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Berlin: Sportförderung: Nicht wettbewerbsfähig

Berlin muss sparen. Davon sollen auch die rund 2000 Sportvereine der Stadt nicht verschont bleiben.

Berlin muss sparen. Davon sollen auch die rund 2000 Sportvereine der Stadt nicht verschont bleiben. Soweit sind sich alle einig. Gut zwei Millionen Mark will die rot-rote Koalition in diesem Bereich kürzen, rund zehn Prozent der bislang jährlich veranschlagten "Kernsportförderung". Auch dieses Ansinnen nehmen Sportvertreter und rot-rote Sportpolitiker hin, wenn auch mit heftigen Bauchschmerzen. "Man kommt wohl nicht drumrum, aber es geht an die Substanz", heißt es beim Landessportbund. Darüber jedoch, wo und wie das Land seine Zuwendungen kürzen soll, ist ein heftiger Streit entbrannt. Jüngster Zankapfel sind die Vorschläge des Landesrechnungshofes, die Förderung von rund 20 Sportarten einzustellen. Wie berichtet, empfiehlt der Rechnungshof dem Sportsenator Klaus Böger (SPD) in einem internen Bericht, bei Sportarten wie Kegeln oder Wandern zu prüfen, "ob diese nicht vielmehr als Hobby oder sonstige Freizeitgestaltungen" einzustufen seien. Außerdem solle der Profi-Sport in Berlin nicht mehr gefördert werden.

Zum Thema Ted: Sollte der Senat die bisherige Sportförderung beibehalten? Wie die Kürzungen im Einzelnen aussehen sollen, ist noch unklar. Weder der Rechnungshof noch die Senatssportverwaltung wollen sich zum konkreten Inhalt des Berichtes äußern. "Es wird generell noch geprüft, wo und wie gespart werden kann", sagt Bögers Sprecher Thomas John. Zu dieser Frage finde sich in der Vorlage des Landessportbundes "manches Richtige, aber auch viel Falsches". Dazu kommt, dass von den Freizeitbeschäftigungen, die sich auf der Liste des Rechnungshofes finden, einige nach Auskunft des Landessportbundes gar keine Sportfördergelder des Landes bekommen.

In Frage gestellt werden in dem Papier laut Landessportbund folgende Tätigkeiten: Angeln, Bahnengolf, Bergsteigen, Billard, Bowling, Camping, Dart, Fliegen, Segelfliegen, Fallschirmspringen, Freikörperkultur (FKK), Kegeln, Lebensrettung, Motorsport, Motorbootsport, Tanzen, Tauchen, Wandern und Schach. Rund 45 000 Menschen widmen sich nach Angaben des Sportbundes in Vereinen diesen Beschäftigungen. Rund 100 000 weitere betreiben in Betriebs-, Studenten- oder Behindertensportgruppen unter anderem jene Sportarten. Wenigstens zwei der aufgelisteten Vereinsziele, so Sportbund-Sprecher Dietmar Bothe, "nehmen an der Sportförderung gar nicht teil": nämlich FKK und Camping. Zwar darf ein FKK-Verein, dessen Mitglieder Sport treiben und dafür eine Sportanlage bauen wollen, sich um einen Zuschuss bewerben. "Aber das Geld bekämen sie dann als Sportverein, nicht als FKK-Verein", betont Bothe. Ähnliches gelte theoretisch für Campingvereine, die sich gleichzeitig dem Wandersport verpflichtet fühlen.

Eine Alternative zum Vorschlag des Rechnungshofes kommt vom Landessportbund. Millionenbeträge, so Sprecher Bothe, könnten eingespart werden, wenn noch mehr Sportvereine so genannte Schlüsselverträge bekämen. Damit übernehmen die Sportler vorübergehend die Verantwortung für Schulturnhallen, die sie nach Unterrichtsschluss nutzen - und sparen das Überstundengeld für die formal zuständigen Hausmeister. Bei 500 Hallen und elf Schwimmbädern werde dies bisher praktiziert, sagt Bothe. Bis zu 15 000 Mark konnten so pro Halle gespart werden. Eine Idee, für die sich auch der PDS-Sportpolitiker Walter Kaczmarczyk stark macht: "Wenn wir die Schüsselverträge ausbauen, können wir vermeiden, dass die Vereine des Breitensports künftig Gebühren für die Hallen zahlen müssen." Denn daran zumindest wolle die Koalition festhalten.

lvt

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