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Kinder auf einer Spielstraße in Berlin-Prenzlauer Berg.

© Sophie Aschenbrenner

Spielstrafe: Kinder erobern Spielstraße in Prenzlauer Berg zurück

Die Spielstraße in der Senefelder Straße in Prenzlauer Berg wird von Kindern nie zum Spielen genutzt. Eine Aktion am Weltspieltag sollte das ändern: Kinder verteilten Knöllchen an zu schnelle Autofahrer und nutzten die Straße zum Ballspielen und Seilspringen.

Der Ball rollt auf die Straße, ein Junge springt hinterher, achtet nicht auf Autos. Der Horror jedes Autofahrers. Doch der schwarze Audi kann noch bremsen, er fährt die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit in der Senefelder Straße in Prenzlauer Berg. Eine Ausnahme in der Spielstraße. Zwar ist in der Senefelder Straße vorm Kindermuseum „Mach mit!“ eine Spielstraße ausgeschildert, in der Fahrzeuge nur 7 Stundenkilometer schnell fahren dürfen. „Leider ist die Spielstraße für viele aber nur eine Art bessere Tempo-30-Zone“, sagt Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks (DKHW). In Prenzlauer Berg gibt es Bedarf an Spielräumen. Nicht weit der Senefelder Straße wurde am Dienstag die erste temporäre Spielstraße Berlins eingeweiht.

Am Weltspieltag sollte sich das ändern: Schüler der Grundschule am Kollwitzplatz eroberten am Morgen die Spielstraße zurück. Vorher maß die Polizei die Geschwindigkeit der Autos. Jeanette Münch, Kinderbeauftragte des Bezirks, hatte die Idee für die Aktion, die vom DKHW organisiert wurde. „Die Stadt ist nicht nur für Autos da“, sagt sie. Eigentlich alle gemessenen Fahrer sind zu schnell unterwegs. Die meisten reagieren mit einem Lächeln, als ihnen die Kinder selbstgeschriebene Strafzettel durchs Fenster reichen. Auf diesen steht zum Beispiel: „Na, Schnellfahrer, wollen Sie überfahren werden?“

"Bei so vielen Autos kann man nicht spielen"

„Viele der Angehaltenen geben ihre Unwissenheit zu“, berichtet Thorsten Dietrich von der Polizei, Sachbearbeiter für Straßenverkehr in Pankow. Dass sich hier eine richtige Spielstraße etablieren wird, hält er für unrealistisch: „Zu viel Verkehr.“ Tatsächlich: Zwar springen die Kinder auf der Straße Seil, werfen sich einen Softball zu, laufen auf Stelzen. Doch dauernd kommen Autos, schlängeln sich Radfahrer durch. Jedes Mal heißt das aufs Neue: Spiel unterbrechen, runter von der Straße. Alma ist genervt: „Bei so vielen Autos kann man nicht spielen“, sagt sie und funktioniert kurzerhand den Gehweg zum Spielweg um. Das machen viele.

War es am Anfang noch aufregend, auf der Straße zu spielen, haben immer weniger Kinder Lust, von Autos gestört zu werden. Horterzieherin Annette Brummund ruft immer wieder: „Achtung, Auto!“ Man bräuchte mehr Aktionen, um zu zeigen, dass Kinder Raum zum Spielen benötigen, sagt sie. Immerhin seien die Autos langsamer unterwegs, seit die Kinder die Straße nutzen. Währenddessen malen sich die Erstklässler Bo und Grisha aus, was sie machen würden, wenn die Spielstraße immer so voller Kinder wäre wie heute, Fußball oder Basketball zum Beispiel. „Eigentlich könnten wir da alles spielen“, sagt Bo begeistert. Dann kommt das nächste Auto.

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