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Berlin: Spielhölle

VON TAG ZU TAG über die Zockerleidenschaft der Berliner Wie stellen wir uns eine Spielhölle vor? Genau: Verraucht und verrucht, wie wir es aus hunderten Filmen kennen: In den Nebelschwaden eines versteckten Hinterzimmers sitzen bizarre Gestalten, deren Hemdkrägen geöffnet sind, weil die Luft zu dick ist.

VON TAG ZU TAG

über die Zockerleidenschaft der Berliner

Wie stellen wir uns eine Spielhölle vor? Genau: Verraucht und verrucht, wie wir es aus hunderten Filmen kennen: In den Nebelschwaden eines versteckten Hinterzimmers sitzen bizarre Gestalten, deren Hemdkrägen geöffnet sind, weil die Luft zu dick ist. Grobe Männer rauchen Zigarre und pokern um ganze Vermögen, hauen Karten auf den Tisch, dass es zittert. Auf der Hintertreppe steht jemand, der auf die Polente aufpasst.

Es gibt auch die feinere und seriösere Version der Spielhölle: Das Casino, in dem elegante Menschen fleißig Roulette spielen oder mit Automaten flirten, die man seit Urzeiten einarmige Banditen nennt, weil man ihnen nicht so recht über den Weg traut. Wir denken ans glitzernde Las Vegas oder das gediegene Baden-Baden, wie wir es aus Filmen kennen. Vielleicht auch an unsere Spielbank.

Da ist noch ein dritte, besonders erfolgreiche, bislang aber kaum beachtete Version einer wirklich populären Spielhölle. Sie steht in Berlin, gleich nebenan oder nur paar Ecken entfernt. Sie ist meist als harmloses Ladengeschäft getarnt. Die Spieler, die hier ein- und ausgehen, wagen immer größere Einsätze, sie spielen so mutig wie lange nicht mehr und um richtig viel Geld. Um 5,2 Prozent sind die Einsätze gegenüber dem Vorjahr gestiegen, seit Januar bereits 64 Millionen verspielt. Die Spielhölle trägt einen viel zu bescheidenen Namen: Lotto-Annahmestelle.

Christian van Lessen

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