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Berlin: Sportschützen in Adlershof: Millionenteure Schießanlage im Visier - Parlamentarier wollen bei Neubau für Verein nachrechnen

Die Sportschützen in Adlershof, deren Schießplatz dem Biologie-Institut der Humboldt-Uni weichen muss, wissen auch nach der Hauptausschuss-Sitzung am Donnerstag nicht, wo sie künftig ihre Treffsicherheit trainieren können. Die Haushälter des Parlaments waren nicht bereit, ins Blaue hinein die geforderten 8,56 Millionen Mark für einen Ersatzbau zur Verfügung zu stellen, über dessen Standort und Ausstattung im zuständigen Bezirksamt Treptow bisher nicht entschieden wurde.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Die Sportschützen in Adlershof, deren Schießplatz dem Biologie-Institut der Humboldt-Uni weichen muss, wissen auch nach der Hauptausschuss-Sitzung am Donnerstag nicht, wo sie künftig ihre Treffsicherheit trainieren können. Die Haushälter des Parlaments waren nicht bereit, ins Blaue hinein die geforderten 8,56 Millionen Mark für einen Ersatzbau zur Verfügung zu stellen, über dessen Standort und Ausstattung im zuständigen Bezirksamt Treptow bisher nicht entschieden wurde.

Der Bezirk hat zwar den Kirschweg in Alt-Glienicke für den Bau einer neuen Schießsportanlage vorgeschlagen, will aber "unter Kostenaspekten" prüfen, ob die Schützen nicht auch in alten Fabrikhallen oder anderen, nicht mehr genutzten Gebäuden üben könnten. Die Grünen-Abgeordnete Camilla Werner schlug sogar vor, außerhalb des Bezirks, vielleicht sogar im Umland, nach einem Ersatzstandort für eine ungedeckte Anlage zu suchen, was wesentlich preiswerter wäre als ein gedeckter, aufwendig lärmgeschützter Schießplatz. Große Begeisterung war bei den Haushältern für den Schießsport ohnehin nicht zu spüren. Ob es denn rechtlich zwingend sei, für die Anlage in Adlershof, die der Entwicklung eines Wissenschafts- und Forschungszentrums zum Opfer fällt, Ersatz zu suchen, wollte Jürgen Kriebel (SPD) wissen. Nach dem Sportförderungsgesetz sei dies zwingend, erwiderte Staatssekretär Thomas Härtel.

Nicht zwingend sei allerdings die Ansiedlung einer neuen Anlage im gleichen Bezirk, worauf aber der Sportverein PSV Olympia mit seiner Abteilung Sportschießen "Adlershofer Füchse" - Berlins größter Schützenverein - großen Wert legt. Eine Verlagerung der Trainingsstätte würde die Jugendarbeit am Ort und die Vereinsstruktur insgesamt zerstören, nahm der Verein gegenüber der Sportverwaltung des Senats Stellung und verwies ausdrücklich auf die wachsende Popularität des Schießsports. Nach Fußball, Tennis und Turnen sei der Deutsche Schützenbund der viertgrößte Sportverband und in Berlin habe es in der ersten Hälfte der 90er Jahre eine rasante Entwicklung der Mitgliederzahlen gegeben. Die Haushaltsexperten der vier Abgeordnetenhausfraktionen schauen aber zuerst aufs Geld, und ihnen sind sogar jene 7,8 Millionen Mark für eine Ersatzanlage zuviel, die der Landesrechnungshof als noch akzeptabel bezeichnet hat.

Die Abgeordnete Werner erinnerte daran, dass der Verein, der gemeinsam mit dem Bezirksamt seit nunmehr sechs Jahren nach einem neuen Trainingsplatz sucht, ursprünglich eine "Luxusanlage mit Sauna, 60 Parkplätzen, 50 statt bisher 30 Schießbahnen" im Sinn hatte. Dies habe mit einem Ersatzstandort nichts mehr zu tun. Der Hauptausschussvorsitzende Peter Seitz (SPD) gab dem Bezirk am Ende der Ausschussdebatte einen guten Rat: "Gucken Sie sich noch mal um." Ein Ersatz der Schießsportanlage müsse deutlich preiswerter ausfallen als die bisherigen Angebote. Einig waren sich alle, dass bis November 2000 entschieden werden muss, weil sonst EU-Mittel zur Räumung und Entsorgung des alten Geländes, immerhin 1,9 Millionen Mark, verfallen.

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