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Berlin: Spur der Filme

Andreas Conrad über Verlustangst vor der Leinwand Wahrlich, wir leben in harten Zeiten. Mangel allerorten, ein Ende ist nicht abzusehen.

Andreas Conrad über

Verlustangst vor der Leinwand

Wahrlich, wir leben in harten Zeiten. Mangel allerorten, ein Ende ist nicht abzusehen. Da heißt es, den Gürtel enger schnallen und sich warm anziehen. Am besten mit Mütze, Schal, Handschuhen. Was aber tun, wenn derlei nicht mehr verfügbar ist, wenn die Taschen sich leeren ganz ohne Zutun? Wenn wir einfach wieder im Kino waren? Die Verlorenheit des modernen Menschen war stetes Thema der Filmkunst, seit die Gebrüder Skladanowsky im Wintergarten ihr ZelluloidKänguru boxen ließen. Man nehme nur einige Filmtitel, in aller Eile zusammengeklaubt: „Der Verlorene“ mit Peter Lorre, „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ mit Angela Winkler, „Jäger des verlorenen Schatzes“ mit Harrison Ford, ja, dieser besonders. Denn die Aufgabe des nach der Vorstellung die Sitzreihen durchkämmenden Reinigungspersonals ähnelt frappant der des Peitschen schwingenden Indiana Jones. Drei, vier große Plastiktüten voll mit Kleidungsstücken kommen Woche für Woche im Cinemaxx am Potsdamer Platz zusammen, dazu Handys und Brieftaschen dutzendweise, einmal sogar eine mit 900 Euro, was den Eindruck allgemeinen Mangels wieder relativiert. Fragt sich nur, was der schusselige Kinogänger vorhatte, der einen Stapel in Leder gebundener, antiquarischer Bände liegen ließ. Bei Langeweile alte Drehbücher studieren?

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