zum Hauptinhalt
Auftritt. Rund 50 000 Menschen kamen am Wochenende zur Umzugsparty

© dpa

Staatsoper: Der letzte Akt - vor fünf Jahren

Vor fünf Jahren feierte die Staatsoper ihren Abschied. Rund 50.000 Menschen kamen zur Umzugsparty auf dem Bebelplatz. Was Ewa Kalwa und Udo Badelt damals schrieben.

So viel Glück ist schon fast unerhört: Wochenlang erinnert der Mai eher an den Februar – und in dem Moment, in dem die Staatsoper auszieht, zieht der Sommer ein. Am Sonntag Nachmittag wölbt sich ein herrlich blauer Himmel über die steinernen Monumentalgebäude am Bebelplatz. Daniel Barenboim dirigiert die Staatskapelle, gespielt wird Tschaikowskys vierte Symphonie f-Moll. Rund 30 000 Menschen sind gekommen, der Platz ist gut gefüllt, auch auf den gesperrten Linden ist kein Durchkommen. Dirigent und Musiker tragen weiße Hemden und wirken gelöst, als seien sie froh, bei dem Wetter unter freiem Himmel spielen zu können und nicht wie noch am Sonnabend im dunklen Graben der Staatsoper.

Nach knapp fünfzig Minuten ist alles vorbei, inmitten des Applauses ergreift Barenboim das Mikro. „Gibt's nicht“, sagt er nur und meint eine Zugabe. Er hätte diesen Erfolg nicht erwartet, kokettiert er, und keine zusätzlichen Noten mitgebracht. Aber fürs nächste Mal verspricht er gleich zwei Zugaben – der Applaus brandet wieder auf.

Wenige Stunden zuvor ist das Bild noch ein anderes. Nur rund 200 Menschen schauen sich am Vormittag die drei Jahre alte Aufzeichnung einer Inszenierung von Massenets „Manon“ auf der großen Leinwand an. Gut ist die Stimmung trotzdem. Sabine Roßmann aus Friedrichshain hat Sekt und Ananasstückchen neben sich ausgebreitet. „Was kann es Schöneres geben, als in der Sonne zu sitzen und diese Oper zu genießen?“, sagt die 35-Jährige. Sigrid von Knoop aus Charlottenburg und ihr Mann waren auch am Sonnabend schon hier, für die Liveübertragung von Achim Freyers Inszenierung von Tschaikowskys „Eugen Onegin“. Da waren es rund 25 000 Besucher, die den kostenlosen sommerlichen Opernabend genossen. Und Hunderte haben danach im Magazingebäude weiter gefeiert auf der „Kistenparty“ – so genannt wegen des bevorstehenden Umzugs der Staatsoper ins Schillertheater. „Die Stimmung war zwar toll“, sagt Sigrid von Knoop, „aber die Inszenierung war schrecklich – nicht genug Oper, nicht genug Kostüm, Bühne und Opulenz.“ Richtig traurig sind die wenigstens Besucher über den Umzug der Staatsoper. Die meisten sehen ein, dass es eben sein muss, wenn der Gebäudezustand eine Sanierung verlangt, und wollen auch ins Schillertheater gehen.

„Und dann freue ich mich auf die neue Klimaanlage nach der Modernisierung“, sagt Nellja Weiß. Damit es ihr in der Sonne nicht zu heiß wird, hat die 53-Jährige aus Mitte einen Sonnenschirm aus beigefarbener Spitze mitgebracht – noch ein Hauch Opernromantik mehr auf dem Bebelplatz. Jetzt, da die letzten Töne verklungen sind, müssen die über 500 Mitarbeiter der Staatsoper geschwind die rund 7000 Umzugskisten packen, denn am Donnerstag kommt schon der erste Umzugswagen. Ewa Kalwa/Udo Badelt

Der Beitrag erscheint in unserer Rubrik "Vor fünf Jahren".

Zur Startseite