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Spree: Der Natur zuliebe

Sogar der Biber ist zurückgekommen: Der rot-rote Senat will die Berliner Spree deswegen nicht groß ausbauen. Die Koalition plädiert beim Bund für eine Minimallösung. Die Brücken sollen aber trotzdem erneuert werden.

Sogar der Biber lebt wieder hier – fast mitten in der Stadt. An der Spree, zwischen der Charlottenburger Schleuse und der Mündung in die Havel in Spandau, finde der Nager ideale Bedingungen am Ufer, sagt Werner Krauß vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Doch das Idyll ist bedroht. Die Bundesregierung will auch diesen Abschnitt – sowie die Havel zwischen der Spreemündung und dem Pichelsdorfer Gmünd – für große Schiffe ausbauen lassen. Und stößt damit auf Widerstand in der Stadt. Am Donnerstag soll das Abgeordnetenhaus einen Antrag der Koalition behandeln, der fordert, dieses Projekt „zügig qualifiziert abzuschließen“ und den Ausbau natur- und stadtverträglich zu gestalten.

Rund 120 Millionen Euro hat der Bund bereits in Berlin in dieses Vorhaben gesteckt, das zu den 17 Verkehrsprojekten Deutsche Einheit gehört, die nach der Wende von der Bundesregierung beschlossen worden waren. Das Genehmigungsverfahren für den Ausbau der Spree war 2002 eingeleitet und jetzt im Frühjahr teilweise eingestellt worden. Jetzt sei das Ziel, eine umweltfreundlichere Lösung zu finden, begründete Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) diesen Schritt.

Bisher hatten die Planer vorgesehen, die Uferböschungen unter der Wasseroberfläche abzubaggern und die Fahrrinne damit so zu erweitern, dass der Gegenverkehr auch großer Schiffe möglich wird. Jetzt prüft das Wasserstraßen-Neubauamt, ob möglicherweise auch ein Einrichtungsverkehr ausreicht, für den die Ufer unter Wasser nicht weichen müssten. Die Böschungen ermöglichen Tieren – wie dem Biber – zwischen Land und Wasser zu wechseln. Werden die Böschungen durch Spundwände ersetzt, wie bereits am Westhafenkanal erfolgt, ist dieser Weg für Tiere versperrt. An der Havel in Spandau ist ein solcher Einrichtungsverkehr von Anfang vorgesehen – geregelt durch Ampeln.

Auch die Spree solle nicht weiter verbreitert und vertieft werden, heißt es in dem Antrag der SPD und der Linken. Der wertvolle Uferbewuchs mit fast tausend Bäumen sollte „so weit wie möglich im Zuge einer naturverträglichen Sanierung der Uferbefestigungen (...) erhalten“ werden. Die Berliner Abgeordneten können allerdings keinen rechtlich bindenden Beschluss fassen, weil die Planungshoheit beim Bund liegt. Und der Verkehrsminister hält grundsätzlich am Projekt 17 fest, das den Ausbau der Wasserverbindung von Wolfsburg über Magdeburg bis zum Westhafen in Berlin vorsieht.

Ziel ist es, danach größere Schiffe als heute fahren zu lassen, die in zwei Lagen gestapelte Container transportieren können. Nur mit solchen Mengen sei ein Containertransport mit dem Schiff wirtschaftlich, sagt der Leiter des Neubauamtes, Rolf Dietrich. Um Schiffe mit einer solchen Anlage passieren lassen zu können, müssen auch die Durchfahrten zahlreicher Brücken erhöht werden.

An diesem Ziel halten die SPD und die Linke auch fest, während die Grünen den weiteren Ausbau komplett stoppen wollen. Zuletzt war die Mörschbrücke im Verlauf des Tegeler Wegs neu gebaut worden. Folgen sollen noch die ohnehin marode Freybrücke an der Heerstraße sowie die Schulenburgbrücke in Spandau, die Rohrdammbrücke in Siemensstadt und die Ludwig-Hoffmann-Brücke an der Beusselstraße in Moabit.

Der BUND, der am vergangenen Freitagabend aus Protest an Spree und Havel Ufer illuminiert hatte, will 20 000 Unterschriften gegen den Ausbau sammeln. Fast 5000 habe man schon geschafft, sagte BUND-Experte Winfried Lücking.

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