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Berlin: Staatsanwalt ermittelt gegen Goya-Betreiber

Handwerker haben Chefs des zahlungsunfähigen Nachtclubs angezeigt. Sie werfen ihnen Insolvenzverschleppung und Betrug vor

Die glücklose, kurze Karriere des Goya- Clubs hat jetzt auch ein juristisches Nachspiel. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die früheren Geschäftsführer des Nachtclubs im ehemaligen Metropol am Nollendorfplatz, die im Mai Insolvenz anmelden mussten. Ebenso wird gegen diejenigen ermittelt, die an Planung und Kontrolle des Zwölf-Millionen-Euro- Baus beteiligt waren. Das sagte Staatsanwalt Bernhard Brocher dem Tagesspiegel am Dienstag.

Der Vorwurf gegen die Goya-Macher: Insolvenzverschleppung und Betrug. Die Aktiengesellschaft, die das Goya betrieb, steht im Verdacht, schon lange insolvenzreif gewesen zu sein, bevor sie offiziell ihre Zahlungsunfähigkeit eingestand. Das soll sie aber Handwerkern und Dienstleistern nicht rechtzeitig mitgeteilt haben. Deswegen haben zwei Baufirmen die Bauherren angezeigt. Sie fühlen sich um insgesamt 200 000 Euro betrogen – eine Summe, die ein kleines Unternehmen die Existenz kosten kann.

Die Staatsanwaltschaft versucht nun in Zusammenarbeit mit dem Insolvenzverwalter Peter Leonhardt zu ermitteln, wann die Firma faktisch pleite war und ob sie darüber hinaus noch Aufträge vergab. Leonhardt hatte den Ermittlern im Mai einen hundertseitigen Bericht zukommen lassen. Das Ergebnis ist bislang noch völlig offen, sagt Ermittler Brocher.

Der Goya-Gründer und frühere Geschäftsführer Peter Glückstein war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Der Insolvenzverwalter hat kürzlich alle Gläubiger des gescheiterten Club- Projekts versammelt, um deren Ansprüche zusammenzustellen. Zu den Gläubigern gehören unter anderem der Architekt Hans Kollhoff, der das Innere des ehemaligen Metropol gestaltete, der Stromversorger Vattenfall und ein Küchenhersteller.

Bis man eine genaue Übersicht hat und weiß, welche Ansprüche in welchem Maße erfüllt werden, kann es noch Monate dauern, sagt der Sprecher des Insolvenzverwalters, Jochen Mignat. Außerdem wurde der Mietvertrag gekündigt, den der Goya-Club für das denkmalgeschützte ehemalige Theater Erwin Piscators hatte, in dem sich später das Metropol befand. Die aufwändig sanierten Räume kann der Besitzer jetzt neu vermieten – die Kosten zahlen andere. Nicht nur deswegen kursieren unter den enttäuschten Aktionären böse Vermutunngen über die Hintergründe der Insolvenz: „Das Projekt hat man bewusst gegen die Wand fahren lassen“, sagt ein ehemaliger Teilhaber.

Der Club war im vergangenen Dezember eröffnet worden, einen Großteil des Geldes brachten 2700 private Unterstützer zusammen, die für 7,5 Millionen Euro Aktien für den Club erwarben. Schon damals war das Projekt finanziell angeschlagen gewesen. Laut Insolvenzverwalter Leonhardt fehlten von Anfang an fünf Millionen Euro zur Finanzierung. Dann kamen zu wenige Gäste, statt der optimistisch veranschlagten bis zu 2700 Menschen pro Abend waren es manchmal lediglich ein paar Hundert. Das ambitionierte Konzept des Clubs, der zwischen Disko, Restaurant und Bar angesiedelt war, ging nicht auf.

Am Schluss standen laut Insolvenzverwalter monatlichen Kosten von rund 375 000 Euro nur Einnahmen von rund 150 000 Euro entgegen. Ein zahlungskräftiger Investor, der das Haus hätte retten können, war nicht zu finden. Anfang Mai wurde der Club daher von Leonhardt geschlossen. Das Nachsehen haben die etwa 100 Unternehmen, die an dem zwölf Millionen Euro teuren Umbau des Gebäudes beteiligt waren. Es sind vor allem kleinere mittelständische Betriebe. Außerdem verloren rund 90 Menschen ihre Arbeit.

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