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Berlin: Staatsanwaltschaft will in Italien Licht in den Fall Schadwald bringen

BERLIN .Was am Anfang wie eine Sensation aussah, ist als Meldung in sich zusammengebrochen.

BERLIN .Was am Anfang wie eine Sensation aussah, ist als Meldung in sich zusammengebrochen.Für die angebliche Behauptung, der Vater des verschwundenen Jungen Manuel Schadwald sei selbst an dieser Tat beteiligt, findet sich seit Sonntag kein Zeuge mehr.Mit der unkonventionellen Anhörung eines Verhafteten in Italien will die Berliner Staatsanwaltschaft nun aber doch noch Licht in die Sache Schadwald zu bringen versuchen - falls es überhaupt Hinweise gibt.Am Montag verwirrte der Kriminalfall sich noch mehr.Der Vater des Verschwundenen wurde festgenommen, aber nur, weil er zwei Geldstrafen nicht bezahlt hat.Kurz danach kam er wieder frei.

Die Versuche, dem in Berlin verschwundenen Manuel Schadwald noch auf die Spur zu kommen, gehen offenbar in die letzte Runde.Der Hauptabteilungsleiter Jugendstrafrecht bei der Berliner Staatsanwaltschaft Victor Weber wird noch in dieser Woche versuchen, im italienischen Pisa an der Vernehmung des Belgiers Robby van der Plancken teilzunehmen.Plancken sitzt in Italien wegen eines ungeklärten Todesschusses auf seinen Freund Gerrit Jan Ulrich ein und ist jener Mann, der angeblich über Kinderhändlerringe in Holland und Deutschland und auch über Manuel Schadwald etwas sagen kann.Der Berliner Oberstaatsanwalt ist mit einem Rechtshilfeersuchen nach Italien gefahren, wie Generalstaatsanwalt Hansjürgen Karge gestern gegenüber dem Tagesspiegel bestätigte.

Die Ermittlung ist unkonventionell genug.Weber, der nebenbei auch zweiter Vorsitzender des deutschen Richterbundes ist, fuhr vorige Woche nach Süden in den Urlaub.Dabei will er, um die Ermittlungen im Fall Schadwald zu beschleunigen, einen Abstecher nach Pisa machen.Wegen des italienischen Prozeßrechts kann van der Plancken nicht mehr von Polizisten, sondern nur von Staatsanwälten vernommen werden.Karge ist guter Hoffnung, daß Weber bei einem Haftprüfungstermin dabei sein kann und daß seine italienischen Kollegen die Berliner Fragen zur Sprache bringen.Weber spricht, so Karge, "un pocco" italienisch, außerdem soll ein Dolmetscher helfen.

Karge erklärte erneut, daß die Ankläger keine Erkenntnisse hätten, wonach der Vater des damals 12jährigen Manuel Schadwald, Rainer Wolf, am Verschwinden seines Sohnes beteiligt gewesen sei.Es gebe lediglich Zeugenhinweise, daß er im Päderastenlokal "Pinocchio" verkehrt habe.Das sei aber nicht strafbar.

Ihre Ermittlungen hatte die Justiz in einem offiziellen Bericht für den Rechtsausschuß am 14.Mai aufgelistet, der jetzt beim "Spiegel" als geheimnisvoller "Vermerk" der Senatsverwaltung auftaucht.Auch darin heißt es, alle Hinweise hätten "leider keine verwertbaren Erkenntnisse gebracht".Allen Beteiligten ist aber klar, daß die Berliner Stricherszene ständig Austausch mit Holland unterhält.So hatte ein Informant vor der Staatsanwaltschaft angegeben, er habe "ca.20 männliche Personen zum Zwecke der ...Prostitution oder zur Herstellung von Pornofilmen gegen Entgelt nach Holland ...vermittelt".Der "Empfänger" wurde dort inzwischen verurteilt.Fünf Jugendliche bzw.Heranwachsende aus dem Kreis wurden ermittelt und vernommen: Sie seien "freiwillig und in Kenntnis dessen, was sie in Holland erwartete, mitgefahren".

HANS TOEPPEN

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