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© Uwe Steinert

Spreeufer: 1000 Bäume sollen fallen für die "Wasserautobahn"

Die großspurigen Ausbaupläne des Bundes für die Spree finden wenig Freunde. Die SPD sieht eine Millionenverschwendung und setzt sich für eine kleine Lösung ein.

Bäume brauchen Wasser, um zu gedeihen. Das Wasser lässt sie aber auch fallen – zuletzt am Landwehrkanal und bald auch an der Spree. Rund tausend Bäume stehen den Planern des Wasser- und Schifffahrtsamtes Ost beim Ausbau der 4,5 Kilometer langen Verbindung von der Spreemündung in die Havel in Spandau bis zur Charlottenburger Schleuse im Weg. Um das Grün retten zu können, fordert der SPD-Umweltexperte Daniel Buchholz, auf den geplanten großspurigen Ausbau zu verzichten. Für den Schiffsverkehr zum Westhafen reiche auch eine kleine Lösung – mit einem einspurigen Verkehr und Begegnungsverbot für die Schiffe. Dann bliebe auch Platz für den vom Senat geplanten Uferweg auf der Nordseite, auf den die Wasserbauer verzichten wollen.

Der Abschnitt gehört zu den 1991 beschlossenen 17 Verkehrsprojekten Deutsche Einheit. Es sieht den Ausbau der Wasserstraßen von Hannover über den Mittellandkanal und die Havel nach Berlin zum Westhafen vor. Hier sollen Schiffe bis 110 Meter Länge und sogenannte Schubverbände, die 185 Meter lang sein können, Fracht von und nach Berlin bringen.

Um die großen Schiffe einsetzen zu können, müssen Brücken und Schleusen neu gebaut, die Fahrrinne vertieft und Ufer abgegraben oder begradigt werden. An der Spreemündung soll das Spandauer Horn verschwinden; die Ufer der Spree sollen jeweils um bis zu vier Meter abgebaggert werden.

Rund die Hälfte der veranschlagten Kosten in Höhe von 2,3 Milliarden Euro hat die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost bereits ausgegeben. Unter anderem ist das Wasserstraßenkreuz Magdeburg neu gebaut worden. In Berlin entstand ein Neubau für die Charlottenburger Schleuse. Zuletzt wurde die Mörschbrücke, auf der der Tegeler Weg den Westhafenkanal überquert, durch einen Neubau ersetzt. Auch beim Ausbau des Westhafenkanals ließen die Wasserbauer bereits rund tausend Bäume fällen.

Der Ausbau der Wasserstraße war von Anfang an umstritten. Die Planung sei völlig überdimensioniert, die prognostizierte Transportmenge, speziell in Containern, werde es nie geben, hatte unter anderem der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) bemängelt. In Brandenburg stieß der Havelausbau auf Widerstand. Das Bundesverkehrsministerium hält jedoch bis heute an den Plänen fest.

Buchholz verweist dagegen auf die aktuelle Bedarfsprognose, wonach sich nur zwei große Schubverbände begegnen werden – „nicht pro Stunde, sondern pro Woche“, wie Buchholz kritisiert. Der vorgesehene Ausbau falle deshalb „mehrere Nummern zu groß“ aus und sei eine „Millionenverschwendung“.

Statt der geplanten „doppelspurigen Wasserstraßen-Autobahn“ genüge auf der Spree und der Havel für die größten Binnenschiffe auch ein Richtungsverkehr. Durch Ausweichstellen und eine moderne Kommunikation verzögere sich die Transportzeit nur unwesentlich.

Auch die Stadtentwicklungsverwaltung bemängelt, dass die Wasserbauer nicht untersucht haben, ob ein Ausbau für einen Richtungsverkehr möglich wäre. Dabei könne man auch den Ruhlebener Altarm einbeziehen. Zudem besteht die Verwaltung auf dem von ihr seit langem geplanten Bau des Uferweges. Vor Gericht ziehen werde der Senat aber nicht, sagte die Sprecherin der Verwaltung, Manuela Damianakis.

Würden die Pläne abgespeckt, könne man das dann nicht benötige Geld in die Sanierung der maroden Ufer des Landwehrkanals stecken, schlägt Buchholz vor. Der Spreeausbau soll mehr als 40 Millionen Euro kosten; mindestens genauso viel Geld ist nach Angaben von Buchholz für den anschließenden Ausbau der Havel und weitere Brückenneubauten erforderlich. Unter anderem müsste nach den derzeitigen Ausbauplänen auch die Glienicker Brücke neu gebaut werden.

Das Projekt 17 ist bereits gestutzt worden. Auf den ebenfalls vorgesehenen Ausbau des Teltowkanals für die großen Schiffe haben die Planer inzwischen verzichtet. Allein dort sollten etwa 20 Brücken erweitert oder neu gebaut werden.

Das Wasser- und Schifffahrtsamt Ost ist eine riesige Behörde mit Hauptsitz in Magdeburg und einer Niederlassung in Berlin. Trotzdem war es gestern nicht möglich, von dort eine Stellungnahme zu erhalten.

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