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Alles so schön bunt hier. Das 1981 eröffnete SEZ – hier ein Foto aus jener Zeit – galt mit seiner Größe und sportlich-kulturellen Vielfalt als einzigartig in der DDR.

© ullstein

Sport- und Freizeitstätte in Friedrichshain: Wird das SEZ abgerissen?

Der Investor des SEZ fühlt sich von Berlin behindert – und droht jetzt: "Wenn man künftig nicht fairer mit mir umgeht, wird das SEZ abgerissen."

Wird das SEZ abgerissen? „Ich sehe mittlerweile kaum eine andere Möglichkeit“, sagte der Eigentümer des Sport- und Erholungszentrums in Friedrichshain, Rainer Löhnitz, dem Tagesspiegel am Montag. Der Leipziger Investor verliert allmählich die Geduld. Jahrelang seien ihm bei der Nutzung des Areals von Berlin Steine in den Weg gelegt worden. Vergangene Woche hat Löhnitz alle Dokumente, darunter eine bereits im Januar an den Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg Franz Schulz (Grüne) gestellte Bauvoranfrage, auf der SEZ-Homepage veröffentlicht. Löhnitz’ Pläne, das Gebäude in ein Sport- und Familienhostel umzuwandeln und die Freiflächen für Wohnmobile zu nutzen, wurde abgelehnt. Jenes Schreiben von Schulz ist ebenfalls auf der Homepage zu finden. „Auf meine weiteren Anfragen hat Herr Schulz nicht reagiert“, sagt Löhnitz. Bis Redaktionsschluss gab es dazu keine Stellungnahme des Bezirksbürgermeisters.

Der Investor hatte sich mit dem Kauf des 50 000 Quadratmeter großen Areals im Jahr 2003 dazu verpflichtet, das Sport- und Erholungszentrum instand zu setzen. Das hat er zwar getan und Sauna, Fitnessräume, Bowling- und Sporthalle wieder in Betrieb genommen. Allerdings blieben umfassende Sanierungsarbeiten und die angekündigte Wiederinbetriebnahme des Hallenbades aus. Das SEZ war 1981 eröffnet worden und galt als ein Prestigeobjekt der DDR.

Der FDP-Politiker Gumbert Salonek vermutet, dass Löhnitz den Abriss des SEZ und die Neubebauung des Areals die ganze Zeit im Sinn gehabt habe. „Deshalb ist bisher so wenig mit dem SEZ passiert: Wer nur an dem Grundstück interessiert ist und nicht an den darauf stehenden Gebäuden, wird ja nicht in diese Gebäude investieren, wenn er plant, sie eines Tages wieder abzureißen.“ Löhnitz hatte das Areal für einen Euro vom Liegenschaftsfonds gekauft. Auf den ersten Blick ein guter Deal für das Land Berlin, da das SEZ jährlich 400 000 Euro verschlang. Löhnitz’ Verpflichtung, das SEZ in seiner Funktion als Sport- und Freizeitstätte zu erhalten, ist seit 2008 abgegolten.

Sollte er das Gebäude abreißen, steigt der Wert des Geländes beträchtlich – Geld, das dem Land vorenthalten bliebe. Wie konnte es passieren, dass Löhnitz für einen symbolischen Euro ein solches Grundstück kauft und die ursprünglichen Auflagen nicht mehr erfüllen muss? „Da hat der Senat geschlafen“, sagt FDP-Politiker Gumbert. In dem 2003 zwischen Löhnitz und dem als Treuhänder des Landes Berlin fungierenden Liegenschaftsfonds geschlossenen Vertrag wurde vereinbart, dass Löhnitz bis zum 31.12.2007 auch das Hallenbad in Betrieb nehmen muss. Nach Inbetriebnahme erlischt das Wiederkaufsrecht des Areals, so steht es im Vertrag. Zwar hat Löhnitz das Bad nie gebaut. „Aber der Senat erkannte ein kleines Tauchbecken und ein unsaniertes, mit kaltem Wasser gefülltes Außenbecken als Hallenbad an“, sagt Salonek. Damit ist das Wiederkaufsrecht verspielt, Löhnitz hat freie Hand. Vom Liegenschaftsfonds war dazu bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen.

Löhnitz sieht sich als Spielball von Politikern und als Opfer der Medien: „Ich bin bisher an sämtlichen Bauvorhaben gehindert und dazu aufs Übelste beschimpft worden. In der Öffentlichkeit habe ich meine Seriosität völlig verloren.“ Deshalb habe er sämtliche Dokumente und den Kaufvertrag, veröffentlicht. Noch immer präferiere er die ursprüngliche Idee von Hostel und Wohnmobilplätzen, aber die Umsetzung verknüpft er mit einer Forderung: „Entweder man geht künftig fairer mit mir um. Oder das SEZ wird abgerissen.“

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