als den angeblich jetzt angeordneten 10). Leider vermasselt es der Fahrer, weil er an der Yorckstraße nur die vordere Tür aufmacht, so dass das Aussteigen ewig dauert. Ergebnis: Die meisten Fahrgäste, die auf dem S-Bahnsteig ankommen, sehen gerade ihre S-Bahn wegfahren. Nächster Zug in 15 Minuten, meldet die Anzeige. Für Umsteiger am Südkreuz bedeutet das, dass aus scheinbar nur drei Minuten verlängerter Fahrzeit am Ende 20 werden, bis sie ihr Ziel erreichen."

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