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Exklusiv

Staatsbibliothek Unter den Linden: Neuer Stabi-Lesesaal öffnet ein Jahr später

Die Berliner müssen noch ein weiteres Jahr auf ihre große neue Bibliothek warten. Beim Neubau des zentralen Lesesaals der Staatsbibliothek Unter den Linden gibt es weitere Verzögerungen, eröffnet wird er nun voraussichtlich erst 2013.

Zuletzt war die Eröffnung für dieses Frühjahr geplant. Dass sich der Neubau weiter verzögert, erfuhr der Tagesspiegel am Donnerstag beim Bauherrn, dem Bundesamt für Bauwesen und Bauplanung.

„Es gibt hunderte von Gründen, die zu Verzögerungen geführt haben“, sagte der Sprecher des Bundesbauamts, Andreas Kübler, auf Anfrage. Unter anderem seien „sämtliche Handwerksbetriebe durch die Fertigstellung des Flughafens BBI absorbiert“. Hinzu kämen bauliche Probleme bei der Verbindung vom Altbau mit dem freistehenden Neubau im Innenhof der „Stabi“ und mit seiner Glasfassade. Auch seien Handwerker insolvent gegangen.

Ursprünglich sollte der gläserne Kubus mit Arbeitsplätzen für 250 Leser, den Stararchitekt HG Merz in das historische Haus Unter den Linden einbaut, 2011 zum 350. Jubiläum der Staatsbibliothek fertig werden. Doch schon im Frühsommer letzten Jahres zeichnete sich wie berichtet eine Verzögerung bis zum Frühjahr 2012 ab. Die genannten Gründe waren dieselben, die das Bundesbauamt jetzt wieder nennt. Die Sprecherin der Staatsbibliothek bestätigte, dass die Eröffnung erneut verschoben werden müsse, eine Stellungnahme könne Generaldirektorin Barbara Schneider-Kempf aber nicht abgeben. Der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, zu der die Bibliothek gehört, will sich erst heute äußern.

Der Rohbau des neuen Lesesaals war erstmals im Juni 2011 in der „Langen Nacht der Bibliotheken“ zu sehen. Die nackten Wände standen schon, auch der Unterbau der Arbeitsplätze für die Leser. Unter der Decke schwebte bereits die „Kunst am Bau“, ein von Olaf Metzel gestaltetes monumentales Papierknäuel.

Und seitdem soll kaum etwas geschehen sein? Im Bauplanungsbüro am Lützowplatz, das Mitte 2011 die Bauleitung übernommen hat, heißt es, man solle direkt auf der Baustelle anrufen. Dort gibt sich ein Mitarbeiter überrascht. „Die üblichen Bauprobleme, aber nichts was eine große Verzögerung verursachen würde“, sagt der Mann, der sich als „Koordinator vor Ort“ bezeichnet. Seinen Namen will er nicht nennen, aber es klingt Stolz an, als er den Zustand der Baustelle beschreibt: „Die Tischplatten sind drauf, wir sind am Möblieren, Leuchten hängen an den Decken – das sieht hier immer besser aus.“ Über zwei Kilometer Regale stünden im neuen Lesesaal, derzeit würden Terrazzo- und Kunststoff-Fußböden verlegt. Probleme im Hochbau könnten kein Grund für eine spätere Eröffnung sein.

Detailreich berichtet jedoch auch Andreas Kübler vom Bundesbauamt über die Verzögerungen beim Ausbau des Lesesaals. Im späten Frühjahr werde der Innenausbau so weit fertig, dass die Klimatechnik eingepegelt werden könne. Nach dreimonatigen Probeläufen solle dann die Schlüsselübergabe an die Staatsbibliothek erfolgen. Erst danach könnten die Bibliothekare anfangen, die 127 000 Bände des Freihandbestandes einzuräumen. Zuvor aber solle es im Herbst einen Tag der offenen Tür geben – „im leeren Lesesaal“, wie Andreas Kübler sagt.

Der Wechsel der Bauleitung vom Büro HG Merz, das sich ganz auf die Sanierung der Staatsoper konzentrieren will, zum Bauplanungsbüro am Lützowplatz, sei nicht für die Verzögerungen verantwortlich, betont Kübler. Bei den zuletzt auf 365 Millionen Euro bezifferten Baukosten für den Neubau und die komplette Sanierung des Altbaus werde es jedenfalls bleiben. Auch wenn sich die Fertigstellung des gesamten Vorhabens um ein Jahr bis 2015 verschieben werde.

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