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Berlin: Spielbank-Chef Münstermann

„Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, wann sie wiederkommen.

„Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, wann sie wiederkommen.“ Diese Weisheit von Oscar Wilde ziert die Website der Spielbank Berlin am Potsdamer Platz. Für Günter Münstermann, dem erfahrenen und leidenschaftlichen „Spielführer“ war der Wechsel an die Spree Ende 1999 eine solche Versuchung. Jetzt möchte der korrekt gewandete und im Untergrund fröhliche Rheinländer aus Eschweiler bei Aachen diese Stadt und auch seinen attraktiven Job mit dem „Glück“ nie wieder verlassen. Glück hat ihn in seinem Leben nicht immer begleitet. Sein Vater, der eine Landbäckerei besaß, ist früh verstorben und drei seiner vier Brüder sind jung nach fürchterlichen Unfällen umgekommen. Er selber wollte auch Bäcker werden, aber das Geschäft hat der Älteste bekommen. Aufgewachsen ist er in einem streng katholischen Internat. Noch heute geht er gerne jedes Jahr für eine Woche in ein Kloster – am liebsten zu den Trappisten in Mariawald.

Nach dem Abitur und einer Handelslehre hat er den Hefehandel seines späteren Stiefvaters gekauft und geführt. Aber eine drohende schwere Krankheit verbot ihm das viele Reisen. Damals, 1976, suchte das neu eröffnete Spielcasino Aachen Mitarbeiter – eine aufregende Versuchung in der eher biederen Stadt. Damit hatte eine steile, nun schon 29 Jahre dauernde Spielbankkarriere begonnen, zuletzt als Chef in Aachen und in der landeseigenen Holding in Münster.

4,5 Milliarden Euro nimmt der Staat jährlich an Abgaben aus Lotto, Toto und Glücksspielen ein. Unvorstellbar! Insgesamt stagniert die Branche zwar, aber in Berlin geht es weiter aufwärts – trotz der Internet-Glücksspiele. Die gut 900 000 Besucher im Jahr lassen hier Bruttospielerträge von gut 94 Millionen Euro zurück. 83 Prozent davon gehen in die Berliner Finanzkasse. Die drei Millionen Euro Trinkgelder werden voll für die Bezahlung der 400 Mitarbeiter verwendet.

Pläne für die Zukunft? Eine neue originelle, erotisch-sinnliche Show „Belle et Fou“ gemeinsam mit Hans-Peter Wodarz im noch leeren zweiten Stock ab Mai nächsten Jahres; die Show soll an die große Tradition der „Roaring Twenties“ anknüpfen. Stolz ist Münstermann auch auf ein gemeinsames Projekt mit der Humboldt-Uni zur Spielsucht-Prävention, das international Aufmerksamkeit erregt. Was Berlin nicht alles exportieren kann!

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Günter Münstermann (53) arbeitet seit fast 30 Jahren für deutsche Spielbanken.

Der Großhandelskaufmann ist seit 1999

Geschäftsführender Gesellschafter

der Spielbank Berlin.

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